RITTERSITZE AUF BISCHOFSGRUND
d) Die Pauz von Wisenbach
Wer vom Markte St. Peter in der Au aus die Straße nach Steyr benützt, der erschaut bald nach dem Marktrande rechter Hand den stattlichen Gehinghof, an den sich die Weilersiedlung Wiesenbach anschließt, und links der Straße die Bauerngehöfte Ober- und Untergassen.
Wisenbach
Damit ist der Grundbesitz umschrieben, den das bischöflich-bambergische Rittergeschlecht der Pauz von Wisenbach (alte Schreibung: Wisenpach) als Lehen von seinem Dienstherrn im 12. Jahrhundert erhalten hat.
Lager der Besitzungen
Der Name der Ritterfamilie dürfte Pauzz gewesen sein; seine Seltsamkeit und Ableitung aus dem slawischen „baba" (Großmütterchen) wurde schon erwähnt. (Siehe: Die bambergische Hofmark Haag.) Wenn sie sich auch noch nach Wiesenbach nannte, so war dies eine spätere Hinzufügung nach dem Hauptort, den sie als Lehen innehatten. Wahrscheinlich haben sie auch ihren Sitz in Wiesenbach am Unterlaufe der Zaucha und südlich des Baches gehabt. Zauchatal und Urital fließen hier bereits in eins über und so konnten die Ritter von dieser Stelle aus am besten Bambergs Besitz an der unteren Zaucha, aber auch im oberen Urital hüten. Sie hatten vor allem aber die Grenzen zu wahren, die hier bambergischen Besitz vom Gebiet der Herren von Url schieden, deren Besitz bald (im 12. Jahrhundert) in die verschiedensten Hände überging.
Der älteste urkundliche Nachweis über das Wirken dieser ritterbürtigen Familie in der Hofmark Haag stammt aus dem Jahre 1178. Nach Hans Blanks Meinung wäre schon damals eine verwaltungsmäßige Trennung der Gebiete um Wiesenbach und Gasseneck (heute Ober- und Untergassen) von der übrigen Hofmark erfolgt. Auf Grund dieser eingetretenen und auf praktischen Überlegungen beruhenden Verwaltungstrennung konnte dann bei der Katastrophe Bambergs im Jahre 1209 das Wisenbachische Lehen dem geächteten Bamberger Bischof vom österreichischen Herzog Leopold IV. für immer abgenommen werden. Damit war der Grundstock zu einem eigenen Herrschaftsgebiete gelegt worden, über das der Landesfürst waltete. Er wurde sehr bald erweitert, da nach dem Tode des Regensburger Dompropstes Otto von Lengenbach im Jahre 1235 dessen Besitz an der Url gleichfalls an den österreichischen Herzog fiel.
Übergabe an den österreichischen Herzog
Mit der Entstehung einer landesfürstlichen Herrschaft hängt dann auch die Errichtung einer Pfarrkirche zusammen, die dem heiligen Petrus, dem im Bamberg wie Regensburg gleich hochverehrten Apostel, geweiht wurde. Für das neuentstandene Herrschafts- und Pfarrgebiet hat sich bald der Name St. Peter eingebürgert.
Das Geschlecht der Pauzz von Wiesenbach dürfte bei diesen grundlegenden Veränderungen seinen Herrn gewechselt haben; es dient nun nicht mehr dem Bischof von Bamberg, sondern seit der Ächtung Bischof Ekberts (1209) dem österreichischen Herzog. Ihr Sitz ist nunmehr auf Gasseneck. Der Haghof in St. Peter ist die einzige Erinnerung daran, wie weit hier die Hofmark Haag einstens gereicht hat. Die Anhöhe Frankenlehen, heute Lehnerbauer, in Wiesenbach, gibt ein unscheinbares Zeugnis vom ehemaligen Einfluss Bambergs in diesem Ort.