DAS LEBEN AUF DEN ADELSSCHLÖSSERN BAROCK UND ROKOKO
b) Salaberg
Mit Heinrich, Freiherrn von Salburg, beginnt die Ahnenreihe der späteren Grafen von Salburg, die seit dem 17. Jahrhundert bis in das 19. hinein Schloss und Herrschaft Salaberg besaßen. Heinrich war der Besitzer vieler Güter in Oberösterreich, wie Falkenstein und Ranariegl, Aichberg, Hochhaus und Altenhof, und wurde von Kaiser Rudolf II. am 1. Mai 1608 in den Freiherrnstand erhoben, nachdem er kurz zuvor zum katholischen Glauben zurückgekehrt war.
Die Salburg auf Salaberg
Er kaufte am 25. April 1619 Salaberg von den protestantischen Kölnpeck, und seine katholische Einstellung kam nicht bloß den Pfarrherren zu Haag zugute, sondern offenbarte sich auch in den guten Beziehungen seiner Familie zu Abt und Konvent von Seitenstetten. Als er am 15. 12. 1629 hoch an Jahren starb, wurde er zu Hofkirchen beigesetzt; seine Söhne verglichen sich über den umfangreichen Besitz und Georg Sigmund, der Sohn aus zweiter Ehe (mit Judith von Freysing zu Aichbach), erhielt die Herrschaft Salaberg. Er setzte die Gütererwerbungen seines Vaters in ausgedehntem Maße fort, kaufte unter anderem Puchheim, Mitterberg, Leonstein und wurde im Jahre 1655 von Kaiser Leopold I. in den Reichs- und erbländischen Grafenstand erhoben. Sein Hauptaugenmerk richtete er in Salaberg auf den Umbau seines Schlosses. Was er aus den Zeiten der Kölnpeck vorfand, war das sogenannte alte oder obere Schloss, ein rechteckiges Gebäude mit zwei Stockwerken, dem schönen Hof mit den Säulengängen in allen drei Geschossen und mit einem mächtigen Uhrturm an der Ostseite. Das Bauwerk war noch mit einem Graben umgeben, in den höchstwahrscheinlich Wasser gefüllt werden konnte. Für Georg Sigmund muss das Gebäude zu klein geworden sein und etwas nach 1630 ließ er einen Zubau errichten, anschließend an die Ostfront und etwas größer als das alte Schloss.
Umbau Salabergs um 1630
Mit der alten Ostseite bildeten die drei neugebauten Trakte einen zweiten rechteckigen, den sogenannten äußeren Hof (der heute der mittlere genannt wird). Aus den Haager Taufmatriken ist zu ersehen, dass dieser Neubau im Jahre 1637 vollendet war; denn damals konnte der Hofwirt Martin Bramberger dort einziehen. Der Graben wurde beibehalten und der neuen Anlage angepasst, was bei dem gegebenen Gelände nicht viel Mühe machte. Wahrscheinlich wurde er an der alten Ostseite zugeschüttet und um den Neubau herum frisch gezogen. Schließlich waren ja, wie wir wissen, die in Niederösterreich gelegenen Schlösser noch im Jahre 1683 für die Herrschaftsuntertanen als Fluchtorte vor den herannahenden Türken bestimmt worden. Kaum war die beträchtliche Erweiterung des Schlosses fertig und das zweistockhohe Neugebäude eingedeckt, dachte Georg Sigmund an die Errichtung seiner letzten Ruhestätte. Es entsprach der Sitte der damaligen adeligen Herren, ihre sterblichen Überreste in einer befreundeten und benachbarten Klosterkirche beisetzen zu lassen.
