Folgende Sagen stammen aus einer Sammlung der Lehrergemeinschaft des Bezirkes Amstetten aus dem Jahre 1952, und wurden unter "sagen.at" 2006 neu aufgenommen.
Die Sage von Haager Kirchbau
Die Sage vom Haager Kirchenbau
Einst stritten zwei Ritter darüber, auf welcher Stelle die Haager Kirche erbaut werden sollte. Man kam zum Entschluss, sie im Tale zu errichten. Das Baumaterial war bereits mit großer Mühe herbeigeschafft worden, da geschah es, dass über Nacht alles weggeräumt und von unsichtbarer Hand auf den Hügel getragen worden war, wo heute die Kirche steht. Die Arbeiter nahmen sich wiederum die Mühe und brachten die Steine ein zweites Mal ins Tal. Aber über Nacht geschah dasselbe und später noch ein drittes Mal. Der Baumeister entschloss sich nun, die Kirche auf dem Hügel zu errichten. Man erzählt heute noch, dass der Teufel es war, der diesen nächtlichen Spuk getrieben hatte. Weil er die Hand beim Kirchenbau im Spiele hatte, wollte es später auch nicht gelingen, die grauen Kirchenmauern mit Mörtel anzuwerfen. Aus diesem Grunde hat die Haager Kirche ihr graues Bild bis heute bewahrt. (Huber)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 97
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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Der Schwarze Stier von Haag
Der schwarze Stier von Haag
In Stampf, 7 Kilometer südlich von der Stadt Haag, wissen alte Leute eine ähnliche Sage über die Haager Kirchengründung zu erzählen:
Vor Zeiten soll Haag "Schwarzhaag" geheißen haben; das kam so: Als die Haager Kirche gebaut werden sollte, wurde der Grundstein auf die Ebene von Grünberg gelegt. Am nächsten Morgen war zur größten Verwunderung der Leute der schwere Grundstein verschwunden. Man fand ihn an einer anderen Stelle und schleppte ihn mühselig wieder zurück. Dasselbe wiederholte sich mehrere Male. Da versteckten sich einige neugierige Arbeiter am nächsten Abend in einem nahe der Baustelle liegenden Gebüsch, um zu sehen, wer in der Nacht immer den Stein wegbrächte. Und jetzt bemerkten sie es! Ein schwarzer Stier stampfte um Mitternacht daher und trug den Stein auf einen Hügel. Man ließ nun den Grundstein an dieser Stelle und so wurde die Kirche von Haag auf dem betreffenden Hügel erbaut. Nach dem schwarzen Stier nannte man die ganze Siedlung "Schwarzhaag". (Kindslehner)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 98
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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Die Teufelswiese bei Salaberg
Die Teufelswiese bei Salaberg
Inmitten des Salabergerwaldes befindet sich eine Wiese. Es soll vorgekommen sein, dass einmal ein Bauer spät in der Nacht aus dem Wirtshaus kam, durch den Wald heimging und an der betreffenden Wiese vorbeikam. Plötzlich glaubte er, vor sich einen hässlichen Hund zu sehen. Der Bauer fasste Mut und wollte das Tier näher betrachten. Doch zu seinem Schrecken wurde der Hund immer größer und größer und schließlich nahm das Ungetüm die Gestalt des Teufels an. Der Bauer ergriff die Flucht und lief, so schnell er nur konnte, in das Bauernhaus "Unterholz", das am Rande des Salabergerwaldes steht. Der Teufel folgte ihm und fuhr mit einem entsetzlichen Krach gegen das Scheunentor, das der Bauer noch in der letzten Sekunde hinter sich zugeschlagen hatte. Der am ganzen Leibe zitternde Mann brauchte einige Wochen, bis er sich von seinem Schrecken erholt hatte. Seit diesem unheimlichen Ereignis heißt die Wiese im Salabergerwald, auf der dem Bauern der Leibhaftige erschienen war, bei allen Leuten die "Teufelswiese." (Huber)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 98
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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Der Grauhund von Salaberg
Der Grauhund von Salaberg
Vor Zeiten besaß eine Schlossherrin auf Salaberg einen gar üblen Ruf, denn ihr Lebenswandel war alles eher als gut. Ihr gräflicher Gemahl war über die schlimmen Eigenschaften seiner von ihm überaus geliebten, schönen Gattin so untröstlich und unglücklich, dass er schließlich einen Kriegsfall als willkommene Gelegenheit benützte, von daheim fortzukommen.
