Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

DAS NEUE ANTLITZ HAAGS (25 Jahre Stadt)

d) Der Wiederaufbau (1945 bis 1956)

Die Russen

Zunächst konnte an die Herbeiführung normaler Verhältnisse oder gar an einen Wiederaufbau nicht gedacht werden. Der Krieg war beendet, aber der Kriegszustand dauerte auch in Haag noch an. Die Schule war durch Sowjettruppen besetzt, die in der Stärke von 2000 Mann unser Haag bevölkerten. Natürlich gab es wie auch in den Zeiten der Franzosenbesatzung Plünderungen durch die ausländischen Truppen. Drei Haager, Maiß, Fellner und Maderthaner, Angehörige des freiwilligen Ortsschutzes, wurden von betrunkenen russischen Soldaten am 14. Juni 1945 erschossen, als sie Mädchen vor ihnen beschützten, und ebenso erging es über ein Jahr später Herrn Nowak (Friesenhof in Lembach). Als er seine Frau aus den Händen der Russen befreien wollte, erschossen sie ihn. Lange Zeit und mit Absicht wurde das Gerücht verbreitet, dass ein maskierter Unbekannter ihren Mann erschossen habe. Am 20. August 1945 wurde dann endlich die Schule für den Unterrichtsbeginn von der Stadtkommandantur freigegeben; sie war entsetzlich verwüstet und viele wertvolle Unterrichtsbehelfe (vor allem optische Geräte, die wegen ihrer Linsen von den Soldaten gesucht waren) fehlten. Der neue Schulleiter, Direktor Alois Prinner, hatte da eine wahre Aufbauarbeit zu leisten, angefangen vom Schuttwegräumen.

Am 1. November erfolgte die Heldenehrung, bei der auch der KZ-Gräber an der Straße nach St. Valentin gedacht wurde; am 1. Dezember 1945 wurden die Toten exhumiert und im Friedhofe beigesetzt.

Die Wahlergebnisse des 25. November 1945 (Nationalratswahlen) bewogen die Haager Gemeindevertreter, den Gemeinderat nach den tatsächlichen Machtverhältnissen, wie sie sich in den Wählerstimmen in Haag gezeigt hatten, umzubilden. Bei 96 Prozent Wahlbeteiligung hat (in einer freien Wahl nach langer Zeit) die KPÖ 110 Stimmen, die SPÖ 667 Stimmen und die ÖVP 1469 Stimmen in Haag erhalten.

Franz Sturm Bürgermeister

Auf Grund dieser Ergebnisse wurde die ÖVP im Gemeinderat um drei Vertreter verstärkt, die SPÖ blieb in ihrer bisherigen Position, die KPÖ wurde auf ein Restmandat zurückgedrängt. Der neue Gemeinderat wählte Herrn Franz Sturm zum Bürgermeister. Die Kommandantur protestierte und erreichte es, dass an Stelle des einen Mandates dann doch der KPÖ vier Mandate im Gemeinderat zugewiesen wurden. Österreich stand eben unter der Kontrolle der Besatzungsmächte und das Zeichen der Unfreiheit war auch der Gemeindepolitik aufgedrückt.

Hofrat-Sturm-Feier

Ähnlich erging es bei der Grabmalweihe für Hofrat Sturm am 14. Mai 1946. In Haag waren zu dieser patriotischen Feier des Bauernbundes Bundeskanzler Figl, Landeshauptmann Reither, Bundesminister Kraus, Staatssekretär Graf, Landtagspräsident Saßmann, Landesrat Steinböck, acht Nationalräte, und zehn Landtagsabgeordnete erschienen. Abtpräses Dr. Theodor Springer aus Seitenstetten segnete das Grab. Vom Bezirksschulrate war die Erlaubnis gegeben worden, den Schulkindern aus Anlass dieses Ereignisses und zur Teilnahme an der Feier schulfrei zu geben. Die Kommandantur hingegen hatte der Schuljugend die Teilnahme verboten. Aber der Bundeskanzler suchte doch einen Weg zu den Herzen der Kinder; konnten die Kinder nicht zu ihm, so kam er einfach in die Schule, wo er sich gemütlich mit ihnen unterhielt. Im übrigen war die Teilnahme der Bevölkerung an der Ehrung des toten Bauernführers Hofrat Sturm überwältigend; selbst aus der Neunkirchner und Aspanger Gegend sind Vertreter des Bauernbundes erschienen.

