Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

AUFLÖSUNG DER HOFMARK

Die Rohrbacher als Untervögte

Die Wallseer hatten aber schon so sehr auf allen Gebieten mitzureden, überall ihre Hand im Spiele, dass sie gar nicht selber auf die Dauer Vögte von Haag hätten sein können. Ein Untervogt musste für sie einspringen und er wurde in Ulrich von Rewerbach (= Rohrbach) gefunden, der nachweislich im Jahre 1360, aber auch noch 1379 und 1388 Vogt zu Haag war.

Jedoch schon vor dem Jahre 1360 mussten die Rohrbacher in die Hofmark Haag gekommen sein, denn Ulrichs Vater und seine Vorfahren, die uns leider nicht bekannt sind, deckten bereits ihren Holzbedarf für Rohrbach aus dem Haager Walde. Woher stammen nun die Rohrbacher, wann haben sie sich bei uns angesiedelt?

Herkunft der Rohrbacher

Zwischen 1250 und 1300 finden wir das Geschlecht der Rohrbacher im östlichen Traunviertel ansässig, unweit der Enns; ursprünglich aber stammten sie aus Bayern. Wie sie nun vor mehr als einem Jahrhundert im Zuge der Ostkolonisation von Bayern ins Traunviertel ihren Rittersitz verlegten, dürften sie bald nach 1300 mit einem Zweig ihrer Familie wieder weiter ostwärts gezogen sein und ihre Burg an der Zaucha, im Süden der Haager Hofmark, errichtet haben.

Sie waren um 1300 Ritter im Dienste der Habsburger. Einer von ihnen, Friedrich von Röhrenbach, galt als bedeutender Fachmann im Salzbergbau. Königin Elisabeth, die Witwe des 1308 im Angesichte seines Stammschlosses Habsburg ermordeten Albrecht 1., hatte ihn im Jahre 1311 mit der Ausgestaltung des Hallstätter Bergbaues betraut; wohl auf seine Bitten hin hat sie auch Ulrich von Hagwalde mit einem Pfannhauslehen in Hall-statt und einem Fischlehen in dortigen See bedacht. So knüpften sich zunächst noch lockere Beziehungen zwischen der Familie Rohrbach und der Haager Hofmark. Bald nachher finden wir die Ritter zu Rohrbach, gerufen und abhängig von den Herren zu Wallsee, im bambergischen Besitz zu Haag. Hier bauten sie ihre Stellung immer mehr aus. Ulrich I. von Rohrbach, der Vogt zu Haag, wurde sogar Landrichter des Landes ob der Enns (1375)19 und stand damit nicht bloß im Dienste des Bischofs von Bamberg, sondern auch in dem des österreichischen Landesfürsten. Sein Bruder Lienhard wird von Jörg von Wallsee-Linz als wallseeischer Ritter bezeichnet, wodurch auch er mittelbar zur Gefolgschaft des Landesfürsten zählte; und auch die Verwandten der Rohrbacher, die Ritter von Meillersdorf, waren um diese Zeit schon (1368) wallseeische Gefolgsleute.

Auch das Geschlecht der Zaucha, an dessen Stelle im Süden Haags immer mehr die Rohrbacher getreten waren, konnte sich nicht mehr dem Zug der Zeit entziehen: einer aus der Familie trat als Burgherr in St. Peter in den Dienst des Landesfürsten. Durch das Wirken der Wallseer haben die habsburgischen Landesfürsten eine übermächtige Stellung im Haager Bereiche eingenommen.

Stiftungen der Rohrbacher an die Kirche zu Haag

Mit dem Besitz der Vogtei hatte natürlich Ulrich von Rohrbach eine Reihe von bambergischen Gütern als Lehen vom Bischof erhalten müssen. Daher konnten er und seine Gemahlin Anna der Haager Pfarrkirche als Zeichen frommer Gesinnung eine ansehnliche Stiftung machen. Sie schenkten ihr im Jahre 1370 das Bauerngut „an der Aigen", den heutigen Aignerhof; ferner stifteten Ulrich und Leonhard (=Lienhard) von Rohrbach am Jakobstage (25. 7. 1388) fünf Häuser an das Gotteshaus zu Haag, die im Rohrbachischen Urlamt gelegen sind und bambergische Lehen waren. Es handelte sich hierbei um die Häuser Weinapfellehen, Tanzellehen, Kaiserlehen, Spitzenberg und Schützenberg. Sie liegen im Urltale gegen Kirnberg zu.

Ausbau der Herrschaft Rohrbach

Den Ausbau einer rohrbachischen Herrschaft innerhalb der Hofmark Haag führten Ulrichs Söhne und Nachkommen weiter. Drei seiner Söhne kennen wir dem Namen nach: Wolfgang war zwischen 1395 und 1398 Vogt zu Wels. Ulrich II. saß zuerst auf der Burg Rohrbach und übernahm dann vor 1418 die Pflegschaft auf der Burg Seisenegg. Dafür übergab er seinem Bruder Hans I. Burg und Lehen zu Rohrbach. Hans erwarb durch Kauf von Friedrich Zauchinger (1418) Lehen und Rittersitz zu Klingenbrunn. Um 1420 hatten die Ritter Hans I. und Otto von Rohrbach (wahrscheinlich sein Sohn) schon einen sehr großen Lehensbesitz im Haager Gebiete vom Bamberger Bischof erhalten:" den Sitz zu Rohrbach mit dem Bauhof (=Maierhof) daselbst, acht Hofstätten in der Katastralgemeinde Rohrbach, nämlich Schweighub, Hagerau, Reit, Rohrbach, Kronawetter, Kammerhub und ein Gut zu Dorf. Dazu kamen das Gut Spatzenhub in St. Johann in Engstetten und achtzehn Güter, Höfe und Hofstätten im Gebiete der heutigen Gemeinde Haag: zu Kasöd, Pinnersdorf, Hinterholz, Schweinhub, Stiebitzhof, Sattelöd, Braunsberg, Polixloh, Penzing, Muckenloh, Brandmühl, Hadlhof, Wies, Göblitz, denen noch ein Hof, eine Hofstätte und ein Anteil am Haager Wald angeschlossene waren. In Meillersdorf, möglicherweise von ihrer Verwandtschaft erkauft oder ererbt, besaßen sie Holzmannshof (heute Hof), Groß- und Kleinhungelöd. Von 79 weiteren Häusern, unter ihnen zehn in Haag selbst, anderen wieder in Hartlmühl, Gemeinde Weistrach, erhielten sie die Zehente. So hatten sich die Rohrbacher im Laufe eines Jahrhunderts (von 1332-1420) aus dem Besitz der Haager Vogtei eine Herrschaft gebaut, oder vielmehr zwei Herrschaften, nämlich Rohrbach und Klingenbrunn, die sie in einer Hand vereinigt hatten und weiter vererbten. Ihre Gruft" ließen sie sich vor dem St. Nikolaus-Altare in der Pfarrkirche zu Haag anlegen; sie waren ja nun hohe Herrschaften. Der Bischof von Bamberg galt nur dem Namen nach als ihr Oberlehensherr, denn er befand sich ja meistens in argen Geldnöten und konnte sich nicht sehr rühren.