Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

AUFLÖSUNG DER HOFMARK

DIE HERRSCHAFTEN ROHRBACH UND SALABERG (1300 bis 1450)

Verflogen sind die Zeiten der alten deutschen Kaiserherrlichkeit, in denen der Herrscher des deutschen Reiches die Herzogtümer und Grafschaften geben und nehmen konnte je nach der Treue, die ihm seine Kronvasallen (Gefolgsleute der Königskrone = alle Fürsten: Bischöfe, Herzöge, Grafen) hielten. Herzogtum und Grafschaft, ursprünglich ein Amt, in das man vom König eingesetzt wurde, waren längst vor 1250 erbliche Machtstellungen geworden. Das Bewusstsein, dass man sie zu Lehen trug, schwand damit allmählich und an seine Stelle trat die Gewissheit, dass das eigene Geschlecht, die eigene fürstliche Familie für Jahrhunderte berufen war, über einen Landstrich zu herrschen.

Zeitverhältnisse: Erblichkeit der Lehen

Solchen Fürsten, die alle Rechte selbständiger Herrscher einschließlich des Erbrechtes besaßen, konnte der deutsche König nichts mehr befehlen. Die deutsche Krone war nur mehr ein symbolhaftes Band; ihre Träger waren nur insoweit stark, als sie selber Fürsten großer Ländereien waren. Daher strebte nach der kaiserlosen, der schrecklichen Zeit des Interregnums (1250 bis 73) jeder deutsche König darnach, die Masse der seinem Hause und Geschlechte gehörenden Länder zu vermehren, um dadurch auch als König mehr Macht zu erlangen. Dieses Hausmachtstreben ist nun für das späte Mittelalter und seine politische Geschichte die gewaltigste Triebfeder des Handelns geworden; es führte schließlich so weit, dass das große deutsche Reich in Hunderte kleiner Fürstentümer und in wenige ganz große (Österreich, Bayern, Sachsen, Brandenburg-Preußen) zerfallen war. Alle diese Fürsten kannten praktisch keinen Herrn mehr über sich.

Was sich während des Spätmittelalters im großen Rahmen als Zerfall des Deutschen Reiches abspielte, geschah auch innerhalb des kleinen Raumes der Grundherrschaften, wie etwa in der Hofmark Haag. Auch hier hatten die Lehensträger, die Inhaber von Ritterlehen und des Vogtamtes, die Verwalter der Burghut, ihre Ämter als erblich betrachten können, sie haben die zum Rittersitz, zur Vogtei, zur Burg gehörenden bäuerlichen Untertanen und Grundstücke von Vater auf Sohn weitergegeben und den Bischof des fernen Bamberg nur mehr symbolhaft als Oberlehensherrn empfunden. Mächtiger als er waren die habsburgischen Herzöge in Osterreich (seit 1282), die mit ihrem schwäbischen Ministerialen-geschlecht, den Herren von Wallsee auf der Burg Wallsee, bald die ganze Gegend um Wallsee und Haag stark zu beherrschen begannen. Der Einfluss der Wallseer Herren war es vor allem, der die bambergische Hofmark Haag zur Auflösung brachte und an ihre Stelle neue kleinere Herrschaftsgebiete treten ließ, freilich noch immer unter dem Bamberger Bischof als Oberlehensherr. Wie das zuging, werden wir bald sehen.

Größere Besiedelungsdichte

Das Auftreten kleinerer Herrschaftsgebiete an Stelle der großen war dadurch begünstigt worden, dass umfangreiche Rodungen im 11. und 12. Jahrhundert die Besiedlungsdichte des ehemaligen Ennswaldstreifens erhöhten, die Verkehrsverhältnisse im allgemeinen aber durchaus nicht besser geworden waren.