Anfangs Juli 1946 räumte die russische Kommandantur (im Hause Linzer Straße Nr. 1 untergebracht) die Stadt Haag. Nur eine Außenstelle der Kommandantur Amstetten verblieb zunächst im Hause des Herrn Stier. Russische Soldaten blieben weiterhin in Haag, so im Polsterhof, den eine russische Einheit bis zum Jahre 1949 bewohnte, und in der Gründling-Villa, in der Nähe der Haltestelle, bis zum Mai 1955. Auf dem ehemaligen Spielplatz der Sozialdemokratischen Partei unterzogen sich nun die russischen Soldaten ihren turnerischen Übungen.

Erst der Staatsvertrag vom 15. Mai 1955, und zwar ziemlich gleichzeitig mit seiner Unterzeichnung, brachte den Abschied des letzten russischen Soldaten aus dem Haager Gemeindegebiet.

Abzug der Russen

Die Russen, die anfangs sehr gefürchtet waren, wurden allmählich vom Volk besser in ihrer Eigenart erkannt und verstanden; sie haben ein gutes Herz, besonders Kindern gegenüber, obwohl sie oft jähzornig sind und überraschend undurchschaubar handeln. Auch in ihrem Volk gibt es viele edle Charaktere und mancher von ihnen hat in Haag Freundschaft geschlossene.

Kulturelles Leben

So bald die ärgste Not (im Jahre 1945) überwunden war, zeigte sich ein ungewöhnlicher kultureller Leistungswille in Haag. Dichter wie der Bauer Franz Brunner standen auf, Schauspieler und Musiker Schlossen sich zusammen; und alle wirkten bei der Gestaltung von Feiern mit: so war die Ostarichifeier des Jahres 1946 ein großartiges Festerlebnis des wiederstandenen Österreich, und das „Weiße Rössel", ein Spiel der Haager Theatergruppe unter Herrn Dekors, konnte gar 20mal aufgeführt werden (1946). Haags Laienbühne gastierte sogar im Jahre 1953 in Amstetten.

Die folgenden Jahre brachten zwar wieder ein leises Nachlassen solcher kultureller Bestrebungen. Die letzte große kulturelle Leistung war das Festkonzert im Juni 1952. Nach der Symphonie in C-dur von Ludwig van Beethoven boten der Männergesangverein und die Liedertafel gemeinsam - ein Chor von 120 Personen aus allen Bevölkerungsschichten - die „Glocke" in der Vertonung von Romberg.

Die Landwirtschaft

Die Hauptkraft verlagerte sich aber mehr auf das wirtschaftliche Gebiet. Der Aufbau der Landwirtschaft erforderte alle Anstrengung der bäuerlichen Bevölkerung und setzte so richtig mit dem Jahre 1947 ein. Die Hengstschau, sowohl die des Jahres 1946 als auch die des Jahres 1947, zeigte die großartigen Erfolge der Pferdezucht, des Mostviertels Kraft und Stolz. Der Aufschwung der Landwirtschaft von 1947 bis 1951, gefördert durch Maßnahmen der österreichischen Regierung, brachte nicht bloß Wohlstand in den Bauernhof, den wachsenden Ankauf von Personenautos und die notwendige Einstellung von Traktoren und anderen Maschinen, sondern bedeutete auch ein erhöhtes Finanzreservoir, aus dem für öffentliche Angelegenheiten geschöpft werden konnte.

Die Kirche: Leistungen des Pfarrers

So benötigte die Kirche dringend neue Glocken und große Reparaturen; das Geld dafür konnte zum größten Teil aus Sammlungen erstellt werden. Seit dem Februar 1942 hatte Haag immerwährende Kartage, war sein Glockengeläute (wie im ersten Weltkrieg) abgeliefert und zerschlagen worden. Nun, am 20. Dezember 1947, konnte Haag in hellen Scharen zum Stadteingang in der Linzer Straße eilen, um die aus St. Florian kommenden neuen Glocken zu empfangen. Tags darauf, am Sonntag, weihte Abtpräses Dr. Theodor Springer aus Seitenstetten die vier neuen Glocken. Am 6. Juni 1948 kamen die restlichen drei Glocken, einschließlich der Friedhofsglocke, aus der Gießerei zur Weihe nach Haag. Damit hatte der Opfermut der Bevölkerung ein wunderbares Geläute der Stadtpfarrkirche verschafft, bestehend aus folgenden Glocken:

St.-Michaels-Glocke 1400 kg Es
Marien-Glocke 1055 kg F
Floriani-Glocke 594 kg As
Lepoldi-Glocke 400 kg B
Leonhardi-Glocke 286 kg C
Barbara-Glocke 72 kg As
Friedhofs-Glocke 20 kg

