Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

HAAGS WEG ZUR STADT (1850 bis 1932)

c) Haag im Krieg und zur Nachkriegszeit (1914 bis 1932)

Das erste Opfer, das Haag zu entrichten hatte, war gleich das schwerste, das Blutopfer. Sofort mussten viele Haager einrücken, einer der ersten unter den Gefallenen war Herr Lehrer Loidl.

Opfer des Krieges

Im Jahre 1916 rückte der tausendste Mann aus der Pfarre zum Militär ein, etwa 50 von diesem Tausend waren gefallen, und Dechant Höllrigl las für sie am 6. März 1916 einen Trauergottesdienst. Damals trat zum ersten Male der Wunsch nach einem Heldenobelisk öffentlich in Erscheinung und ebenso der nach einem Invaliden-Unterstützungsfonds. Haags zweites Opfer für Reich und Kaiser bestand in den Ablieferungen. Ab August 1914 waren durch zwei Monate hindurch 500 Soldaten, meist aus Niederösterreich, und 500 Pferde in Haag einquartiert. Im Pfarrhofe befand sich die Stationswache mit 18 Mann. Getreide und Hafer mussten beständig, allerdings gegen Bezahlung geliefert werden. Schließlich mussten auch, gleich den Pfarrkindem (1917), die unvergesslichen alten Glocken einrücken; eingegossen zu werden, war ihr trauriges Los. Noch ein mal läuteten sie zu jammervollem Abschied, dann wurden sie vom Turm herabgelassen und zerschlagen. Wer ein Stücklein des zertrümmerten Erzes erhaschen konnte, bewahrte es ehrfürchtig wie ein Heiligtum. Auch das Kupferdach des Turmes in seinem wundersamen grünen Schimmer war für „tauglich befunden" worden, dem Kriege zu dienen. Für Kanonen und Haubitzen wurde alles brauchbare Metall gesammelt, jeder Haushalt gab, was er besaß, oft auch das Unentbehrliche. Sogar die Orgelpfeifen der Kirchenorgel wurden abgeliefert und eingeschmolzen zu Kanonenrohren, um nun eine schauerliche Weise von Blut und Tod zu spielen. In dieser „eisernen" Zeit des blutigen Kampfes erstarb jede Festesfreude, sogar beim Erstlingsopfer des Haager Neupriesters Geiblinger (heute Dr. Geiblinger).

Tod Höllrigls und Pfarrer Reininger

Dechant Höllrigl konnte leider in dieser bewegten Zeit die Pfarrchronik nicht mehr ausführlich führen. Im August 1914 musste er vom grauen Star operiert werden. Die Operation war geglückt, aber die Beschwerden des Alters, die zunehmende Not des Landes drückten den 75jährigen Mann und raubten ihm die Lebenslust. Als Ende 1916 der greise Kaiser Franz Josef die Augen Schloss, da fühlte auch Höllrigl schon das nahende Ende. Am 24. April 1917 nahm er für immer Abschied. Der Professor für Moral an der bischöflichen Lehranstalt in St. Pölten, Monsignore Franz Reininger, erhielt die Pfarre Haag am 13. September 1917 und wurde am 26. September hier installiert. Sein Anfang war nicht leicht. Hing doch im Kirchturm nur eine einzige Glocke, die 12-Uhr-Glocke, und eine Ersatzglocke musste so bald wie möglich erstanden werden. Sie wurde 1918 in Braunau gekauft und wog 150 Kilogramm.

Kirchturm ohne Kupferdach

An die Stelle des kupfernen Turmdaches war nun ein Blechdach getreten, gerade kein angenehmes Willkommgeschenk für den neuen Pfarrherrn.

Pfarrer Reininger wollte, dass er und seine Pfarrkinder in dieser Not und Trübsal beim Herzen Jesu Zuflucht suchten. Daher errichtete er anfangs 1918 die Herz-Jesu-Bruderschaft und nahm am 10. Februar mehr als 100 Mitglieder in sie auf. Eine Herz-Jesu-Statue wurde geweiht und aufgestellt.

