Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

  • Das "EHREN-BUCH  zur Erbau - und Gründung des Bürger - Spitals im Markte Haag in U.Oe. V.O.W.W. angefangen mit dem Jahre 1828" liegt im Pfarrarchiv Haag auf
  • Im Jahre 2000 wurde es von Pfr. Schlögelhofer abgeschrieben
  • Im folgenden lesen sie in der Originalsprache den ganzen Text:Es ist handschriftlich abgefaßt und um 1895 ergänzt

EHREN-BUCH  zur Erbau - und Gründung des Bürger - Spitals im Markte Haag in U.Oe. V.O.W.W. angefangen mit dem Jahre 1828

 

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Geh hin, geliebtes Buch, und verkünde meinen treuen Unterthanen und biederen Insaßen des Marktes Haag, daß es mein fester, unabänderlicher Entschluß ist, Ihren so lange gehegten Wunsch nach einem Bürger Spital, Genüge zu leisten. Zwar ein kühnes Unternehmen, da kein Geld weder zum Bau des Hauses noch zur Fundation vorhanden ist; die schönen Zeiten, wo man zu einer so menschenfreundlichen Anstalt bey dem Uberflusse des Geldes hätte schreiten können, leider fruchtlos verstrichen sind. Allein verzaget nicht. Unter Gottes mächtigen Beystande werde ich an Eurer Spitze dieß Werk beginnen - und vielleicht eher, als Ihr glaubet, vollenden. Gemeinschaftliche Zusammenwürkung hat schon collosalische Dinge in der Welt hervorgebracht. Werden gute liebende Kinder nicht ihrem zärtlich liebenden Vater gern entgegen kommen, in dessen Busen ein treues Herz, lebhaftes inniges Intereße für Euer Gesamt-Wohl für das Beste Eurer armen fühllosen Kranken in ihrem Alter thront?  Der mit Seelen-Vergnügen, und aller Bereitwilligkeit seine mitleidende Beiträge spendet, unaufgefordert Euch mit Zug und Hand-Robboth beystehen wird. Der sich daher auch die angenehme Hoffnung schmeichelt auch Ihr werdet, von gleichem Eifer beseelet, diese wohlthätige Anstalt damit unterstützen. Habt Ihr doch schon durch eure bisherigen Gaben dargethan, daß Ihr Gefühl und Interesse so wie für das Elend fremder Menschen noch mehreres für die in Eurer Mitte schwebenden und schmachtenden Mitmenschen habt. Gegenwärtiges von mir errichtete Ehren und Denkbuch zeiget Euch jene Beyträge, die bereits mit Anno 1827 durch Euren Bieder-Sinn zusammen gefloßen sind,

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nennet euch jene edelmüthigen Seelen, die mit großmüthiger Aufopferung - ferne von Eigennutz, sich für die leidende Menschheit hingegeben haben. In diesem ewig denkwürdigen Buche sollen sie zur Ehre des Marktes prangen, deren Nahmen mit unauslöschlichen Buchstaben in jenem großen Buche des Lebens für eine glückliche Ewigkeit aufgezeichnet sind - zeiget Euch, wie weit unsere Arbeiten bereits vorangeschritten sind, so, daß mir die angenehme Hoffnung leuchtet, daß dieses Gebäude durch unsere gemeinschaftliche Anstrengung vielleicht schon im künftigen Jahre dem sehnlich erwünschten Ende werde zugeführet werden. Nehmet dann endlich dieses gestiftete Werk als ein Augenbinde von Euren dermaleinst scheidenden Seelenhirten an;   der seinen Gebeine gern der kühlen Mutter Erde überlassen wird, wenn der beruhigende Gedanke ihn auf seinem todten bette erquickt, daß so mancher alte mühselige Marktbewohner, so manche elende hülfsbedürftige Insaßin in diesem Hause Herberge, treue und Wartung in ihren Krankheiten, in ihren alten Tage empfangen, und dann von glühendem Dank hingerissen ihre Hände gern falte, ihre brünstigen gebethe zu dem Vergelter alles Guten hinaufsenden, damit Glück, Segen und Heil dem gütigen Menschenfreunden aus der vergeudenden  Urne des Überflußes herabströme.

            Dechantshof im Markte Haag in N:Oe: V:O:W:W: (Viertel ober dem Wienerwald)

                        am 27ten May 1828

           

                                                           Gottfried v Dreger, Consistorial

                                                           Rath, Dechant und landesfürstlicher

                                                                       Pfarrer

 

Danach folgen Listen der Spender

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Dieser Ausweis gibt uns nun die freudenvollesten Aussichten. Der gesamte Verein ersieht daraus einen Fond von Obligationen in  C:M: 200 fl. Von Obligationen in W.W.. 50 fl . an barem Cassa-Vorrath 588 fl. - wovon jedoch die am Ende des Buches ausgesetzte Ausgabe für bereits angeschafte Holz Materialien pr 357 fl 39xr abzuziehen ist.