Kirchenbrand

Zehn Tage später traf die Kirche großes Leid, und die Herzen der Haager hatten allen Grund, um ihren Bestand zu bangen. Am Mittwoch, den 16. Juni 1948, zog gegen Abend ein schwüles Gewitter heran, bald klatschten Hagelkörner nieder und zuckten Blitze. In den Wetterhahn am Westende des Kirchendaches fuhr der Feuerstrahl und zündete. Schon schlagen die Flammen aus dem Dach hervor, schon ist auch die Feuerwehr zur Stelle, aber ehe der Wasseranschluß an einer weit entfernten Stelle in der Höllriglstraße hergestellt ist, vergeht kostbare Zeit, und dann reicht der Druck der Spritze nicht aus. Schon beginnen die Funken in den Kirchenraum hineinzuschlagen. Kaplan Herzog befiehlt, die Kirche auszuräumen - der Pfarrer liegt zu dieser Zeit krank im Spital. Aber dann gelingt es doch, den Brand zu löschen, die Kirche zu retten. Der bestürzte Pfarrer, der noch halbkrank aus dem Spital eilt, ermisst den Schaden: 200 m2 Dachwerk zerstört, 1200 S Reparaturkosten. Aber in zwei spontanen Kirchensammlungen wird die Summe aufgebracht, und am 29. August des gleichen Jahres ist die Reparatur fertiggestellt. Die Orgelpfeifen hingegen, in die sich das Feuer hineingefressen hatte, sind freilich nicht bei der Reparatur dabei. Als der Neupriester Markus Gölzner am 12. Juli 1949 seine Primiz in Haag feiert, - nach 15 Jahren wieder ein Haager als Neupriester - merkt man nichts mehr vom Brandunglück, zum mindesten nicht am Kirchenäußeren. Und zum dritten Male mussten die Haager für ihre Kirche sammeln gehen. Der Kirchenturm benötigte ein neues Dach. Das seinerzeitige Kupferdach war 1917 für Kriegszwecke angefordert worden. An seine Stelle trat verzinktes Eisenblech, das im Laufe der 33 Jahre erheblichen Schaden erlitten hatte, weil es nicht mit Schutzlack überzogen war. Außerdem hatten im Jahre 1918 vorüberfahrende heimkehrende Ungarn aus Mutwillen den Haager Kirchenturm beschossen; die Einschüsse waren nur notdürftig ausgeflickt worden, Nicht nur das Zinkblech, auch der Dachstuhl war nun bereits an vielen Stellen arg mitgenommen. Da musste im Jahre 1950 Abhilfe geschaffen werden.

Der Turm wurde durch die Firma Kaiserreiner eingerüstet, die Firma Otto Tojner führte die Bedachung aus. Für die 27 m hohe Turmpyramide wurden 3680 kg Kupferblech benötigt (481 m im Quadrat). Am 18. September 1950 konnte Konsistorialrat Pragerstorfer in der Gleichenfeier den Arbeitern der beiden Haager Firmen für die gediegene Arbeit, der Bevölkerung für die großzügigen Spenden danken. (S 126.000.)

Schäden an Bauwerken sind gewiss immer unangenehm und eine schwere Last für die betroffene Gemeinschaft; aber sie sind zu reparieren. Hat der Tod hingegen das Kunstwerk des menschlichen Körpers zerstört, dann stehen wir machtlos und erschüttert da. So war es, als Karl Michlmayr ein halbes Jahr nach seiner Primiz, die am 4. Juli 1954 in Haag stattgefunden hatte, in einem Wiener Krankenhaus nach kurzem, schwerem Leiden sein Leben abschließen musste. Eine ungeheure Menschenmenge und fast alle Priester der Umgebung erwiesen dem lieben Toten die letzte Ehre.

Haben wir bisher von den Leistungen des Pfarrers beim Renovieren der Kirche gehört, so muss auch betont werden, dass der Gemeinderat mit Bürgermeister Sturm an der Spitze im Aufbau der Stadt keineswegs zurückstand.

Leistungen der Gemeinde: Siedlungsbau

Das größte Problem in den ersten Nachkriegsjahren war die Wohnraumfrage. Bürgermeister Sturm förderte daher unermüdlich seit 1948 die Siedlungsprojekte. Eine Siedlergenossenschaft wurde gegründet, die zunächst den Bau von 34 Häusern plante und der Firma Weinberger zur Ausführung übertrug (1949). Das war der Beginn einer großartigen Bautätigkeit, die schließlich bis zum April 1956 im Haager Gemeindegebiet 86 neue Bauten gleichsam aus dem Boden stampfte. Das Jahr 1948 brachte den Anfang weiterer großer Unternehmungen.