Heimkehr aus dem ersten Weltkrieg

Der Krieg nahm sein schreckliches Ende. Im Oktober und November 1918 kehrten die Soldaten heim, heißersehnt kamen die Väter, Brüder und Söhne in ihr Haag zurück. Auf der Reichsstraße durch Strengberg zogen ganze Divisionen; oft wurden sie, die jahrelang treu ihre Pflicht getan, beschimpft und geschmäht, manchmal wurden ihnen sogar Ehrenzeichen und Dienstgrade von ihren Uniformen abgerissen. Irregeleitetes Volk stand gegen die Heimkehrer auf und legte eine heute fast unverständliche Haltung an den Tag, so als ob die Soldaten unseres Volkes den Krieg gewollt oder verlängert hätten, als ob sie die Schuld an dem furchtbaren Elend trügen. Es war aber doch nur der gedankenlosere Teil unseres Volkes, der sich den verräterischen Parolen volksfremder Politiker hingab und eine revolutionäre Stimmung erzeugte. Wohltuend war es für die heimkehrenden Haager, zu Hause wenigstens Verständnis und Hochachtung für ihre soldatische Leistung zu finden. In Haag waren alle Leute ruhig und nüchtern, wenngleich auch hier das Volk sich immer mehr parteilich aufsplitterte. Der Großteil der Bauernschaft und viele im Markte trauerten der untergegangenen Monarchie nach; und die Bauern vor allem waren entschlossen, das revolutionäre Treiben mancher Kreise, die aus Österreich eine Räterepublik machen wollten, nicht mehr weiter zu dulden.

Elektrische Beleuchtung

In Haag galt auch weiterhin, was bisher immer gegolten hatte: ehrliche Pflichterfüllung, Treue zur Heimat und aufrechte Haltung. Kein politischer Umschwung hatte diesen Standpunkt erschüttert. Bürgermeister Kaiserreiner, der jahrelang in der Monarchie sein Amt in Ehren geführt hat, diente auch der erstandenen Republik Österreich. Einleitung der elektrischen Beleuchtung und Errichtung eines Telephonnetzes in Haag waren die großen Aufgaben, die er kräftig in Angriff nahm.

Überall im Gemeindegebiet mussten nun Masten gesetzt werden, die Plätze dafür wurden gratis überlassen. Auf pfarrlichen Gründen wurden allein 12 Großmasten gesetzt als Träger der weitgespannten Drähte, die den Strom an Haag heranleiten sollten. Bezogen wurde die geheimnisvolle Kraft aus dem Elektrizitätswerke in Waidhofen. Ein besonderer Augenblick war es, als am 7. November 1920 zum erstenmal Haags Kircheninneres im Glanze des elektrischen Lichtes erstrahlte. Sollte es ein Zeichen sein, dass auch auf anderen Gebieten das Dunkel der Nachkriegszeit einem helleren Tage weichen musste?

Notgeld

Vorerst war die wirtschaftliche Lage noch immer sehr schlecht; das Geld, die Kronenwährung, war wertloses Papier geworden, jede Gemeinde, auch Haag, druckte ihr eigenes Notgeld. Weiterhin sank der Wert aller Banknoten ins Uferlose. Die Wirtschaft des österreichischen Großraumes war zerschlagen, Ungarns landwirtschaftliche Flächen und Böhmens Industriegebiete zählten nunmehr zum Ausland, aus dem nicht viel bezogen werden konnte. Im Winter 1922 hatte unsere Haager Schule keinen Brennstoff und musste schließen; der versäumte Lehrstoff musste mühsam im folgenden Mai und Juni eingebracht werden.

In politischer Hinsicht stellte die bäuerliche Bevölkerung in ihrer konservativen Haltung das 'Hauptgewicht dar; sie war eine politisch geschlossenee Volksmasse, im Bauernbunde geeint, dem christlichen Väterglauben und der Heimatscholle als zwei Idealen innerlich verbunden. Aus den Reihen dieses Volksteiles wurde auch Haags neuer Bürgermeister, Josef Nagelstraßer, gestellt (1919) bis 1938). Seine Hauptsorge galt der Instandhaltung der Straßen und Brücken, deren es im weitgestreckten Haager Gebiete so viele gab. Das vielverzweigte Straßennetz im Gemeindegebiet erforderte Summe um Summe. Haags Bevölkerung meinte, besser zu fahren, wenn die Steuerkraft des Marktes nicht auf so viele Anliegen verteilt, sondern allein zur Hebung des Marktes verwendet würde. Auf der anderen Seite war auch die Bauernschaft wieder überzeugt, dass ihre stattlichen Steuergelder oft zu sehr für reine Zwecke des Marktes herangezogen würden.