Gruft der Salburg
Überdies lagen im Haager Friedhof die protestantischen Kölnpeck wie auch einige Mitglieder der evangelischen Herrschaftsbesitzer von Rohrbach.. Dies mag für die Salburger mit ein Grund gewesen sein, sich anderwärts umzusehen. Mit Zustimmung der Benediktiner zu Seitenstetten wurde an der Südseite der dortigen Abteikirche eine Kapelle errichtet (1635), die als Familiengruft der Salburg dienen sollte. Florian Littoli wurde mit dem Bau beauftragt, die nötigen Steine wurden ihm kontraktmäßig bis in den Klosterfriedhof geliefert, der damals noch den rückwärtigen Trakt der Abteikirche umgab. Unterhalb der Kapelle, die 40 m2 groß ist und zu Ehren der heiligen Barbara geweiht ward, wurde die Familiengruft angelegt. In der Mitte des Kapellenbodens ist eine Deckplatte aus rotem Marmor angebracht, welche eine kleine Metallplatte mit einer lateinischen Inschrift trägt; sie lautet in deutscher Sprache wie folgt: Gruft des Georg Sigmund von Salaberg, Freiherr in Falkenstein, und seiner allerliebsten Ehefrau und seiner Nachkommen. Tatsächlich war ja seine erste Gattin Barbara von Harrach bereits tot, bevor die Kapelle ganz fertiggestellt war. Im Jahre 1634 war sie gestorben und nur im Gedenken an sie wurde die heilige Barbara zur Schutzpatronin der Begräbnisstätte erwählt. Später musste die Gruft noch zwei frühverstorbene Söhne und Herrn Georg Sigmund selber aufnehmen.
Zwei Verträge regelten die Verbindlichkeiten, die die Salburger dem Kloster Seitenstetten gegenüber eingingen. Sie zahlten für das Recht, dort eine Gruft zu haben, 2500 Gulden, mussten die Kapelle stets in gutem Zustand erhalten und bei Begräbnissen das Klageross, sicher ein stattliches Tier, mit Decke und Zaumzeug dem Abte überlassen. Aus dem Memorabilienbuch der Seitenstettner Benediktinerabtei (ad annum 1635) lässt sich überdies ersehen, dass der Abt und der Konvent alljährlich am Todestag des Kapellenstifters und ebenso an den Sterbetagen der übrigen Familienmitglieder ein Seelenamt abhalten sollten. Heute ist die Kapelle nur mehr unter dem Namen Benediktikapelle bekannt.
Georg Sigmund von Salburg
Das unruhevolle Leben hat Herrn Georg Sigmund nicht bloß in den Grafenstand geführt, es hat ihm auch die Bitternisse irdischen Daseins zu verkosten gegeben.
Der auf vielen Seiten beanspruchte Mann geriet zum Haager Pfarrer Georg Peßler in einen schroffen Gegensatz, dessen eigentliche Ursache nirgends aufgezeichnet erscheint. Warf er ihm etwa gar vor, dass es noch 15 Lutheraner in Haag gab? Oder waren es Unklarheiten in wirtschaftlichen und rechtlichen Belangen, die zum Zankapfel wurden? Jedenfalls verzichtete Peßler wegen dieses Streites im Jahre 1657 auf seine Pfarre.
Wegen der vielen Herrschaften, die Georg Sigmund von Salburg besaß, bestellte er sich zur Verwaltung seines Salaberger grundherrschaftlichen Gebietes einen Regenten und Oberpfleger. Mit diesem Amte war nachweislich von 1635 bis 1642 ein bedeutender Mann, Valentin Preuenhuber, der bekannte Verfasser der „Annales Styrenses", einer wichtigen Steyrer Chronik, betraut. Er starb auf Schloss Salaberg 1642 und wurde im Haager Friedhof neben der Kirche bestattet.
Durch seine zweite Ehe mit Sidonia Elisabeth von Schärffenberg wurde Herr Georg Sigmund der Vater der beiden Grafen Franz Ferdinand und Gotthard Heinrich.
Ein Salburger als hoher Militär
Franz Ferdinand übernahm nach brüderlichem Vergleich die Herrschaften Salaberg und Prandeck (1677) und wandte sich der militärischen Laufbahn zu. Als ein Jahr nach der Belagerung Wiens durch die Türken, nämlich 1684, die Republik Venedig dem Kriegsbündnis gegen den Halbmond beitrat, wurde er als Oberst und General eines deutschen Regimentes zu Fuß vermutlich den Venetianern zur Verfügung gestellt - sie haben ja mit deutschen Mietstruppen 1685 die Peloponnes erobert - und lernte dort venetianische Kunst und Sitte kennen. Zur Erinnerung daran ließ er sich später in Salaberg den Rittersaal mit Gemälden in venetianischer Art und mit Kriegsbildern zieren, die alle Seeschlachten, Türkenzelte, Gefechte und venetianische Dogen darstellen. Für seine fromme Gesinnung spricht es, dass er zwei gefangene Türkenkinder, Achmet und Hatti, nach Salaberg bringen, dort aufziehen und unterrichten und durch Abt Anselm von Garsten am 1. Mai 1686 taufen ließ.
