Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

RITTERSITZE AUF BISCHOFSGRUND

a) Die Ritter de Hage

Das nachweislich älteste Rittergeschlecht um Haag sind die Ritter, die sich nach dem Orte selbst, d. h. de Hage nannten. Als Bischof Embricho von Würzburg im Jahre 1140 die Welser Traunbrücke für mautfrei erklärte, befanden sich unter den Zeugen die Gebrüder Hugo und Altmann de Hage neben Rudolf von Wasen, dem ritterlichen Nachbar der Hofmark Haag. Doch ist selbstverständlich, dass nicht erst in diesem Jahr die Hager in die Hofmark gekommen, sondern sicherlich seit geraumer Zeit schon hier gesessen sind. Ungefähr eine Wegstunde östlich der Haager Kirche, im Grenzgebiet zwischen Wolfsbach, Strengberg und Haag, unweit der Stelle, wo der Haager Bach entspringt, hatten sie ihre Burg errichtet.

Lage der Haager Burg

Bevor die Straße Haag-Wolfsbach leicht nach Süden zum Markstein umbiegt, zeichnet sich links (nördlich) der Straße und am Rande des Wäldchens eine kaum merkliche Erhöhung ab, die von einem fast quadratischen, gänzlich verwachsenen Graben umschlossen ist. Hier dürfte die Burg gestanden sein, denn zwischen sanfte Mulden und tiefere Einschnitte hindurch gewährt dieser Platz den freien Blick bis nach Enns. Etwas unterhalb liegt der Hof „Meier zu Haag".

Das Geschlecht der Hager scheint sogar schon dagewesen zu sein, ehe das Gebiet durch den Bamberger Bischof in Besitz genommen wurde; es wäre dann ursprünglich ein Rittergeschlecht gewesen unter der Vasallität (Gefolgschaft) Kaiser Heinrichs II. Darauf deutet die Tatsache, dass die Hager sowohl im Tegernseer Gebiet Lehen inne hatten, wie auch in der bambergischen Hofmark, dass sie bald zu dieser, bald zu jener Gefolgschaft zu gehören scheinen. Nur einzelne Glieder dieses bald weit verzweigten Geschlechtes unterstehen dem Bischof von Bamberg als Gefolgsleute, soweit sie eben von ihm Lehen tragen. So hat die Ritterfamilie de Hage für den Bischof und seine bambergische Mark zu Haag niemals diese Bedeutung wie die ihm zur Gänze angehörende „de Hagwalde", die seine eigentliche Stütze und rechte Hand hierorts war.

Dennoch kamen zur feierlichen Beurkundung des Gleinker Besitzes durch Bischof Otto II. (1178) gleich sechs Mitglieder des Rittergeschlechtes in die Benediktinerabtei Gleink bei Steyr geritten: nämlich Gotfried, Starchandus, Rudigerus, Otto, Heinricus, Hugo de Hag, die alle an erster Stelle als Zeugen stehen. Und als fünf Jahre später (1183) Otto II. dem Kloster Gleink noch das Holzabstockungsrecht im „Hagwalde" bestätigte, befindet sich unter den Zeugen dieser Handlungen ein Pilgrimus de Hage. Ob er noch Bruder oder schon Sohn zu einem der vorgenannten sechs Hagern ist, lässt sich in keiner Weise feststellen.

Viele Linien des Haager Geschlechtes

Fast in jeder Generation bildete sich eine neue Linie dieses mit Kindern gesegneten Geschlechtes. So nennt sich im Jahre 1259 ein Otto de Grieven, bambergischer Ministeriale in Spital am Pyhrnpaß, einen Bruder Rudigers de Hag. Er verzichtet urkundlich auf ein Gut, das er zu Erbrecht dort besessen hat, zu Gunsten des Spitals am Pyhrn. Es wurde also schon etwas früher ein Zweig der Haager vom Bischof in das ihm gleichfalls gehörende Spital am Pyhrn verpflanzt. Von der Spitaler Linie ist sogar noch ein Jahrhundert später zu hören: 1346 gibt es, einen Gunter, der „Spitaler an dem Pyrnpaß" ist und einen Ulrich von Haag, damals Burggraf zu Claus. Gunter von Haag begegnet uns sogar noch 1359; er ist Kaplan Rudolfs IV. und Spitalmeister.