Zunächst wurde zu Ferienbeginn ein neuer Rettungswagen durch die Gemeinde gekauft. Als sich am Schulbeginn im September 1948 die Haager Schule offensichtlich als zu klein erwies (sie war vor 70 Jahren gebaut worden), erklärte sich Bürgermeister Sturm gleich bereit, an einen Vergrößerungsbau zu schreiten, so bald es die Finanzen der Gemeinde erlaubten. Am 3. November 1949 erfolgte die Planung des Zubaues; Konsistorialrat Pragerstorfer erklärte sich gerne bereit, den benötigten Pfarrgrund zur Verfügung zu stellen, und am 22. Mai 1950 konnte der erste Spatenstich geschehen.

Neben diesem Bauvorhaben mussten die Gemeindeväter aber noch andere Pläne verwirklichen. Glücklicherweise hatten die Gemeinderatswahlen vom 7. Mai 1950 die Stabilität der Haager Regierung gewahrt, so dass unter Bürgermeister Sturm die Arbeiten entschieden fortgesetzt werden konnten. Das Haager Wahlergebnis brachte 15 Gemeinderäte der ÖVP, 7 der SPÖ und 1 der KPÖ.

Wasserleitung und Bad

Der Wasserleitungsbau war eine der Hauptsorgen der Gemeindevertretung. Außer dem Bassin, das um die Jahrhundertwende unter Dechant Höllrigl angelegt wurde, hatte die Firma Weinberger ein zweites Wasserbassin 1906 erbaut und auf fünf große Wasserbehälter im Jahre 1937 erweitert. 1953 konnte Bürgermeister Sturm über die Fertigstellung einer Ringleitung und der Erweiterung des Rohrnetzes im Gemeinderate berichten. In der gleichen Sitzung erörterte er bereits einen neuen Plan: den Ausbau der Badeanstalt Kneippheim: ein 50 m langes Schwimmbecken sollte eine vollständige Betoneinfassung erhalten, Der Ausbau des Schwimmbades wurde 1954 durchgeführt (Kosten S 80.000).

Schulbau

Inzwischen war auch der Schulbau fertiggestellt und konnte am 7. September 1952 die Schuleinweihung stattfinden. Obwohl Bundeskanzler Ing. Figl 36 Einladungen für diesen Tag erhielt, nahm er sich für Haag frei und beehrte die Stadt mit seinem Besuche. Prälat Matzinger zelebrierte am Festtage in der Stadtpfarrkirche ein Hochamt und weihte am Nachmittag die neue Schule, zu der man mit klingendem Spiel zog. Wieder gab es in Haag unter der Leitung Musikdirektor Harmers 1956 und des Schuldirektors Engel eines der feinen, imponierenden Feste, die die Haager so gut zu gestalten verstehen.

Festlichkeiten

So hatte Haags Schule mit einer Aufführung des „Gestiefelten Katers" in der Umdichtung durch Direktor Engel bereits im Jahre 1949 den 70jährigen Bestand des Schulgebäudes gefeiert (1878 Einweihung). Das Jahr 1950 brachte am 22. Oktober eine würdige Gleichenfeier des Schulzubaues. Zwei Abschiedsfeiern können gleichfalls als recht gut gelungen bezeichnet werden, wenngleich das Abschiednehmen beide Male der Bevölkerung schwer fiel: Im September 1950 zog Herr Direktor Prinner, der seit 1945 den Aufbau in der Schule geleitet hatte, als Schuldirektor nach Aschbach, und am 30. 4. 1951 schied der rührige Kaplan Herzog, der Haag gleichfalls durch die schwerste Zeit begleitet hatte. Er trat die Pfarre Sindelburg an. Mit dem 90. Gründungsfest des Haager Musik- und Gesangvereines (27. Mai) und dem großartigen Blumenkorso, dem 80-Jahr-Jubiläum der Stadt-Sparkasse, dem Landesfeuerwehrtag (am 4. und 5. August) und seinem großen Delegiertentreffen aus ganz Niederösterreich und dem Haager Musiktreffen im Juni gehörte das Jahr 1951 zu den glanzvollen. Das folgende Jahr 1952 stand ihm aber nicht nach: in einer sehr würdigen Feier erhielten Rat Pragerstorfer und Bürgermeister Sturm die Ehrenbürgerurkunden der Stadt Haag überreicht, zwei Monate vor der Krönung aller Feste, der Schulweihe.