Mit dem Aufstieg des Prinzen Eugen wurde auch Franz Ferdinand zu höheren Ehren ausersehen, wurde kaiserlicher Hofkriegsrat und Generalfeldmarschall-Leutnant. Sein Porträt, von einem Maler im Jahre 1705 hergestellt, zeigt ihn in dieser Uniform. Die Haltung des Grafen entspricht dem militärischen Rang und ist voll Würde. Die rechte Hand weist mit dem Marschallstabe gebieterisch nach vorne, während er die Linke gravitätisch in die Hüfte stützt. Über den Waffenrock hat er sich den stahlblauen Küraß geschnallt, und eine rote flatternde Schärpe schmückt seine Taille. Im selben Rot leuchten auch die Kniestrümpfe und die Pumphose, die fast ganz vom versteiften unteren Teil des Waffenrockes bedeckt erscheint. Die Füße stecken in schwarzen Schnallenschuhen und nach der Mode der Zeit trägt er Spitzen unter dem glattrasierten Kinn und um die Handwurzeln. Der Säbel an der linken Seite, sein Helm mit offenem Visier im Hintergrunde auf einem Tische liegend, sind weitere Insignien des adeligen Offiziers, während das halbangedeutete Türkenzelt an die siegreiche Abwehr des Feindes mahnt. Sein sonngebräuntes, schneidiges Antlitz blickt strenge unter der Allongeperücke hervor.
Bauten um 1700
Er war es auch, der durch die Errichtung von Nebengebäuden am Schloss Salaberg einen dritten Hof, den östlichsten und jüngsten, schuf, heute der erste beim Eintritt in das Gebäude. An seiner inneren, den älteren Bauwerken zugewandten Westseite, befindet sich die Schlosskapelle, die im Jahre 1698 zu Ehren der Mutter Gottes geweiht wurde. Um 1702 scheint der ganze Neubau, wiederum größer als der durch den Vater aufgeführte Schlossteil, fertig gewesen zu sein; wie die Jahreszahl am Torbau zeigt. Was nun an Räumen neu erstellt worden war, konnte für die Pflegerwohnung, für die Herrschaftskanzlei, für Dienstboten und Angestellte des Schlosses verwendet werden, aber auch Roßstallungen für ein edles Gestüt, Abstellräume für prächtige Karossen, weitere Stallungen und Schupfen konnte im Erdgeschoß untergebracht werden. Zum letzten Male wurde der Graben neu gezogen, Auffahrt und Brücke führten in den jüngsten und geräumigsten Schlosshof.
Ein Salburg als Hofkammerpräsident
Vom Bruder unseres Grafen, von Gotthard Heinrich von Salburg, befindet sich gleichfalls ein Bild aus der Hand desselben Malers im Schlosse. Gotthard Heinrich besaß die Herrschaften Puchheim, Mitterberg und Leonstein und war so reich, dass er den durch den Krieg erschöpften kaiserlichen Kassen aus eigenem Vermögen beispringen konnte. Kaiser Leopold I. hat ihm zum Geheimen Rat und Hofkammerpräsidenten gemacht und als solcher wird er auf dem Gemälde dargestellt. Feingliedrige Hände und ein blasses, gedunsenes Gesicht unterscheiden ihn vom kriegstüchtigen Bruder. Rock und Mantel aus golddurchwirktem Brokate, schwarze, enganliegende Strümpfe und schwarze Schnallenschuhe sind seine standesgemäße Kleidung.
