RITTERSITZE AUF BISCHOFSGRUND
c) Das Leben der Zaucha
Von seinem Ursprung in der Nähe des Plattenberges fließt der Zauchabach nordwärts, kreuzt bei Zauchasteg die alte Römerstraße, die zum Wachtberg führt, wendet sich dann nordöstlich an Rohrbach vorbei, biegt schließlich bei der Haltestelle St. Johann in Engstetten nach Südosten um und ergießt sich endlich bei Bubendorf in die Url. In seinem ganzen Verlaufe bespülte sein Wasser im 11. und beginnenden 12. Jahrhundert bambergischen Bischofsgrund. Erst spätere Schenkungen an Gleink und Garsten durchbrachen diese Besitzeinheit, der Übergang einiger Teile der Haager Hofmark an den Landesfürsten zerstörte sie. Irgendwo am Ufer dieses Zauchabaches nun muss der Sitz des Rittergeschlechtes de Zaucha gewesen sein, wahrscheinlich unweit des heutigen Schlosses Rohrbach, wenn nicht gar als dessen Vorläufer. Andere Hinweise deuten auf den Rittersitz im Windischendorf - dem heutigen Winnersdorf - hin, einer der ältesten Siedlung im Haager Gemeindegebiet.
Zwei Zauchabäche
Freilich gibt es nicht bloß eine Zaucha, die durch bambergischen Grund fließt. In der Umgebung Allhartsbergs, beim Rittersitze Kröllendorf und dem Bauernhause Weida fließt gleichfalls ein Zauchabach, im allgemeinen sogar bekannter als unserer, und der dortige Bamberger Besitz scheint genau so wie die Höfe um Rohrbachs Zaucha ursprünglich zum Ritterlehen Zaucha gehört zu haben. Vielleicht ist diese Namensgleichheit der beiden Bäche gar nicht so zufällig? So bleibt es letzten Endes schwer zu sagen, wo das feste Haus der Zaucha stand: in der Haager Gegend oder im Ybbstale? Dennoch können wir uns mehr der ersten Anschauung zuneigen.
Der Besitz der Familie de Zaucha umfasste (nach Hans Blanks Forschungen) die Katastralgemeinde Hartlmühle (nördlich der geschlossenen Ortschaft Weistrach) und näherte sich mit dem Murschenhof und der Friedlmühle, die beide an Gleink geschenkt wurden, dem späteren Markte St. Peter. Dem Ritterlehen Zaucha gehörte auch Vorbach mit vier Bauernhöfen, in der Nachbarschaft Rohrbachs liegend, zu. Allerdings dufte all das, was im 14. und 15. Jahrhundert mit dem Ausdruck „Zauchalehen" bezeichnet wird, zusammengewachsen sein aus verschiedenen kleineren Ritterlehen, deren eines eben Vorbach mit seinen vier Höfen war, ein anderes wiederum Klingenbrunn.
Stellung der "de Zaucha"
Denn die Familie de Zaucha stand, den Hagwaldern an Ansehen und Gewichtigkeit nicht ungleich, bei den Bischöfen von Bamberg in Gunst. Auch sie sind Ministerialen und dürften (wie die Hagwalder im nördlichen Gebiet) eine Art Burghut für den Süden der Hofmark und vor allem für den bis St. Michael und zur Ybbs reichenden Streubesitz ausgeübt haben, die kleineren Ritter in diesem Raume und alle die bäuerlichen Hintersassen befehligend. Als Ministeriale erscheint zuerst Dietricus de Zaucha in der Urkunde vom Jahre 1207 auf. Seine Nachkommen nehmen das ganze 13. Jahrhundert hindurch eine wichtige Stellung in den Zeugenreihen der Bamberger Urkunden ein. Vermutlich hat sich die Familie aber in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts in zwei Linien getrennt, wie zunächst aus einer Urkunde vom Jahre 1264 angenommen werden kann. Die Mutmaßung wird durch die folgenden Urkunden von 1270, 1272 und 1275, die alle für Gleink ausgestellt wurden, noch verstärkt. Die eine, offenbar wichtigere Linie, war die des Rudigerus Zaucha; die andere des Konrad Zaucha scheint verarmt und vielleicht im Bauernstande aufgegangen zu sein. Es wäre denkbar, dass der im Jahre 1329 erschlagene Konrad Zauchinger, dessen Bruder Pilgrim außer Landes geflüchtet war, ein Angehöriger der zweiten verarmten Zauchalinie gewesen ist.
In dem Schiedsspruch über diesen Totschlag erscheint aber auch ein Rudiger von Zaucha, ein Angehöriger der bedeutenden Rudiger-Linie, als Schiedsrichter und Siegler. Doch die Sprache der Urkunden ist leider zu karg und schweigsam.
Die Rudiger-Linie lässt sich in der Hofmark weiter verfolgen. Im Jahre 1360 bezeugt Rueger der Zauchinger eine Stiftungsurkunde des Teuerwangers an die Abtei Gleink, ebenso kennen wir aus dem Jahre 1377 einen Dietrich Zauchinger, der in der Zeugenreihe gleich nach dem damaligen Vogt Ulrich von Rohrbach steht und später noch als Burggraf von St. Peter in der Au aufscheint.
Zauchabesitz geht an neue Ritter über
Den ersten Schritt zum Abtreten vom Schauplatz der Geschichte hatte aber die Rudiger-Linie der Zaucha damit schon getan: die Rohrbacher, in manchem ihre Besitznachfolger, haben sie schon überflügelt; nicht die alteingesessenen Zaucher, sondern das neu aufstrebende Geschlecht der Rohrbacher hat die Vogtei über Haag inne und Gänglein Zauchinger versetzt im selben Jahre 1377 bereits einige Höfe. Vierzig Jahre später (1418) verkaufte der letzte in der Hofmark bekannte Zaucha, Heinrich Zauchinger, sein Ritterlehen Klingenbrunn an Hans von Rohrbach;" und nur zwei Jahre später (1420) belehnt Bischof Albrecht von Bamberg den Andreas Herleinsperger - er saß damals schon auf der Burg Salaberg (siehe dort) - mit den beiden Ritterlehen Zaucha und Vorbach. Somit ist der ganze Lehensbesitz der Ritter de Zaucha, soweit er sich um Haag befand, in andere Hände übergegangen, und zwar in die Inhaber der Herrschaft Salaberg und in die der Herrschaft Rohrbach. Schließlich sei erwähnt, dass auch der Streubesitz Bambergs, den die Zaucharitter um Allhartsberg, Sonntagberg, Windhag und Amstetten, überall kleine Gebiete bloß, zu Lehen getragen hatten, durch die Herren von Neydeck an die Herrschaft Krenstetten Soß gefallen ist. Die Höfe bei St. Michael am Bruckbache, die zum Ritterlehen Zaucha gehörten, erhielt mit der Belehnung vom Jahre 1420 Andreas Herleins-perger; sie heißen: Bogmühle in der Au (benachbart der Bischofsmühle), Mazlehen, Wimm, Taschenberg, Tramberg, Vorder- und Hinterhölzl. Das einst so blühende Geschlecht der Ritter de Zaucha hat mit dem Jahre 1420 seine Rolle in der bambergischen Hofmark Haag gänzlich ausgespielt. Ihr Abstieg begann ungefähr 50 Jahre später als jener der Hagwalder.