Mit der Übernahme der Herrschaft Salaberg, mit dem Einzug in das dortige Schloss hat die reiche Familie Kölnpeck aus Steyr nicht nur ein neues Herrengeschlecht auf den alten Boden der bischöflich-bambergischen Hofmark Haag verpflanzt, sondern auch eine völlig neue Zeit in Haag eingeleitet: die Jahrzehnte der Glaubenspaltung. Die von Luther entfachte Glaubensbewegung hat durch die Kölnpeck auch in Haag Wurzel gefasst.
Finanzielle Lage Bambergs
Immer mehr und mehr war der alte Vogteisitz und die Herrschaft zu Salaberg dem Bischof von Bamberg entglitten. Die Vogtei hatten die Herren zu Wallsee an sich gerissen und den Rohrbachern weitergegeben, die Herrschaft Salaberg selbst mussten die Bischöfe von Bamberg verpfänden, und sie wanderte nun als Pfand von Hand zu Hand. Schon der Bamberger Bischof Friedrich von Aufseß musste wegen der vielen Schulden von seinem Amte zurücktreten, sein Nachfolger, Anton von Rothan, geriet noch mehr in die Sackgasse und war im Jahre 1440 so weit, dass er sogar die bambergischen Herrschaften in Kärnten versetzen und verkaufen wollte, wenn dies dem Kapitel genehm sei, Wenn schon an die Preisgabe der ungeheuren Kärntner Besitzungen gedacht wurde - es kam nicht so weit - wie wenig ließ sich dann der doch kleinere Haager Besitz in Osterreich halten? Tatsächlich finden wir in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Hinterholzer im Besitze von Salaberg, das sie zuerst als ein Pfand von Bamberg, seit 1494 jedoch vom Landesfürsten innehatten, Die Vogtei scheint jedoch damals wieder an Salaberg zurückgekommen zu sein. Die Wallseer, jenes Geschlecht, das durch Jahrhunderte in Osterreich so mächtig war, starben aus, die Vogtei über Haag war damit zur freien Verfügung. Jakob Hinterholzer, der neben Salaberg auch die Burgen Zeillern, Moldt und Ramingdorf besaß, konnte sie jetzt erhalten. Als er starb (1504), führte seine Witwe die Verwaltung des Salaberger Besitzes weiter. Und erst nach ihrem Tode dürfte der österreichische Erzherzog Ferdinand I., ein außerordentlich frommer und kirchlich denkender Mann, die Herrschaft Salaberg an das Hochstift Bamberg zurückgestellt haben, um mit der Übergabe an den eigentlichen, rechtmäßigen Besitzer die ursprünglichen Rechtsverhältnisse wiederherzustellen, Dies muss zwischen 1523 und 1530 gewesen sein.
Niklas Kölnpeck
Leider waren die wirtschaftlichen Verhältnisse Bambergs auch jetzt noch immer nicht zufriedenstellend. Nur für ganz kurze Zeit, bis 1531, war Salaberg in unmittelbarem Besitz des Bamberger Bischofs, der das wiedergewonnene Schloss samt den Gütern nur benützte, um es gleich wieder zu versetzen, jetzt an Nikolaus Kölnpeck Niklas (wie er sich auch nannte), ein vermögender Eisengroßhändler in der Stadt Steyr, folgte dem damaligen Streben reich gewordener Bürger, veräußerte sein großes Steyrer Handelshaus und kaufte sich Edelsitze auf dem Lande.
Freilich stammten die Kölnpeck nicht von Anfang an aus einem bürgerlichen Geschlecht. Die Vorfahren waren im bayrischen Ritterstand zu Hause, dann erst wurden sie Bürger, die im Dienste des augsburgischen Kaufhauses Fugger lebten. Andreas, der Vater unseres Nikolaus, kam als fuggerischer „Faktor" von Tirol nach Freistadt in Oberösterreich und heiratete dort die Witwe eines großen Eisenhändlers, In Steyr machte er sich selbständig und wurde dort wiederholt zum Bürgermeister gewählt.
Als er starb (1526), übernahm sein Sohn Niklas das Handelshaus, verheiratete sich mit Martha Kernstock, einem Fräulein aus alter Steyrer Kaufmannsfamilie, und setzte nun sein ganzes Vermögen in herrschaftlichen Großgrundbesitz um. Er war nicht nur in der Lage, Salaberg zunächst pfandweise und dann (im Jahre 1560) „erbeigentümlich" zu erwerben, sondern er brachte auch die Herrschaft Ottsdorf mit den Sitzen Hilprechting und Thalheim in Oberösterreich an sich. Damit erreichte er seine Aufnahme in den landständischen Adel. Seine Gemahlin, Martha, wurde anno 1556 an der Außenseite der Haager Pfarrkirche beigesetzt, wo ihr wappengeschmückter Grabstein heute noch zu sehen ist. Das Wappen setzt sich aus dem der Kernstock und der Kölnpeck zusammen (Allianzwappen) und stellt einen Baumstrunk dar, aus dem drei Zweige sprießen, von denen jedoch nur der eine Blätter trägt.