Somit bleibt baarer Rest 230 fl 21xr und 250 fl Obligation.

Wird nun unser Lieblingsplan ausgeführet, das Markthaus unter Gottes mächtigen Beystande, unter der wohlwollenden Leitung, und Mitwürkung unsers allgemein verehrten Herrn Direktors zu veräußern, und dann seiner Zeit diese dermahlinge Freyhaus auf ewige Zeiten dem Spitale zu schenken, so entspringen daraus sehr bedeutende herrliche Vortheile.

Da 1. Diese Häuschen doch auch um 6-700 fl W.W. weggehen kann, so setzt uns dieser Zuwachs an Geld noch Feuer in den Stand, wenigstens den Dachstuhl herzustellen, und vielleicht dermalen noch die Grundpfeiler aufführen zu lassen, bis in dem nächsten Jahre wahrscheinlich, ja fast gewiß durch die neuerlich zu erwartende menschenfreundlichen Beyträge, durch gemeinschaftlich zu leistende Hand- und Robbath das ganze Gebäude schön, und feuersicher hergestellt seyn dürft.

2. Dadurch werden die dem Markt drückende Auslagen für Herhaltung des Häuschens in gutem Stande, der Wohnung des Markt-Dieners, der Zimmersteuer und andere Auslagen erspart, weil das Häuschen wegfällt, und dem Diener seine Wohung in dem Spitale angewiesen wird.

3. Nachdem die von der Kirche, dem Markte und Bezirke erkaufte Feuerspritze vermög hohe Regierungs und Kreisamtsbefehl ein eigenes Prepositorium haben muß, zu dessen Bau

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auch größere Unkosten erforderlich sind, die dem Markte wehthun, nebst dem daß kein schicklicher Platz vorhanden ist; So erhält in dem Spitalgebäude die Spritze einen angewiesenen feuersicheren Ort, der Diener seine Wohnung.

4. Der Markt stiftet durch den Verkauf dieses Häuschens, an dem wohl nichts liegen kann, einen Untherthan zum Spital, und legt dadurch einen kleinen Grundstein zu einem zwar dermalen noch nichts heißenden Fonde.

5. Obschon in dien Spitälern zwar Ruhe und Friede zu Hause seyn sollte, jeder redliche Menschenfreund diesen halb abgelebten Menschen selben gern vergönnte, so wird die Anwesenheit des Dieners, der so zu sagen Haushofmeister ist, durch seine Aufsicht und Commando viele Uneinigkeit vorbeugen können.

 

Wie soll ich aber nicht in einen entzückenden Jubel ausbrechen über den biederen Menschenfreund Herrn Sebastian Eberstaller, hiesiger Marktrichter und Wundarzt. Uneigennützig, und mit großmüthiger Aufopferung trägt dieser edle Mann bereits 200 fl in Obligationen in Conventions Münz und 60 fl W.W. noch besonders bey, und zeigt dadurch seine heiße Gier nach diesem rühmlichen Institut, das Seinen hochherzigen Eyfer für das gemeinnützige Beste des Marktes in dem schönsten Glanze darstellt, und Seine Verdienste um die gute

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Sache laut das gerechte Lob spricht. Möchten die Regungen unserer mit glühendem Danke erfüllten Herzen, dem gütigen Geber ein kleiner Ersatz Seinem wohlwollenden Herzen seyn, und diese schöne rühmliche Handlung viele Nacheiferer finden,  der Geber alles Gunten Ihm aber das tausendfach ersetzen was der Mund nur stammeln, das flammende Herz nur mit dem süßesten Wonnegefühle empfinden kann ! ! !

 

 

Seite 11 - 16  Spendenlisten.

Seite 16:  Bewilligung des Spitals Baues zu Haag ....

 

Seite 17 - 20: verschiedene Schreiben

 

Seite 21 - 22  Spendenliste

 

Seite 23 - 27 verschiedene Schreiben

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Nachdem im Laufe der Jahre das vorbesprochene Bürgerspital seinem Zwecke entfremdet und zur Unterbringung des k.k.Bezirksgerichtes und Steueramtes und später einem Zinshause verwendent wurde, war schon Bürgermeister Ferdinand Bachmayr willens und bestrebt, dafür ein Gemeinde-Krankenhaus mit zugleicher Altersversorgung zu errichten. Dechant Höllrigl hat auch dazu wiederholt gedrängt.