Teilung Haags in zwei Gemeinden: Ströbitzer und Nagelstraßer als Bürgermeister

Zu diesen wirtschaftlich verschiedenen Standpunkten kamen auch die Differenzen der politischen Parteien. Im geschlossenen Siedlungsgebiete des Marktes hatten die rein bürgerlichen Parteien liberalen Ursprungs mehr Einfluss als auf dem Lande. Die sozialistische Partei hatte in den ersten Jahren nach dem ersten Weltkrieg freilich in ganz Haag erstaunlich geringe Anhängerzahlen. Sie wuchs erst in späteren Jahren. Der politische Kampf spielte sich demnach mehr zwischen dem christlichen Lager, in dem die Bauern standen, und dem liberal-großdeutschen Lager ab, ohne dass weltanschauliche Gegensätze allzu stark hervorgetreten wären. Im Vordergrunde standen wirtschaftliche Überlegungen und diese führten im Jahre 1922 zur Trennung der Gemeinde in eine Landgemeinde Haag, die Josef Nagelstraßer als Bürgermeister weiter behielt, und in eine Marktgemeinde Haag, die zunächst wiederum Rudolf Weiß an ihre Spitze berief (1922 bis 1924), dann aber im Jahre 1924 Stephan Ströbitzer (bisher Sparkassenbeamter und Hausbesitzer im Markt) zum Bürgermeister wählte (1924 bis 1945).

Kirchliches Leben

Es gab aber immer noch genug Angelegenheiten, die von beiden Gemeinden getragen werden mussten. Pfarre und Kirche Schlossen um beide Gemeinden nach wie vor ein festes Band. Dies zeigte sich in jeder Hinsicht, religiös wie wirtschaftlich. Als im Jahre 1923 die Mission durch Lazaristenpatres, die schon 1921 Haag missionierten, zur Befestigung und Bekräftigung wiederholt und erneuert wurde, konnte Pfarrer Reininger 3240 Beichten und 4361 Kommunionen verzeichnen. Hier hatte doch wirklich wieder das ganze Haag teilgenommen. Ein großes Fest, das wiederum alle Haager Herzen zutiefst berührte, wurde die Einweihung des Kriegerdenkmales.

Höllrigl in jungen Jahren.
Rat Reininger, der anlässlich der Stadterhebung vom Bundespräsidenten ausgezeichnet wurde.

Kriegerdenkmal und Glocken

Mit einem Kostenaufwand von 44 Millionen Kronen (nach der Einführung der Schillingwährung waren dies 4400 Schilling, heutiger Wert ungefähr das Zehnfache) wurde das Ehrenmal von beiden Gemeinden errichtet und beide Gemeinden verpflichteten sich auch zur Erhaltung. Die Weihe erfolgte 1923. Stumm kündet der Stein die Namen von 52 Gefallenen, 30 Vermissten und 49 Namen solcher, die an Verwundungen und Kriegsfolgen gestorben sind. Ein Jahr später, 1924, konnten durch das Bemühen beider Gemeinden fünf neue Glocken feierlich ihren Einzug halten. Die Glockengießerei St. Florian übernahm die alte 12-Uhr-Glocke (594 kg), da sie keinen reinen Ton hatte, die Ersatzglocke übernahm Rohrbach. Haags neue Glocken waren bereits in der Frühjahrsmesse in Wien ausgestellt gewesen und hatten insgesamt 164.5 Millionen Kronen gekostet. 1296 kg wog die Es-Glocke; 670 kg die Glocke mit g-Ton; 413 kg die mit b-Ton; 278.5 kg die mit c-Ton; 82.5 kg die mit g-Ton.

Das elektrische Läutwerk, aus Herford in Deutschland bezogen, erforderte nochmals 53 Millionen Kronen. Am Palmsonntag, den 13. April 1924, erfolgte bei leider schlechtem Wetter die Weihe der Glocken durch den Abt von Seitenstetten, Dr. Theodor Springer. Landbürgermeister Nagelstraßer und Heinrich Gruber (Eisengruber) haben sich bei der Anschaffung der Glocken besondere Verdienste erworben; die kleine Glocke ist überhaupt eine Spende Herrn Heinrich Grubers.

