Dieser Überblick (Abb. 1) läßt erkennen, daß in der 70jährigen Fertigungsgeschichte sowohl das Festhalten an einzelnen Konstruktionsprinzipien wie auch Veränderungen und Entwicklungen feststellbar sind.
Bemerkenswert erscheint dabei zunächst, daß Adam Landsiedl bei der ältesten Uhr von 1742 (Abb. 1) statt Holzzähnen in allen Rädern (außer dem Zeigerrad) Eisenstifte verwendet, ein Bauprinzip, das auch in anderen geographischen Bereichen immer wieder nachweisbar ist (vgl. z. B. die böhmischen Schwalbenschwanzuhren). Die Eisenstifte bei dieser Uhr sind vorn abgeflacht und leicht zugespitzt.
Bereits bei der Uhr von 175o (vgl. Abb. 4) ist die Zahnung mit Eisenstiften aufgegeben. Nur Steigräder und Kronräder bleiben, auch bei Michael Landsiedls Uhren, in Zukunft gestiftet. Ein Vergleich der Zähnezahlen zeigt, daß die Eisenstifte eine engere Verzahnung erlaubten (Vergleich der Bodenräder: 1742 = 6o Zähne, 175o = 48 Zähne).
Weitgehend unverändert bleiben die eigentümlich langgezogenen Triebstöcke von ca. 25 mm Länge. Nur bei der letzten Uhr von 1810 haben die Triebstöcke ein normales Maß, vermutlich aus Platzgründen, weil hier drei Werke hintereinander gelagert sind.
Unverändert während der 70jährigen Fertigungszeit ist auch die Konstruktion des Werkgestells. Charakteristisch dafür ist die Verzapfung mit dem Querbalken im oberen Drittel und das Einlassen und Verkeilen der Gestelldecke in die vier Eckpfeiler. (Elemente dieser Gestellbauweise können auch im weiteren Raum Linz/Salzburg beobachtet werden.) Zur Lagerung von Spindelwelle und Steigrad ist als Brücke über die vordere und rückwärtige Platine unter dem abnehmbaren Werkdach eine Holzleiste eingesetzt.
Alle Landsiedl-Uhren waren mit Glasglocken versehen. Außer der letzten Uhr von 1810 (Abb. 2 und 3) waren auch alle einzeigrig. Bei der Zeitanzeige dieser späten Holzräcleruhr liegt der Stundenring für den langen Zeiger außen, der Ring für die Viertelstunden innen: in ihm ist — was selten vorkommt — zusätzlich eine Minuterie angegeben.
Alle vier Uhren sind mit einem Weckerwerk gebaut. Bei den Uhren von »A+ L+S« handelt es sich dabei um einfache Stiftenwecker mit einem einzelnen Weckerrad seitlich oder hinter dem Gehwerk.
Ganz anders die Weckerwerke in den Uhren von »M+L+S«. Sie gehören zum Ungewöhnlichsten, was in dieser Beziehung bei Holzräderuhren gebaut worden ist. Zunächst: das Räderwerk ist ähnlich einem kompletten Schlagwerk gebaut, das heißt, es setzt sich aus Bodenrad (Schlagrad), zwei Zwischenrädern und einem Windflügel zusammen. Durch diese ungewöhnliche Bauweise boten sich zwei Möglichkeiten. Entweder ließ man das Weckenverk nach der Auslösung ablaufen, bis das Gewicht auf dem Boden angekommen war, was eine ununterbrochene Läute-zeit von mehreren Minuten bedeutete, oder man stellte den Wecker bald wieder ab, wozu der Auslösestift in der Weckerscheibe gezogen werden mußte. Es genügte dann, das Weckerwerk ein-oder zweimal in der Woche aufzuziehen. In jedem Fall wurde, wer eine solche Spitzenwinkler Uhr besaß, wahrhaft sanft aus dem Schlaf geholt. Das Schlagen des Weckers war nämlich — und das ist das eigentliche Phänomen dieser Weckerwerke — ein ausgesprochen harmonisches Läuten auf drei (!) wohl abgestimmte Glasglocken, die in ruhiger, gleichbleibender Folge angeschlagen wurden. Bei der Uhr von »M+L+S« 1810 wird beispielsweise fortwährend der Dreiklang »c-g-c« gebildet. Recht bescheiden wirkt dagegen das ...
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