Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

Vorarbeiten

Der Gemeinderatsbeschluß vom 27. Februar 1932, wo­nach der NÖ Landtag gebeten wurde, die historische, wirtschaftliche und geographische Stellung des Ortes durch die Erhebung des Marktes zur Stadt auszuzeich­nen, fand im Landtag am 23. Juni 1932 seine einhellige Bejahung. Am raschen Zustandekommen, Haag zur Stadt zu erheben, war der einflussreiche Bauernbund­direktor Hofrat Josef Sturm, Sohn des Raabgutes in Haag, maßgeblich beteiligt.

Die nun ins Haus stehenden Festivitäten vom 28. Sep­tember bis 2. Oktober 1932 wollte man auch mit einer „Jubiläums-Ausstellung" bereichern. Es entstand eine wirtschaftliche Leistungsschau mit Messecharakter. Der diesbezügliche Prospekt bekundete die den Veranstal­tern zugrunde liegende Absicht mit folgender Einleitung: „Die Ausstellung hat den Zweck, die auf dem Gebiet der Land- und Forstwirtschaft, des Gewerbes, des Handels und der Industrie erzielten Leistungen der breiten Öf­fentlichkeit vorzuführen, das Interesse für die Boden­produktion und für das Gewerbe zu heben und durch den Wettstreit der Aussteller eine Verbesserung der Erzeugungs- und Verwertungsmethoden anzuregen." Die­se Großveranstaltung stand unter dem Ehrenschutz des Bundeskanzlers Dr. Engelbert Dollfuß, des Landes­hauptmannes Dr. Karl Buresch und des Landeshaupt­mann-Stellvertreters Josef Reither. Sie fand die Unter­stützung der NÖ Landesregierung, der Landes-Landwirtschaftskammer, der Kammer für Handel, Gewerbe und Industrie, der Bezirksbauernkammern, des Deutsch-Österreichischen Gewerbebundes sowie der Handels- und Gewerbegenossenschaften des politischen Bezirkes Amstetten. Zur leichteren Bewältigung der be­vorstehenden Aufgaben bildeten sich verschiedene Aus­schüsse, die unter der umsichtigen Leitung des Kommerzialrates Karl Bilek standen. Die Ausstellungslei­tung setzte sich folgendermaßen zusammen: Karl Bilek, Präsident der Ausstellung, Stefan Ströbitzer, Bürgermei­ster Haag-Stadt, Josef Nagelstrasser, Bürgermeister von Haag-Land, Stefan Mayrhofer, Obmann der Bezirks­bauernkammer Haag und Oberinspektor Konrad Teltscher als Schriftführer.

Das Hauptaugenmerk galt den Ausstellungsflächen und -räumen. Altbürgermeister Rudolf Weiß stellte die große Wiese zwischen Jahn- und Bahnhofstraße, die er dann der Stadtgemeinde schenkte, der Turnverein die Turn­halle samt Turnplatz und der Ortsschulrat das Schul­haus zur Verfügung.

Im Café Bilek trafen sich jeweils die verantwortlichen Leiter der Arbeitsgruppen unter dem Vorsitz ihres Präsi­denten Karl Bilek, den ein bewundernswertes Organisa­tionstalent und rastlose Energie auszeichneten.

Als dann anfangs September die Zelte und Kojen anroll­ten, das große Podium auf dem Hauptplatz vor der Kir­che für das Festspiel aufgebaut war und alte Stadttore —ähnlich verwitterter Burgeingänge — die junge Stadt zier­ten, waren wahrlich alle Haager von der Vorfreude erfasst.

Der Chronist Ernst Maschek (1979), dem für die da­maligen Aufzeichnungen über die lokalen Geschehnisse großer Dank gebührt, beschrieb den letzten Vorberei­tungstag mit den Sätzen: „Im Laufe des Tages legten alle Häuser Festschmuck an, die Besitzer suchten einander zu übertreffen, Fahnen wehten von Firsten, Lämpchen und Laternchen zappelten an Drähten in den Fenstern und Freude und Frohsinn lugten aus den Gesichtern der Menschen."

Was dem Präsidium viel Bangen um ein gutes Gelingen verursachte, stellte sich als unbegründete Sorge heraus: schon der erste Festtag brachte einen beglückenden Er­folg.