Bürgerschule (später Hauptschule)

Neben diesen gemeinsamen Anliegen versuchte der Markt auch seine eigenen Wege zu gehen. Die Marktbürger wollten vor allem die Errichtung einer Bürgerschule in Haag erreichen, wenn dies auch einer der Gegensätze zur Landbevölkerung war und wenn auch der Plan einer Bürgerschule mit zur Trennung der beiden Gemeinden beigetragen hat. Trotz des Geldsturzes wurde der kostspielige Plan im Jahre 1924 durchgesetzt, und heute ist wohl jeder Haager ob dieser Hartnäckigkeit der damaligen Marktgemeindevertretung froh. Die Hoffnungen, die sich sonst bezüglich des Aufschwunges unseres Marktes da und dort erhoben, gingen freilich nicht in Erfüllung. Zum Industrieort konnte sich Haag nicht entwickeln, hierzu fehlten auch alle, Voraussetzungen. Die Sesselfabrik, die zu Beginn der zwanziger Jahre in der Nähe der Station Haag (Hochwall) errichtet wurde, hielt sich nicht. Die Arbeit musste gänzlich eingestellt werden! Der Ziegelfabrikation als einem naturgegebenen und bodenverbundenen Industriezweig waren und sind hingegen in Haag dauerhafte Erfolge beschieden.

Der Bauernstand: Zuckerrübenbau

Der eigentliche Träger der Wirtschaft in Haag blieb nach wie vor der Bauernstand. Neben dem Getreidebau sind die Zucht von Schweinen und Rindern und der Anbau von Kartoffeln in den ersten Nachkriegsjahren die Säulen des Verdienstes für den bäuerlichen Unternehmer gewesen. Mit der Errichtung von österreichischen Zuckerfabriken (nach dem Wegfall der böhmischen Zuckererzeugung) begann auch der Zuckerrübenbau für Haags Bauern interessant zu werden und sich im Jahre 1929 durchzusetzen. Der Rapsbau hingegen nahm ab und schwand gänzlich aus dem Bilde unserer Landschaft. Mit der Schaffung von Molkereigenossenschaften konnte das wiesenreiche Haager Gebiet mit seinem fetten Boden und den genügend starken Niederschlägen nur gewinnen, und so wurde allmählich immer mehr und mehr auch die Milchwirtschaft eine der Existenzgrundlagen unserer Bauern.

Jene Zweige des Handels und Gewerbes, die dem bäuerlichen Alltag und seinen Erfordernissen dienen, blühten im Markte Haag am besten: der Viehhandel, das Fleischhauergewerbe. Die Gaststättenbetriebe, so zahlreich sie auch sind, werden Sonntag für Sonntag zu Mittelpunkten vielfacher Geschäftsabschlüsse, zu Treffpunkten des bäuerlichen Umlandes. Schuhwerk und Bekleidung, Werkzeuge, Geräte und Eisenwaren besorgte sich der Bauer gerne, wenn er im „Markt" auf einem Amt oder beim Arzt zu tun hatte.

Mit der Bürgerschule, die in dem Volksschulgebäude untergebracht war, wurde Haag auch eine kleine Schulzentrale. Im Schuljahre 1931/32 gab es an der Volksschule 333 Kinder, an der Hauptschule (früher Bürgerschule genannt) 229 Schüler und Schülerinnen. Die Kinder umliegender Ortschaften (Weistrach, St. Peter, Seitenstetten) mussten über zwei Jahrzehnte lang zum Besuch einer Bürgerschule (Hauptschule) nach Haag fahren. Als Gerichtsort, als Schulort wie als wirtschaftlicher Mittelpunkt eines reichgesegneten Bauernlandes gewann der Markt mit zunehmendem Maße an Bedeutung.

Politische Fronten 1920-1932

Die politischen Fronten, die es im damaligen Österreich gab, machten sich auch in Haag bemerkbar. Eine große Erregung bedeuteten für Haag die Vorgänge des 15. Juli 1927 in Wien (Justizpalastbrand). Eine starke Heimwehrbewegung entfaltete sich daraufhin auch in Haag, von vielen begrüßt, von vielen auch wieder angefeindet. Die politischen Debatten in den Gasthäusern wurden zum gewohnten sonntäglichen Bild.

