AUFLÖSUNG DER HOFMARK
Schicksal Salabergs
Salaberg verpfändet
Die üble finanzielle Lage des Bamberger Hochstiftes zwang die Bischöfe zur Verpfändung. Worüber sie in der Hofmark Haag noch verfügen konnten, ihre eben errichtete Burg Salaberg wie das freigewordene Lehen der Hagwalder Ritter, mussten sie als Pfand an den österreichischen Herzog (oder an die Herren von Wallsee?) geben, und zwar ungefähr um dieselbe Zeit, in der die Wallseer in den Besitz der Vogtei gelangt waren (1348). Wie die Wallseer ihre Vogtei zwischen 1349 und 1360 an die Rohrbacher Ritter weitergegeben haben, so dürften die Habsburger bald die verpfändete bambergische Burg Salaberg an die Ritter Häusler übertragen haben.
Die Häusler in Salaberg
Die Häusler waren unter Albrecht II. Ritter des österreichischen Herzogs gewesen und blieben es auch unter Rudolf dem Stifter und Albrecht III. (1365-1395). Georg und Marichart Häusler hatten in den Jahren 1374 und 1375 gemeinsam mit Heinrich von Wallsee-Enns die Veste und den Markt Purgstall in Besitz, verkauften aber im letztgenannten Jahr ihren Anteil an Purgstall dem Wallseer. Die Wallseer hatten sich damit in Schulden gestürzt. 1376 sind sie dem Berthold von Wehingen 800 Pfund schuldig. Kurz zuvor schon, für das Jahr 1368, tritt uns Georg Häusler im niederösterreichischen Gültbuche (ein Steuerbuch, das allerdings erst 1542 angelegt wurde und daher für diese frühe Zeit nicht ganz verlässlich ist) als Besitzer von Salaberg entgegen; er hatte es als Lehen oder als Pfand inne.
Georg Häusler ist damit der erste uns mit Namen bekannte Inhaber der Burg Salaberg. Was er mit der Burg an dazugehörenden Gründen, Höfen und Hofstätten von den Wallseern übernommen hatte, war gewiss nicht unbedeutend. Lange wird er sich aber dessen nicht erfreut haben. Denn schon vor 1395 hatte das mächtige Geschlecht der Wehinger „Veste, Amt und Hofmark Salaberg und Haag" als Pfand vom Bamberger Bischof für 3500 gute Gulden, die der Bamberger dem Reinhard von Wehingen schuldete.
Salaberg an die Wehinger verpfändet
Gleich den Wallseern stammten auch die Wehinger aus Schwaben und waren Ministerialen der Habsburger. Am 29. 3. 1395 verkauft nun Bischof Lamprecht von Bamberg an den Bruder des bereits verstorbenen Reinhard, dem Freisinger Bischof Berthold von Wehingen, und den drei Söhnen Reinhards, Albrecht, Leopold und Berthold von Wehingen, die Herrschaft Salaberg und Haag zu Leibgeding. Den Bischof bewogen zu diesem Schritte neben der langen Verpfändung die weite Entfernung Haags von seinem Hochstifte, Zeitmangel und Kriegsläute. Der Verkaufspreis betrug 6000 guter Dukaten und ungarischer Gulden, wovon die früher bereits erlegte Pfandsumme in Abzug gebracht wurde. Den Rest erlegten die vier Wehinger bereits bei Vertragsabschluss Da es ein Verkauf zu Leibgeding, d. h. auf Lebzeiten war, mussten nach dem Ableben des Freisinger Bischofs (um 1410) und seiner drei Neffen „Veste, Amt und Hofmark Salaberg und Haag" wieder als Eigentum an das Hochstift Bamberg zurückfallen. Überdies wurde im Kaufvertrage von 1395 festgesetzt, dass der Tod des letzten der vier Wehinger vom Pfleger zu Salaberg sowohl dem Bamberger Bischof als auch dessen Vicedom (Hausverwalter) in Kärnten brieflich durch einen Boten gemeldet werden sollte und die Wehinger keinen Teil aus diesem Herrschaftsbesitze verkaufen und verpfänden dürften.
Ferner behielt sich der Bamberger Bischof die Mannschaft und Lehenschaft vor, was das Verbleiben der in dieser Hofmark seßhaften Ritter im Verbande des Hochstiftes Bamberg bedeutete. Rittergüter und Bauerngüter durften von den neuen Herren nicht weiter besteuert werden, ungewöhnliche Roboten und andere Dienste durften sie nicht verlangen. So hat selbst in Notzeiten der Bamberger Bischof an das Wohl seiner Untertanen gedacht.
Der Kaufvertrag mit all seinen Klauseln erscheint überhaupt sehr günstig für den geldbedürftigen Bamberger Bischof zu sein. Da die Wehinger auf die hohe Kaufsumme und alle einschränkenden Bestimmungen des Vertrages eingegangen sind, darf daraus auf Größe und Wert der Herrschaft Salaberg-Haag geschlossene werden.