Neubau der Burg Salaberg
Niklas selber oder sein Sohn Johannes ließ das alte Burgwerk zu Salaberg zu einem neuen, ganz modernen Schloss umbauen. Es bleibt selbstverständlich mit Wall und Graben umgeben und musste auch weiterhin Verteidigungszwecken dienen. Nach außen hin wurde somit der Burgcharakter gewahrt, nur im Inneren musste der Bequemlichkeit Rechnung getragen werden und hier entfaltete sich der Kunstsinn und der Geschmack der damaligen Renaissance. Vielleicht wollten die Kölnpeck mit den Arkaden und dem plätschernden Springbrunnen (im inneren Burghof, heute dem letzten, westlichsten) an die prächtigen Bürgerhausbauten in ihrer Vaterstadt Steyr erinnert sein. Wie dort in der Stadt das spätgotische Bürgerhaus seine Stockwerke vorkragen und auf mächtigen Säulen ruhen lässt, so wölben sich auch hier auf den stämmigen Säulen die runden Bogen des unteren Arkadenganges, während in den zwei oberen Geschoßen zierlich schlanke Säulen kleinere Bögen tragen: ein halbvergessenes Kleinod der Baukunst, das von Bürgerstolz und Adelsstreben vom Hereinwachsen vermögender Ratsbürgergeschlechter in den Adelsstand Zeugnis legt. Der Wiener Kunsthistoriker Dr. Richard Kurt Donin bemerkte dazu (1951), dass diese Säulengänge oder Hofarkaden „den großen Rhythmus italienischer Bogengänge in bescheidener, aber durch keinerlei untektonischer Zierart verunklärter Formung" bringen, und spricht von einer donauländischen Abart dieses Stilelementes, als dessen Beispiele er neben Salaberg auch noch die Schlösser Starrein und Grillenstein im niederösterreichischen Waldviertel erwähnt.
Johannes Kölnpeck
Das von den Kölnpeck erbaute Schloss ist trotz der großen Verwahrlosung heute noch jedem Besucher sichtbar als der innerste, oberste Schlosstrakt, der zugleich auch der älteste bestehende Teil des ganzen heutigen Schlossgebäudes ist. Vermutlich sind die Bauarbeiten bereits in der Regierungszeit des Johannes Kölnpeck beendet worden. Er ist für das Jahr 1570 im nö. Gültbuch als Herrschaftsinhaber eingetragen und hat das väterliche Erbe noch um Schloss und Herrschaft Wallsee vermehrt.
Begünstigung des Protestantismus durch den Adel
Hatte schon Johanns Vater, Nikolaus Kölnpeck, offenbar die lutherische Lehre begünstigt, und viele Zwiste mit dem Pfarrer in Haag bestanden, so tat dies in noch größerem Ausmaße nach dem Tode des Nikolaus (1570, begraben zu Haag, Grabstein an der Kirchenmauer) sein jüngster Sohn Johann, und zwar in allen seinen Herrschaftsgebieten, in Haag wie in Nieder-Wallsee, zu dessen Bereich die Pfarre Sindelburg gehörte. Dorthin kamen durch Vermittlung des Gutsbesitzers lutherische Pastoren, Diakone und Schullehrer. Ihr Wirken geht in Sindelburg durch mehr als 50 Jahre hindurch, zahlreiche Taufen und Kopulationen unter den Protestanten der verschiedenen Nachbarpfarren wurden durch sie vorgenommen. Ganz ähnlich lagen auch die Verhältnisse in Haag, seit Johannes als Herr zu Salaberg und Vogt von Haag regierte.