Franz Ferdinands Gemahlin, die Herrin auf Salaberg, stammte aus einer anderen Linie der Salburg, die auf Schloss Artstetten bei Pöchlarn saß. Sie war dem Gemälde nach eine anmutige Erscheinung, die damals, als sie gemalt wurde, kaum die dreißig Jahre überschritten haben dürfte. Die ziegelrote Atlasrobe mit vierfachem Besatz aus gezogener Seide und kleiner Schleppe kleidete sie sehr gut. In der rechten schmuckverzierten Hand hält sie einen weißen Fächer und den schmalen Hals umschließt eine goldene Kette mit einem Kreuz als Anhänger. Ein schmaler Mund, hochgezogene Augenbrauen und eine edle Stirne, von lieblichen Locken umrahmt, geben ihr ein adeliges Gepräge.
Salaberger Herrschaftsbesitzer
Von ihrem Sohne Norbert Anton Oswald, dem späteren Herrn auf Salaberg, sind gleichfalls zwei Gemälde im Schloss vorhanden. Das eine Bild stellt ihn als vierjährigen Knaben dar und stammt wiederum aus dem Jahre 1705, das andere zeigt ihn im Jahre 1740. Nach dem niederösterreichischen Gültbuche ist er bereits 1719 als Salaberger Herrschaftsbesitzer eingetragen, als welcher er sich ganz der Verwaltung seiner Güter widmete. Von seinem Vetter Franz Ludwig, dem Sohn Gotthard Heinrichs, der Marschall und General-Kriegskommissär wurde, aber ohne männliche Nachkommen starb, erwarb er vertraglich dessen Besitz in Leonstein, Puchheim und Mitterberg und häufte so Herrschaft auf Herrschaft.
Als Norbert Anton Oswald im Jahre 1766 starb, hinterließ er zwei Söhne, von denen zunächst der ältere namens Christoph die Herrschaften Salaberg, Kreutzen, Prandeck, Zellhof, Aich, Ruttenstein, Greinburg (im Marchlande) wie Leonstein, Puchheim, Mitterberg, die Stadt Schwanenstadt und den Markt Grein in seiner Hand vereinigte. Bereits um 1775 aber dürfte Christoph gestorben sein und die Herrschaften, vor allem Salaberg, sind an seinen jüngeren Bruder Rudolf vererbt worden. Graf Rudolf Ferdinand von Salburg (geb. 1732, gest. 1806) beschäftigte sich gleich seinem Großvater Franz Ferdinand mit der weiteren Ausgestaltung und Verschönerung seines Salaberger Herrschaftssitzes. Er wurde zum dritten Bauherrn aus dem Geschlechte der Salburg.
Rokokobauten
Nicht mehr wie 1630 unter Georg Sigmund und nicht mehr wie 1698-1702 unter Franz Ferdinand bestand jetzt ein Bedürfnis, die Räume des ohnedies stattlichen Schlosses zu vermehren und neue Trakte um neue Höfe aufzubauen. Es waren in den Jahren 1777 und 1778 nur einige Schäden auszubessern, aber der neue Schlossherr wollte alles nach dem veränderten Geschmack seiner Zeit mit der feinen Zier des Rokokostils vor seinen schönheitstrunkenen Augen haben. Der Feudalherr des Maria-Theresianischen Zeitalters legte wenig Wert auf befestigte Schlossbauten: der Graben um das Schloss brauchte nicht mehr mit Wasser gefüllt zu sein und Verteidigungszwecken zu dienen, sondern wurde zur Haltung von herrlichen Hirschen verwendet, für die Graf Rudolf eine neue Hirschenhütte aus Holz im Graben errichten ließ. Ein Lustschloss mit ausgedehnten Gärten, schattigen Lauben und lauschigen Plätzchen war des Grafen Wunschtraum. Neben dem Ziergarten, der mit Blumenbeeten geschmückt war, ließ er vor allem den Gastgarten verschönern, zu dem ein direkter Zugang aus dem Rittersaal geschaffen wurde. Dort stand ein Lusthaus, Balustraden und Statuen aus Sandstein verschönerten das Bild, und die Gäste konnten von hier aus ungestört in den anschließenden großen Schlosspark lustwandeln. Von der Fürsorge für diese Standfiguren spricht es, dass sie im Spärherbst mit Stroh umwunden oder gar in Holzverschalungen gesteckt wurden, um so vor allen Unbilden des winterlichen Wetters geschützt zu sein.