So recht nach Haager Art war auch die Festfeier anlässlich der Ernennung Bürgermeister Sturms zum Ökonomierat im Juli 1955. Landeshauptmann Steinböck überreichte persönlich im festlich geschmückten Forstmayr-Saale die Urkunde. Das öffentliche Wirken Sturms begann mit der Berufung in die Ernährungskommission (1919). Als Gemeinderat seit 1926 tätig, hat der Bürgermeister seine Kraft unermüdlich in den Dienst der Öffentlichkeit gestellt: als Ortsschulrat, in der Sparkasse, im Fürsorgewesen (1922-1938), als Kammerrat in der Bezirksbauernkammer und als Obmann des Ortsbauernrates; weiters als Obmann der ÖVP-Ortsgruppe und führendes Mitglied im Haager Pfarrkirchenrat. Im Haager Schulbau hat sich Bürgermeister Sturm wohl ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Schule und Lehrer

Die Schule kann aber auch in den letzten Jahrzehnten auf hervorragende Lehrkräfte hinweisen: August Bäunard, der bekannte Landschulreformer der zwanziger Jahre, betreute Haags Volksschulkinder bis 1945, in welchem Jahre. er starb; seine Frau Margarete Bäunard, geb. Kleiber, gab bis 1955 ihre Kraft und ihren Opfersinn dem Dienst an der Schuljugend. Schuldirektor Achatz (1952 gestorben) leitete durch Jahrzehnte die Hauptschule erfolgreich. Direktor Prinner wiederum führte den schwierigen Aufbau 1945 bis 1950 durch, und Direktor Engel (seit 1950) steht heute mitten im kulturellen Leben der Stadt.

Der Schulneubau in Stampf (1949) brachte für die Volksschule eine neue Sprengelabgrenzung. Zur fünfklassigen Schule in Stampf wurden die Kinder von Porstenberg, Krottendorf, Rippel, Pernersdorf und Brunnhof eingeschult. Die Kinder aus Weinzierl gehen seit 1948 in die Volksschule Ernsthofen. So hat sich zwar Haags Schulgebiet verkleinert, die Anzahl der Klassen wurde aber dadurch nicht verringert: Im Schuljahre 1952/53 gab es 10 Volksschulklassen mit 319 Kindern und sieben Hauptschulklassen mit 235 Kindern. Erst der Geburtenrückgang der Nachkriegszeit führte im Schuljahre 1954/55 zu einer geringeren Klassenzahl: neun Volksschulklassen mit 295 Kindern, sieben Hauptschulklassen mit 215 Kindern.

Die heutige Lage Haags

Haags kulturelle Bedeutung für das erste Jahrzehnt der Nachkriegszeit ist unbestritten, Haags Wirtschaftskraft beweist die Entstehung eines neuen Stadtviertels (Siedlungen) an der Bahnhofstraße. Aber es scheint, dass sich im letzten Jahre die Finanzlage der Gemeinde für längere Zeit zum Schlechteren gewandelt hat. Das neue Sozialgesetz (ASVG) hat der Stadtverwaltung große Lasten aufgebürdet. Die Besteuerung der bäuerlichen Betriebe kann nie so hoch sein, dass der Gemeinde die neuen Lasten aus dieser Steuerquelle erleichtert werden könnten; an wirklich großen industriellen Unternehmungen fehlt es in Haag. Ob die Stadt Haag den Weg zu einem verstärkten Handels- und Gewerbemittelpunkt gehen wird oder ob sie sich finanziell weiterhin auf die Landwirtschaft stützen muss, ist die große Frage der Zukunft.

So hat eben jede neue Zeit ihre neuen Probleme. Dankbar wollen wir auf die Vorfahren blicken, die durch ihren Fleiß und ihre Redlichkeit über tausend Jahre lang das Leben in der Haager Hügellandschaft ermöglichten und gestalteten. Dankbar gedenkt auch die Stadtgemeinde der Toten, die in den Kriegen ihr Leben opfern mussten: das Denkmal aus der Hand des akademischen Bildhauers Zinner, St. Peter i. d. Au, das die Gemeinde im Jahre 1956 aufgestellt hat, soll ein Mahn- und Warnzeichen sein. Die Jugend aber möge wissen:

Nur in Frieden und Eintracht, nur durch Arbeit und Fleiß, nur durch Redlichkeit und wahre soziale Gesinnung kann die Wohlfahrt Haags und seiner Bewohner auch in Zukunft gesichert werden.