Gewiss galt auch für den niederösterreichischen Adel die Bestimmung des Augsburger Religionsfriedens (1555), der zufolge die Untertanen eines Landesfürsten die Religion ihres Herrschers annehmen mussten. Allein, als dieser Religionsfriede - mit seinem verhängnisvollen Grundsatz cuius regio, eius religio (wessen das Land ist, der bestimmt über die Religion) - abgeschlossene wurde, war der Protestantismus in Osterreich bereits zu stark im mächtigen Adel verbreitet, als dass die Bestimmung des Religionsfriedens hätte durchgeführt werden können. Nicht nur der Präsident der Hofkammer und spätere Obersthofmeister, Freiherr von Strein zu Schwarzenau, auch der fabelhaft reiche Freiherr von Tschernembel, zu Karlsbach bei Ybbs und zu Freidegg begütert, gehörte zu den Häuptern der protestantischen Partei. Unter den zahlreichen lutherischen Adeligen seien nur die den Kölnpeck auf Salaberg benachbarten angeführt: Haiden zu Dorf an der Enns, Seemann v. Mangern zu St. Peter, die Rohrbacher zu Klingenbrunn und Daniel Strasser zu Gleiß. Prediger des lutherischen Glaubens wurden von den Adeligen in Weistrach, Behamberg, St. Peter i. d. Au, St. Pantaleon und Nieder-Wallsee eingeführt. Sie kamen meistens aus dem deutschen Reiche und brachten neben der religiösen Lehre auch einen starken politischen Einfluss, der sich gegen das Haus Habsburg richtete.
Schuld an diesen Zuständen hatte gewiss zum Teil der allzu nachgiebige Kaiser Maximilian II., der als Erzherzog von Österreich den lutherischen Mitgliedern des Herren- und Ritterstandes zuerst mündlich die Freiheit zur Ausübung ihrer Religion auf ihren Schlössern und Kirche erteilte und sie ihnen dann auch urkundlich 1571 zusicherte.
Inwieweit nun unserem Adel ein rein religiöses Interesse am Luthertume zugestanden werden muss, inwieweit in der Glaubenssache auch wirtschaftliche Überlegungen mitspielten, war damals nicht klar zu erkennen. dass mit dem Schwinden eines katholischen Pfarrers die Verwaltung kirchlicher Einkünfte an Johannes Kölnpeck überging, lasen wir schon in dem Kapitel, das die Markt-und Pfarrgeschichte behandelte. dass, ganz allgemein gesprochen, mit der Einführung eines vom Schlossherrn bezahlten und von ihm ganz abhängigen Predigers, eines Prädikanten, Macht und Einfluss des Schlossherrn auf seine gläubigen Untertanen in beachtlicher Weise zunimmt, ist eine zutreffende logische Überlegung.
Protestanten in Haag
Gleichgültig, welche Gründe auch immer den Adel zum lutherischen Bekenntnisse geführt hatten, er besaß nun einmal die erlaubte, vom Kaiser bestätigte Begünstigung, für sich, aber auch für seine lutherischen Untertanen evangelische Prediger zu halten. Die Bauern wie die Haager Bürger liefen diesen „Neuerem" zu einem beträchtlichen Teile zu, sie scheuten am Sonntag nicht den Gang in die Schlosskapelle zu Salaberg, um dort - wie sie meinten - das „reine Evangelium" zu hören. Gewisse protestantische Anschauungen und Lehrmeinungen waren ja bereits seit dem Jahre 1525, als sich Unruhen der Bauern in schwachem Maße geltend machten, von Oberösterreich her eingedrungen; die Stadt Steyr, in vielen Belangen ein Wirtschaftspartner und das große Vorbild für Haags Bürgerschaft, hatte gleichfalls mit ihren zahlreichen Protestanten werbend gewirkt. Sicherlich war trotz allem ein Teil der Haager Bevölkerung, Bauern wie Bürger, immer katholisch geblieben, manche unter ihnen mögen sogar darunter gewesen sein, die an ein Gemisch katholischer wie protestantischer Lehren festhielten.
Vertreibung des Pfarrers
So war der Boden bereitet für jene Aktion, die Herr Johann von Kölnpeck gegen Haags katholischen Pfarrer, Herrn Hans Burkgraf, im Jahre 1576 unternommen hat. Vermutlich ist es dem Vogtherrn von Salaberg und Haag sogar gelungen, durch eine unbekannte List beim Passauer Bischof eine Deckung für sein Vorgehen zu finden und Burkgraf nicht bloß formlos zu vertreiben, sondern ihn auch in aller Form seines Amtes zu entsetzen. Dies deutet zumindest ein Schreiben an, das Ursula Alsteröderin am 2. Jänner 1587 verfasst hat. Sie bittet darin um die Bezahlung jener Summe, die sie zur Verköstigung des Bartholomäus Robuscher, Aushilfspriester in Haag, verwendet hat, und erwähnt darin folgendes:"
Als anno 1577 Herr Hans Burkgraf, Pfarrer zu Haag, auf Befehl des Bischofs von Passau durch Hanns Kölnpeck seiner Pfarre entsetzt wurde, erreichten die Haager durch Bitten bei Hanns Kölnpeck die. Bestellung des Robuscher als Aushilfspriester, der bei ihr und ihrem inzwischen verstorbenem Mann in Kost und Quartier gegeben wurde. Als es den Anschein nahm, dass ein den Haagern widerwärtiger Pfarrer (vom Bischof von Passau?) eingesetzt würde, fanden in ihrem Hause überdies oftmals Versammlungen statt. Alles das hat sie viel gekostet, mit der Bezahlung ist sie bisher, über zehn Jahre lang, vertröstet worden, weshalb sie sich beim Verwalter der Landeshauptmannschaft ob der Enns beschwert und als arme Witwe um Hilfe bittet.