Der höfischen Mode der Rokokozeit entsprechend, ließ Graf Rudolf in der Bauperiode von 1777/78 auch noch einen umzäunten Fasangarten anlegen, mit vielen Wegen und einem großen Fischteich ausgestattet. Um den Teich mit dem Fischeinsatz führte ein Geländer, und nahe daran waren zwei Sitzbänke aufgestellt, die zur Betrachtung der schönen Umwelt einluden. Ein Teil des Fasangartens, die eigentliche Fasanerie, wurde mit hohen Haselstauden bepflanzt, wo sich die Fasane verstecken konnten, wenn sie nicht gerade in zwei offenen Futterhütten saßen, die von Säulen getragen wurden.
Rokokoleben
Ein anderer Teil des Fasangartens enthielt eine Orangerie. Hier wurden Orangenbäume, Zitronenbäume wie Lorbeersträucher, alle natürlich in Töpfen gezogen und den Winter über im Glashause wohl versorgt, im Sommer aufgestellt, um in lauen Nächten den ersehnten Süden vorzutäuschen. Nicht weit davon entfernt bot die Eremitage ein Stelldichein und eine Zuflucht für traute und besinnliche Stunden. Die eigentümliche Sehnsucht des Rokokomenschen, aus seiner unnatürlichen, gezierten Lebensweise auf glatten Parketten in die Ruhe der Natur zu fliehen, fand hier ihre Befriedigung, auch wenn die aufgestellte Natur in den Parkanlagen erst wieder gekünstelt war. Im gleichen Garten gedieh auch feines Spalierobst, und zur Freude der Jagdliebhaber wurde im Februar 1778 eine Habichtssteige angelegt. Das Gegenstück dazu bildete der sogenannte Schlosszwinger, für den ein Hahnenkobel gebaut wurde.
Das Prunkstück des neu angelegten Fasangartens bildete jedoch der „Neubau bei dem Lindenplatz", ein Glashaus mit Söller und anschließendem Treibhaus, in dem die Bäume der Orangerie in „Truhen" eingewintert wurden; ein Ofen sorgte für die nötige Wärme. Neben diesem Neugebäude wurde im April 1778 ein Brunnen gegraben, dessen Wasser zur Speisung einer Tuffsteingrotte verwendet wurde.
Selbstverständlich wurde auch das Innere des Schlosses den gesteigerten Bedürfnissen angepasst und mit Rokokozimmern ausgestattet. Die Schlossfenster bekamen eiserne Fensterkörbe an der Außenseite. Ein neues „Cabinettzimmer" wurde eingerichtet und die vorhandenen Rechnungen sprechen von Arbeiten im „Mademoisellezimmer" wie im „Franziskanerzimmer". Offenbar war der Schlosskaplan ein Franziskaner. Das Billardzimmer wurde als veraltet empfunden und neu eingerichtet.
Rokoko als Höhepunkt adeliger Kultur
So viel tat Graf Rudolf, um seinen Wohnsitz reizend und seinem Stande gemäß den zahlreichen Gästen vorführen zu können. Auf das Notwendige' vergaß er daneben keineswegs. Das Meierhofgebäude und das Hofjägerhaus wurden verbessert, im herrschaftlichen Binderhaus eine Stiege gebaut und eine Brücke bei der herrschaftlichen Schönmühle errichtet. Vor allem waren es die Dächer der einzelnen Schlosstrakte, wie etwa das des Kanzleitraktes, die einer größeren Reparatur bedurften. Das Material für alle diese Dachdeckerarbeiten besorgte der Schindelmacher im nahen Krottendorf, der im September 1777 an die 18.000 Schindeln ins Schloss lieferte.