Besondere Ereignisse 1920-1932

Neben der Politik widmete das Haag der Jahre 1925 bis 1932 seine Aufmerksamkeit auch noch immer stark den kirchlichen Ereignissen, so als etwa 1925 das Kirchendach an der Westseite sich senkte und gerichtet werden musste. Am 8. Dezember dieses Jahres spendeten die Geschwister Dorf er von Praunsberg und Langenfeld eine Herz-Marien-Statue der Kirche, die eingeweiht und aufgestellt wurde. Im Jahre 1929 ließ Msgr. Reininger den Hochaltar renovieren und das Presbyterium mit Ölfarben neu ausmalen. Große Ereignisse waren die beiden Primizen, die Haager Neupriester in ihrer Heimatpfarre halten konnten: Herr Johann Forstlehner am 24. Juli 1927 und Herr Karl Heinrich am 2. Juli 1931. Ein Todesfall, der Haag besonders erschütterte, sei gleichfalls hier vermerkt: Ekkehard und Gertrude Weiß, beide Kinder des Kaufmannes Weiß, in den Kreisen ihrer Turnbrüder und Turnschwestern des Deutschen Turnvereines besonders beliebte und in ganz Haag geachtete junge hübsche Menschen, fuhren am 21. April 1930 mit dem Motorrad bei einer Straßenübersetzung in der Nähe St. Valentins einem heranbrausenden Zug in die Quere und verunglückten beide tödlich. Mit ihrem Tode war das Kaufhaus Weiß der Erben beraubt; ganz Haag folgte dem Trauerzuge.

Straßenpflasterung

Solche tiefeinprägsame Ereignisse, ob sie nun Freude oder Leid bringen, bleiben lange in der Erinnerung der Menschen haften. Die stille Arbeit, die Bürgermeister und Gemeinderat leisteten, ging beinahe in Vergessenheit unter: denn Straßenpflasterung und Kanalisation verschönerten zwar das Bild der Ortschaft, aber der neue Anblick war bald so gewohnt, dass jedermann glaubte, er sei schon seit jeher in Haag auf sauberen Straßen gegangen.

Stadterhebung

Durch die wirtschaftliche Position, die der Markt hatte, durch das äußere Bild, das Haag um das Jahr 1930 bot, bewogen, mochte wohl Hofrat Sturm daran gedacht haben, seinem Heimatort die Stadterhebung zu erwirken und den Markt für die Abtrennung der Landgemeinde reichlich zu entschädigen. Wohl gab es zunächst manchen Spötter, der darauf hinwies, dass/ Haag doch nur eine groß gewordene Bauernsiedlung Sei. Aber hatte nicht Haag schon das Aussehen eines städtischen Gemeinwesens, überhaupt, wenn man es von der Haltestelle, den aufragenden Pfarrhofberg vor sich, betrachtete? Andere wieder meinten, Haag sei bis jetzt ein großer, bedeutender Markt gewesen, von nun ab sei es eine kleine, ganz kleine Stadt. Alle diese Überlegungen hatten gewiss manches für sich. Sie änderten aber nichts an der Tatsache, dass es ein Bauernsohn war, nämlich Hofrat Sturm, der es mit zähem Willen und echtem Haager Kopf durchsetzte und mit Landtagsbeschluß des nö. Landtages vom 23. Juni 1932 aus seinem „Bauernmarkt" eine Stadt machte. Die Folgezeit hat Herrn Hofrat Sturm recht gegeben. Die junge Stadt, durchaus nicht die kleinste und unbedeutendste im niederösterreichischen Lande, hat auch weiterhin an Wirtschaftskraft gewonnen und die stolze Tradition des mittelalterlichen Marktes fortgeführt: zentraler Mittelpunkt der Bauern im Ennswald zu sein und daneben das kleine Gewerbe und das Handwerk mit besonderer Liebe zu pflegen. Dies ist auch der Sinn der am 2. Oktober 1931 in Haag begonnenen gewerblichen Fortbildungsschule.