Mit dem Pfarrer sind offensichtlich auch seine vier Benefiziaten aus Haag vertrieben worden. Der Gewaltakt konnte aber Pfarrer Burkgraf nicht veranlassen, auf seine Pfarre zu verzichten. Er kämpfte um sie und kehrte 1579 wieder zu ihr zurück, freilich nur mehr als Pfarrvikar. Während der Zeit seiner Abwesenheit, das ist bis in den Dezember 1579, versah die Seelsorge der Pfarrvikar Anton Brunndorfer, von dem es in der Pfarrchronik heißt, dass er anscheinend ein Protestant gewesen ist.
Welche Rolle da neben ihm der Aushilfspriester Robuscher gespielt hat, wird nicht recht ersichtlich. Gewiss war er aber ein Katholik, sonst wäre er nicht zu einem späteren Zeitpunkte, nach dem Tode Burkgrafs, als Pfarrer von Haag eingesetzt worden (1590-1593) und hätte nicht gegen die Prädikanten gekämpft. Auch die Tatsache, dass Robuschers Zusammenkünfte mit anderen Gesinnungsfreunden seiner Kostfrau so lange Zeit nicht bezahlt wurden, deutet mehr auf seine katholische Richtung. Haben wir doch aus dieser Zeit der Kölnpeck Anzeichen, dass den von ihnen herbeigeholten Protestanten Kost- und Quartiergeld anstandslos aus der Benefiziatenlade bezahlt wurde.
Prädikantenwesen
Mit der Rückkehr des einwandfreien Vorkämpfers der Katholiken in Haag, des alten und rechtmäßigen Pfarrers Johann Burkgraf, hatte nun zwar die katholische Partei einen entscheidenden Sieg errungen, aber die Protestanten brauchten sich deswegen noch lange nicht geschlagen zu geben. Hans Kölnpeck holte im Jahre darauf (1580) sogleich einen lutherischen Prädikanten auf sein Schloss: dieser hieß Johann Silberschlag, war zu Achelin bei Frankfurt am Main geboren, hatte zu Straßburg, Erfurt und Magdeburg studiert, in Böhmen und Mähren gepredigt und war als Verheirateter aus diesen Ländern vertrieben worden. Nach Österreich gekommen, ließ er sich zunächst in Rossatz nieder und bekam dann 1560 durch Franz von Zinzendorf die Pfarre Karlstetten. Er dürfte kein allzu großes Kirchenlicht gewesen sein, da er seine Prüfung schlecht bestanden hatte. Zu Schallaburg bei Melk war für ihn am 12. August 1580 eine Visitation angesetzt, zu der er jedoch nicht mehr erschien. Er hatte damals soeben auf Schloss Salaberg Unterschlupf gefunden.
Nimrod Kölnpeck
Silberschlags Gönner, der Schlossherr Johann Kölnpeck, konnte sich nicht mehr allzu lange seines neuen Priesters erfreuen. Er starb 1582 und hinterließ sein Erbe seinem Sohne Nimrod Kölnpeck, unter dem die religiösen Verhältnisse durchaus nicht besser wurden. Noch Johann Handeler (1593-1603) führte im Jahre 1593 heftige Klage gegen „die zu Salaberg begünstigten Prädikanten" und reichte seine Beschwerdeschrift bei Erzherzog Matthias ein, ohne einen Erfolg zu haben. Die adeligen Landherren waren noch immer zu mächtig, und keine Regierung konnte gegen sie an. Schließlich besaß ja Nimrod Kölnpeck neben Salaberg die Herrschaften Ottsdorf „Hilprechting und Hechenperg", sowie Niederwallsee. Solche Steuerträger brauchte die landesfürstliche Regierung; sie durften keinesfalls verstimmt werden, wo doch ständig wegen der Türkengefahr große Steuersummen benötigt wurden. Auch sprach die Rechtslage eindeutig für den protestantischen Adel. Noch im Jahre 1609 gestand Kaiser Rudolf II. dem niederösterreichischen Herren- und Ritterstand die freie Ausübung des evangelischen Glaubensbekenntnisses für sie und ihre Untertanen zu.