Der am 13.Mai 1895 zu Marbach am Walde verstorbene Pfarrer und Consistorialrath Johann Georg Hochwallner, geb. am Mayrhofergute zu Richersdorf, hat testamentarisch 8698 fl bestimmt als einen Fond, „wodurch es möglich werden möchte, daß in Haag, seiner Geburtspfarre früher oder später je nach Umständen Klosterfrauen sich ansiedeln, arme Schulschwestern, barmherzige Schwestern zur Krankenpflege oder sonst eine katholische wohlthätige Anstalt zu Stande komme. Das hochwürdigste Konsistorium zu St.Pölten, bezw. das hochwürdige Pfarramt zu Haag wird innigst gebeten die diesbezügliche Verwaltung dieses Fonds zu übernehmen.“

Von diesem Vermächtnisse wird die an die Pfarrkirche Haag NÖ vierulierte Staatsr. Nro 24.093 

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dto 1/3 1897  per 17800 Kronen angekauft.

In Anbetracht der allgemeinen Wünsche und zur Realisierung der Pfarrer Hochwallner´schen Intentionen hat die löbliche Gemeindevertretung von Haag den Beschluß gefaßt, zur ewigen Erinnerung an das 50 jährige Regierungsjubiläum Sr. Majestät unseres allergnädigsten Kaiseres Franz Josef I.  als Wohltätigkeitsakt ein Gemeinde-Krankenhaus bezw. Gemeinde-Versorgungshaus zu erbauen.

Die löbliche Sparkassa von Haag hat zu diesem Zwecke aus dem Reservefonde in munifirter Weise 50.000 Kronen gespendet.

Als Bauplatz wurde von der Pfarre Haag die Parz. Nro 130/2 per 1 Joch 387 kl  um 1050 fl. angekauft

Von der Gemeindevertretung wurden zum Bau-Comité bestimmt: Hr.Bürgermeister Josef Aigner, Dechant Höllrigl und Herr Advocat Dr.Jenál.

In dem zum Bauen sehr günstigen Jahre 1898 wurde dieses Gemeinde-Versorgungshaus glücklich erbaut; zu dem war auch der Herbst zu den vielen Erdarbeiten und Planierungen des Gartens sehr günstig.

Die Bauauslagen beliefen sich auf 28.000 fl.

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Am 2. Dezember 1898 fand die feierliche Einweihung der Anstalt durch den hochwürdigen Herrn Professor Ambros Sturm statt. Hierzu ist erschienen: die ehrw. Generaloberin Maria Gonzaga Zimpel vom Mutterhause Wienerstraße V., die Honoratioren von Haag. Herr Bürgermeister Josef Aigner hielt eine geziemende Anrede und Herr Professor Sturm hielt nach der Benediction die begeisterte Festrede.

Die Leitung der Anstalt und Führung der Wirtschaft wurde übergeben 3 Schwestern des 3. Ordens des hl.Franziskus von Assissi:

1)  Schw.M.Pia Pfaffenbichler, geb.zu St.Michael am Br. 1863, Prof.1889 als Localoberin.

2)  Schw.M.Mansuette Hötzl, geb. zu Aschbach 1856, Prof 1890   und

3)  Schw.M.Basilia Schenkermaier, geb. St.Michael 1865, Prof. 1891.

 

Von der Gemeinde wurde in das Verwaltungscomité gewählt: Herr Bürgermeister Josef Aigner, Herr Gemeinderath Michael Geiblinger vom Fadlhof, Herr Stefan Rathmayr, Privatier in Haag und zufolge Stiftung Dechant Monsignore Höllrigl, von welchen Herr Josef Aigner als der amtierende Verwalter der Anstalt gewählt wurde.

Herr Doctor Hufnagl hat sich unentgeltliche Behandlung der Kranken in generoser Weise zugesagt, sowie er sich seit seines bisherigen 30-jährigen Wirkens in der Gemeinde die größten Verdienste erworben hat, auch Ehrenbürger mit vollem Rechte geworden.

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Die Anstalt hat einen dreifachen Zweck:

I Ältere Personen, vertragsmäßig bis zu ihrem Ableben gänzlich zu versorgen, oder einzelne ältere Leute auch gegen monatliche Zahlung aufzunehmen;

II In der Gemeinde Erkrankte als Dienstboten, Gesellen oder Alleinstehende bis zu ihrer Genesung gegen entsprechende Zahlung aufzunehmen und zu pflegen;

III Ambulante Krankenpflege, vorzugsweise in der Gemeinde.

 

 

                                               Viele leere Seiten

 

gegen Ende des Buches 6 Seiten Auslagen zum Bau des Spitals

aus der Zeit um 1828.