Und seither blieb er verschollen. Das einzige Geschöpf, zu dem die stolze Frau wirklich etwas wie Zuneigung zeigte, war ein großer, grauer Hund mit grünschillernden Lichtern, den der Graf einst als kleinen Welpen von einer Jagdreise aus einem fremden Lande mitgebracht hatte. Die Leute merkten aber bald, dass dieser Hund nicht recht geheuer war. Schon sein Aussehen glich ja nicht dem eines richtigen vierbeinigen Begleiters des Menschen, sondern eher dem seines wilden Vetters draußen in der Wildnis des Ennswaldes, dem Grauhund. Und wehe, wer dem herrschsüchtigen Weibe im Waldschlosse Salaberg nicht zu Willen war oder irgendwie seinen Plänen im Wege stand, er setzte sich der Gefahr aus, die grausige Bekanntschaft dieser Hundebestie zu machen. Was Wunder, dass man schließlich munkelte und sich zuraunte, unter der Gestalt dieses Hundes verberge sich ein satanisches Wesen, ein Dämon, mit dem die Gräfin im Bunde wäre. Auf einem ihrer wilden Jagdritte, bei welchen sie wahllos durch die prangende Feldflur der Bauern raste, verunglückte sie zuletzt tödlich. Als man sie in der Familiengruft bestattet hatte, legte sich der geheimnisvolle Hund auf den Gruftdeckel. Und dort lag er nun Tag für Tag. Alle Versuche, ihn zu vertreiben, blieben vergeblich. Kam jemand in die Nähe, so sperrte er wütend seinen fürchterlichen Fang auf, dem Feuer und Rauch entströmten. Ein hünenhafter Schmied, der sich mit einer glühend gemachten Eisenstange dem Grabe näherte und desgleichen ein Jäger, der sich mit seiner Armbrust anzupirschen versuchte, mussten daran glauben, sie wurden von dem Gespensterhund in Stücke zerrissen. Auch Beschwörungen mit Kruzifixen und mit Weihwasser verfingen nicht. Längst schon wuchs Gras um die Gruft, die graue Bestie aber wich nicht von derselben, zumindestens nicht tagsüber. Nachts hörte man sie manches Mal durch den Salabergerwald schnauben. In die Nähe der Grabstätte wagte sich niemand mehr, bis endlich jemand auf den Einfall kam, den Eremiten, der in einer weltabgeschiedenen Klause des Ennswaldes sein Dasein führte und von dem man sich erzählte, dass ihm alle Tiere der freien Wildbahn gleich Haustieren zugetan seien, zu Rate zu ziehen. Und dieser Eremit, eine hohe, edle Gestalt, eher einem Ritter als einem schlichten Einsiedler gleichend, sagte auch zu und begleitete die Bittsteller nach Salaberg. Eine Schar Männer, mit allen möglichen Mordwerkzeugen versehen, wollte sich ihm zur Verfügung stellen, doch er wies alle zurück. Einige aber schlichen ihm heimlich nach und konnten sodann beobachten, wie der Klausner ruhig und gelassen und gänzlich unbewaffnet, so wie er gekommen, auf das Grab der Gräfin zuschritt. Einige Schritte vor diesem blieb er, wie in Gedanken versunken, stehn und schien sich vorerst um dessen unheimlichen Bewacher gar nicht zu kümmern. Erst als sich der Grauhund hoch aufrichtete und die dolchartigen Zähne bleckte, wobei er starr gleich einer Statue auf dem Gruftsockel verharrte, lenkte er seine Blicke auf ihn. Die Beobachter verhielten den Atem vor Spannung und Erregung. Doch staunend gewahrten sie, wie der Rachen, ja die ganze Gestalt des Raubtieres förmlich zusammenklappte. Und nun eine flüchtige Handbewegung des Einsiedlers, und der Grauhund sprang mit einem mächtigen Satze auf ihn zu und beleckte seine Hände! Lammfromm trabte er hinter der sich nach einem langen Blicke vom Grabe entfernenden Gestalt her und verschwand mit ihr in des Ennswaldes grüner Unendlichkeit. Seither hat niemand mehr den Grauhund gesehn. Der Einsiedler galt aber fortan als Heiliger. (Wallner)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 94