Charakter Nimrods
In der religiösen Lage Haags konnte erst dann ein Wandel geschaffen werden, als der Vogt zu Haag und Herr auf Salaberg nimmermehr ein Protestant war. Das trat freilich erst mit dem Verkaufe Salabergs an ein gut katholisches Adelsgeschlecht ein. Nimrod Kölnpeck hat allerdings durch seine Lebensführung wesentlichen Anteil, wenn ein solcher Verkauf überhaupt eingetreten ist. Sein Charakter dürstete nach geheimnisvollen und außergewöhnlichen Dingen. Als Nimrod Kölnpeck seine Gemahlin Salome von Zinzendorf heiratete - die Zinzendorfer stellten für die Kölnpeck also nicht bloß den Prädikanten, sondern auch die Braut! - feierte er ein geradezu fürstliches Beilager. Das Innere des Schlosses zu Salaberg scheint neu hergerichtet und dem Geschmack der Zeit angepasst worden zu sein, ein eigenes „Nimrod-Zimmer" dürfte eingerichtet worden sein, wie spätere Notizen vermuten lassen. Über 31 Jahre lang hatte er sich dann der Alchimie zugewandt und allmählich seinen Besitz und sein Vermögen bei Versuchen und Experimenten in „Rauch aufgehen" lassen.
Besitzkäufe
Dabei ist es ihm aber in früheren Jahren immer noch gelungen, die Erwerbung Salabergs durch die Kölnpeck rechtlich vollständig abzuschließen. Besaß die Familie bisher Salaberg als Pfandherrschaft vom Bischof zu Bamberg, und zwar seit geraumer Zeit schon als „erbeigentümliches" Pfand, so verkaufte nunmehr, am 29. April 1604, Bischof Johann Philipp von Bamberg „Schloss und Herrschaft Salleberg mit allem Zubehör und Rechten an Nimrod Kölnpeck zu Waldsee und seine männlichen und weiblichen Erben". Der Verkauf geschah unter Vermittlung des Agenten und Lebenspropstes Jakob von Grünthal zu Kremsegg um 40.000 Gulden mitsamt allen Rechten der Vogtei über die Pfarre und die vier Benefiziatenpfründen. Der Bischof behielt sich nur die formelle Oberlehensherrschaft und das „geistliche Recht und die Gerechtigkeit" über die Pfarrei vor. Daher wurde am 25. 10. 1604 bezüglich des Rechtsverhältnisses, das durch die neue Lage nun zwischen Pfarrer und Schlossherr bestand, ein Vertrag in Bamberg abgeschlossene, den Nimrod Kölnpeck und Pfarrer Stähelin unterzeichneten. In diesem Vertragswerke muss der Pfarrer jetzt sogar bekennen, dass er dem Herrn auf Salaberg „mit vogtlichem Gehorsam, soviel das Zeitliche belangt, unterworfen ist". Zeuge dessen ist Wolfgang von Rohrbach auf Klingenbrunn. Dieses völlige Ausgeliefertsein eines katholischen Pfarrers an einen lutherischen Vogtherrn nahm Passaus bischöfliches Ordinariat nicht unwidersprochen hin. Nur konnte es nichts gegen die Macht des Geldes ausrichten; Nimrod war der Besitzer, er hatte alles kaufen können.
Die alte katholische Salburg in Salaberg
Um so drastischer ist es, wenn zwei Jahrzehnte später die Lage genau umgekehrt liegt. Nimrod Kölnpeck war 1621 zu Enns begraben worden, seine Söhne und Töchter hatten Salaberg von ihm nicht mehr erben können. Es war noch bei Lebzeiten des Nimrod an Heinrich Freiherrn von Salburg (am 25. April 1619) verkauft worden. Jetzt waren bald keine Klageschriften mehr über das „Auslaufen" der Pfarrkinder von Haag zu den Prädikanten in Salaberg notwendig. Jetzt konnte auch Passaus Widerspruch gegen das unwürdige Vertragsverhältnis mit Salaberg zur Geltung gelangen. Die Zeit der Auseinandersetzungen zwischen den zwei Glaubensbekenntnissen schien damit dem Ende zuzugehen. Nimrod Kölnpeck war vom Schauplatz menschlicher Geschichte abgetreten; sein alter Widersacher, Pfarrer Stähelin, war ihm freilich bereits am 22. Jänner 1619 vorausgegangen. Fühlte er sich mit dem Beginn einer neuen Zeit überflüssig?