Öd, Edt, Ed
In Haag selbst waren offensichtlich in der Karolingerzeit höchstens einige freie Bauern sesshaft, keinem Herrn, außer dem König und seinen stellvertretenden Grafen untertan. Ihre Güter wurden als Allode bezeichnet, wobei jedes Allod eine Vollhube ausmachte.
Die „Allode" wurden damals schon kurzweg Ode, Öde oder auch Eude genannt, ein Wort, dessen Bedeutung später in Vergessenheit geriet. Es bezeichnete aber nichts anderes als ein freies Eigentum oder einen Schatz und kommt heute noch in zusammengesetzten Hauptwörtern wie in Eigennamen vor:
So heißt Kleinod ein kleiner Schatz, Heimat = Heimod - Heimschatz, eigenes Heim. Auch in einer Reihe von Höfenamen im Pfarrsprengel von Haag finden wir das Wort wieder, so in den Namen Gangelöd (Eigengut des Gangolfs), Sattelöd (Eigentum am Sattel), Kasöd (vielleicht wegen der dortigen Käseerzeugung) und Altenöd, ferner noch in Humpelöd und Spechtöd (heute Humpel und Specht), wie Ziegelöd (Ziegeled).
Der deutsche Name Eder bedeutet nichts anderes als den Besitzer eines Allods, einer Öde, zum Unterschiede vom Namen Lehner, dem Inhaber eines Lehens.
Für die Weistracher Pfarre wies Hans Blank auf einen aus der Karolingerzeit stammenden Hof namens Unchgesindöd, der offenbar einmal ohne Gesinde bewirtschaftet wurde. In dem Ausmaße nun, in dem der freie Bauer unfrei wurde, auf die Leistung des Kriegsdienstes verzichtete und sich unter den Lehensverband eines Herren stellte, entwickelte sich die Bezeichnung Öd zu einem leeren, unverstandenen Worte, das mitunter wie bei der Humpel- und bei der Spechtöd in Haag sogar wegfiel.
Heute könnte man meinen, diese Ödnamen deuten auf das Vorhandensein einer wüsten Einöde, was jedoch nur bei einem menschenleeren Gebiet, keineswegs bei Haag der Fall sein kann.