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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Der fluchende Bauer im Hühnerloch
Der fluchende Bauer im Hühnerloch
Ein Haager Bauer war bekannt und gemieden wegen seines gräßlichen Fluchens. Er fluchte, wenn es heiß war und wenn es regnete, er fluchte beim Essen und bei der Arbeit. Nichts war ihm recht. Einmal, vor langer, langer Zeit, wackelte er vom Wirtshaus heim und fluchte wieder ganz schrecklich. Da bekam er auf einmal einen Begleiter, einen Hund mit roten Augen, der nicht mehr von seinen Fersen wich. Dem Manne wurde bange ob dieses unheimlichen Tieres, und er ahnte, daß es in Wirklichkeit der Teufel sei! Immer schneller und schneller rannte der Bauer, und bald hatte er sein Haus erreicht. Aber er getraute sich nicht anzuläuten, weil er fürchtete, der teuflische Hund könnte mit ihm ins Haus eindringen. In seiner höchsten Verzweiflung schloff er nun blitzschnell durch das Loch in der Türe, wo die Hühner aus- und eingingen, und warf schleunigst hinter sich das Hühnerbrett herunter. Draußen verwandelte sich der Hund, und der Teufel sprang wütend an die Haustüre, dass es im ganzen Hause dröhnte und krachte; aber er konnte nicht hinein. Am nächsten Morgen sah man an der Haustüre einen schwarzen Hufabdruck. Der Bauer ließ ein neues Tor anfertigen, aber über Nacht bemerkte man auch daran den Abdruck des Teufelshufes. Seit dieser Nacht war der Bauer vom Fluchen geheilt! (Kindslehner.)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 99
Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006.
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Teufel und Schulbub
Wie der Teufel einen Schulbuben geholt hat
Die Stampfer erzählen, daß vor vielen Jahren ein ganz besonders böser Knabe die Haager Schule besucht habe. Seine Eltern und auch die Lehrer wußten keinen Rat mehr. Eines Tages beging der Schulbub wieder einen sehr üblen Streich. Er schmierte mit Pech eine kohlschwarze Teufelsfratze an die weiße Wand des Klassenzimmers. Da krachte es plötzlich fürchterlich, die Klassenmauer spaltete sich und der Gehörnte holte den Buben mitten aus der Schülerschar heraus und nahm ihn trotz des größten Sträubens mit sich. Hinter dem Teufel und seiner Beute schloß sich die Mauer wieder mit Donnergetöse, und nur ein schwarzer Fleck blieb an der Stelle bestehn. Dieser Fleck konnte lange Zeit nicht weggeputzt werden; erst als sich die Haager Gemeinde entschloß, eine neue, schöne Schule zu erbauen, da verschwand plötzlich der Teufelsfleck! (Nach Kindslehner)
Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten, Hrsg. Ferdinand Adl, Amstetten 1952, S. 100 Für SAGEN.at korrekturgelesen von Norbert Steinwendner, Mai 2006. © digitale Version: www.SAGEN.at .