Nach all diesen umfangreichen Arbeiten erscheint die große Baugeschichte des Schlosses Salaberg mit dem Jahre 1778 abgeschlossene. Was später noch dazukam und verändert wurde, hat das Bild des Schlosses und der Parkanlagen nicht mehr wesentlich umgestaltet. Das adelige Landleben auf Salaberg hat in den Jahrzehnten von 1780 bis 1800 wohl seinen Höhepunkt erreicht gehabt. Hat in der Barockzeit der Adel die wirtschaftlichen Grundlagen seiner Existenz ausgebaut, gefestigt und gesichert, so führte die nächste und übernächste Generation - wie wir am Beispiele Salabergs sehr schön sehen können - die Wirtschaft kräftig weiter und benützte ihre Erträge, um aus den vorhandenen großen Wohnräumen, die alle doch noch mehr zweckbestimmt eingerichtet waren, luxuriös ausgestattete Rokokogemächer zu formen. Aus dem tiefen Ernst des Barock, das noch mit dem Leben und seiner Not rang, wurde die spielerische Lust des Rokoko, die nur mehr zur Augenweide schafft, ganz ergeben den schmelzenden Tönen und zarten Weisen einer bis zur Spitze getriebenen Lebenskunst.
Nach 1800 begann der Abstieg. Die Franzosenzeit brachte zunächst Einquartierungen, die langen Kriegsläufte verschlangen riesige Geldsummen, 1811 kam der Staatsbankrott. Die anschließende Biedermeierzeit brachte schon den Bürgerstand mehr zur Geltung und lehrte vor allem, mit dem bescheidener gewordenen Vermögen praktisch und nüchtern hauszuhalten. Am Ende dieser Epoche aber stand 1848 die Auflösung der Grundherrschaften und der eigentliche Zusammenbruch der Macht des Landadels.
Salaberg im 19. Jahrhundert
Besitzer in dieser immer bedrängter werdenden Zeit war nach dem Grafen Rudolf zunächst der Sohn seiner Schwester Leontine, die am 31. 7. 1758 dem Grafen Gundacker von Dietrichstein angetraut worden war. Ihr Sohn, Graf Josef Carl Ferdinand von Dietrichstein, dürfte von 1806, gleich nach dem Tode seines Onkels Rudolf von Salburg, bis zum Jahre 1812 oder 1813 die Herrschaft Salaberg innegehabt haben; dann kam sie an Graf Josef von Salburg (aus einer anderen, der dritten Salburger Linie). Graf Josef hatte auch Falkenstein und Ranariedl; er war k. k. Kämmerer und starb am 22. 1. 1843. Obwohl zweimal verheiratet, hinterließ er keine Söhne. Seine einzige Tochter Maria Angelika wurde am 26. 7. 1814 mit Johann Ludwig Graf von Sprinzenstein vermählt und brachte nach dem Tode ihres Vaters die Herrschaft Salaberg an die Sprinzenstein.
Graf Johann Ludwig von Sprinzenstein besaß Hoschütz und Roschowitz in Preußisch-Schlesien und vererbte diese Besitzungen wie auch Salaberg dem aus der Ehe mit Maria Angelika von Salburg (gest. 1878) entsprossenen Sohn Hermann Maria (geb. 1817, gest. 15. 1. 1882). Von ihm stammte wiederum Hermann Maria Josef (geb. 4. 12. 1848), Herr zu Salaberg und k. k. Kämmerer, dem ein Sohn in der Wiege starb und dessen Tochter, die Gräfin Clothilde, durch ihre Ehe Salaberg in das gräfliche Haus der Saurma-Jeltsch brachte.
Salaberg in neuester Zeit
Im ersten Weltkriege war Schloss Salaberg Heimstätte vieler verwundeter Soldaten, die die Güte der Gräfin Clothilde zu rühmen wussten Nach dem zweiten Weltkrieg ist Schloss Salaberg als sogenanntes deutsches Eigentum (die Grafen Saurma-Jeltsch sind wie die Sprinzenstein in Preußisch-Schlesien zu Hause) von den Russen verwaltet worden. Sie haben den herrschaftlichen Wald gründlich ausgeholzt, in das Schloss Wohnparteien hineingenommen, die gräfliche Familie vertrieben, und das Schloss, eines der schönsten Landschlösser in Niederösterreich, verfallen lassen. Ein trauriger Nachgesang zum adeligen Landleben in der Barock- und Rokokozeit.