Die Hörleinsperger in Salaberg
Die vier Wehinger waren jedenfalls im Jahre 1419 schon gestorben, aber Salaberg und Haag fielen nicht an Bamberg zurück, nur das Ritterlehen Hagwalde konnte (1420) an Hans Venk vom Bamberger Bischof vergeben werden; das andere blieb weiterhin verpfändet. Andreas Hörleinsperger hat nun die Herrschaft Salaberg, und zwar pfandweise, vom österreichischen Herzog Albrecht V.32 Vermutlich hatte Albrecht V. (1404-1439) die Herrschaft Salaberg vom Hochstifte Bamberg an sich gezogen. Ein solcher Vorgang gehörte nicht zu den Seltenheiten im Lande Österreich. Als Beispiel sei erwähnt, dass Herzog Ernst im Jahre 1408 die freisingische Bischofsstadt Waidhofen a. d. Ybbs besetzte und an sich zog, weil der oben erwähnte Freisinger Bischof Berthold im Parteikriege zwischen den habsburgischen Brüdern Leopold IV. und Ernst unglücklicherweise Partei ergriffen und gegen ihn Stellung genommen hatte. Sogar als Bischof Berthold starb (1410), behielt Herzog Ernst den Freisinger Besitz noch jahrelang in der Hand. Ähnlich mag wohl auch Albrecht V. mit der bambergischen Herrschaft Salaberg verfahren sein.
Die Familie Hörleinsperger hat um 1420 eine Blütezeit erlebt. Andreas Hörleinsperger wurde 1420 vom Bamberger Bischof Albrecht mit dem Ritterlehen Zaucha belehnt. Valentin Preuenhuber nennt ihn in seinem Buche Annales Styrenses (Geschichte Steyrs) gleichfalls als Pfandinhaber der Herrschaft „Salleberg" und zeichnet ihn als eine wichtige Persönlichkeit. In den Jahren 1412 bis 1419 war Andreas Hörleinsperger Anwalt oder Verweser (Stellvertreter) des damaligen Landeshauptmannes von Oberösterreich, des Herrn Reinprecht von Wallsee. Andreas Hörleinsperger war nicht bloß ein Ritter des Wallseers, sondern auch Rat Herzog Albrechts III. In dieser Eigenschaft wurde er der Gesandtschaft beigegeben, die Albrecht V. im Jahre 1421 an Kaiser Sigismund abgehen ließ, um seine Heirat mit des Kaisers Tochter zu beschleunigen. Da er auch Vizedom des Hochstiftes Passau war und dieser Eigenschaft wohl mehr Bedeutung zulegte als der Pfandherrschaft über Salaberg, ließ er sich zu Eferding in Oberösterreich begraben. Eferding war passauisches Gebiet.
Salaberg an Jakob Hinterholzer
Noch im Jahre 1452 sind die Hörleinsperger, vertreten durch die Herren Hans und Ulrich, im niederösterreichischen Gültbuche als Inhaber der Herrschaft Salaberg eingetragen. Aber für das Jahr 1459 ist es bereits Johann von Rohrbach, der die Herrschaft pfandweise von Kaiser Friedrich III. erhalten haben soll. Wir sehen, dass noch immer die Habsburger Salaberg als Pfand besitzen. Vermutlich nach dem Tode, des Ritters Johann von Rohrbach (1467), der sich eine geballte Machtstellung im Haager Gebiet angeeignet hatte, belehnte Friedrich III. den Ritter Jakob Hinterholzer mit der Herrschaft Salaberg. (Er ist allerdings erst für das Jahr 1486 im nö. Gültbuch, offenbar nachträglich, eingetragen - ein nicht ungewöhnlicher Vorgang.)
Jakob Hinterholzers Vorfahren hatten sich schon als Burggrafen, beziehungsweise als Pfleger von Steyr dem österreichischen Landesfürsten verdient gemacht und besaßen im 14. Jahrhundert landesfürstliche Lehen in der Gegend von Behamberg und Haidershofen. Sie stifteten mehrere Güter an das Benediktinerkloster Gleink und nannten sich nach einem in der Nähe Steyrs gelegenem Amtssitze auch Ritter von Ritzenwinkel. Jakob selbst besaß neben Salaberg auch die Schlösser Zeillern, Moldt und den Sitz Ramingdorf. Sein Geschlecht starb jedoch mit ihm aus (1504). Erbin der Herrschaft Salaberg war seine Witwe Elisabeth und erst nach ihrem Tode scheint die Herrschaft von Erzherzog Ferdinand (1522 bis 1564) dem Hochstift Bamberg rückerstattet worden zu sein. Denn aus dem bischöflich-bambergischen Urbar der Herrschaft Salaberg, angelegt 1531, ersah der Forscher Hans Blank, dass sie wiederum im unmittelbaren Besitz Bambergs war, jedoch schon 1531 wiederum vom Bischof an den Steyrer Handelsmann Niklas Kölnpeck verpfändet wurde.