Im Jahre 1271 gibt es wieder zwei Haager Brüder, die zwei verschiedene Linien bilden: Heinrich und Konrad. Heinrich" ist im 13. Jahrh. die bedeutendste Persönlichkeit der ganzen Sippe. Er war Landschreiber von Enns und damit der oberste landesfürstliche Finanzbeamte im damaligen Oberösterreich (Austria superior), zu dem auch das Gebiet zwischen Enns und Ybbs gehörte. Er bekleidete seine einflussreiche Stellung unter zwei österreichischen Landesfürsten, unter König Ottokar II. von Böhmen und unter dem ersten Habsburger in Osterreich, Albrecht I. In Haag selbst scheint er nicht begütert gewesen zu sein, hier war sein Bruder Konrad als Ritter verblieben; der heiratete eine Tochter des reichen Steyrer Burgmannen Marquard Preuhaven, der gleichfalls an den Grenzen der Hofmark Haag Lehensgüter inne hatte. Der Ehe entspross eine Tochter, die ihre Hand dem bischöflichen bambergischen Ritter Heinrich Rech reichte. Auffallend ist es nun, dass ihr einflussreicher Onkel Heinrich seine Veste Luftenberg, eine Burg am nördlichen Ufer stromabwärts von Linz, die er vom Herzog als Lehen trug, dem jungen Ehepaar Heinrich und Mechthilde von Rech übertragen ließ.

Heinrichs, des Landschreibers, Söhne mit den Namen Wernhart und Heinrich, traten in die Dienste des Grafen Heinrich von Schaumburg, eines Reichsgrafen, der in Oberösterreich vornehmlich um Eferding und Aschach an der Donau begütert war. Sie bilden somit wiederum eine neue, Haag ganz entfremdete Linie, ähnlich dem Geschlecht der Espein de Hag, das nach dem Geschichtsschreiber der Stadt Steyr, Valentin Preuenhuber, seine Abstammung ebenfalls von Heinrich de Hag ableitet.

Abstieg des Geschlechtes in Haag

Nur Konrad, der außer seiner Tochter Mechtild, wahrscheinlich einen gleichnamigen Sohn besaß, führte das Geschlecht der Ritter in Haag selber weiter: ein Conrad de Hage wird 1307 in einer vom Gleinker Abte ausgestellten Urkunde als officialis in Haag, d. h. als Amtmann des Gleinker Amtes in Haag (siehe voriges Kapitel!) genannt. Die Stelle eines Amtmannes wurde ansonsten meist von einem Bauer ausgeübt. Dies dürfte wohl ein Zeichen sein, dass es mit den in Haag gebliebenen Gliedern der Sippe abwärts ging. Wir hören auch nicht mehr viel von ihnen; im Jahre 1311 etwa taucht Conrad, der Hager, in einer Seitenstettner Urkunde auf.

De Hage

Die Bedeutung des Geschlechtes für das Haager Gebiet schwindet ab 1300 gänzlich; ihr Lehen, das in der Haager Hofmark nie sonderlich groß gewesen sein dürfte, ist entweder an die Klingenbrunner oder, was noch wahrscheinlicher ist, an die Hagwalder übergegangen. Aber anderwärts blühten die Zweige dieses Geschlechtes kräftig weiter und dort hatten die Hager noch lange Zeit ein gewichtiges Wort zu reden. Eine solche hervorragende Seitenlinie war auch jene, die mit Ulrich de Hage in Kärnten begründet wurde. Er hatte dort um 1310 mit zwei anderen Angehörigen seiner Familie vier Burgen inne, die aber alle zum bischöflichen bambergischen Besitz in Kärnten gehörten. Der gemeinsame Lehensherr ist hier noch das Band, das den Zweig mit dem Stammsitz in Haag locker zusammenhält. Wann das befestigte Haus oder die Burg, aus der so viele Haager Ritter in die Welt zogen, zu einem bäuerlichen Gehöfte wurde und gänzlich verfiel, wird sich wohl immer unserem Wissen entziehen.