Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

30. September, und Samstag, 1. Oktober,

Die beiden folgenden Tage,Freitag, 30. September, und Samstag, 1. Oktober, waren ausgefüllt mit der Eröff­nung weiterer landwirtschaftlicher Sonderschauen, der Preisverteilung für die Rinderausstellungen und der Ab­haltung von verschiedenen Fachtagungen.

So waren bei der Bürgermeistertagung auch namhafte Stadtväter aus oberösterreichischen Gemeinden vertre­ten. Die Bäckertagung des Eisenwurzengaues, geleitet vom Obmann der Bäckergenossenschaft Amstetten, war von rund hundert Bäckern besucht. Neben Fachexper­ten dieses Berufszweiges waren Abgeordnete aus Ober-und Niederösterreich, der Landesverbandsobmann von Niederösterreich und der Bezirkshauptmann von Am­stetten zugegen. Hauptthemen waren Standesfragen, so die Lehrlings- und Gehilfenfrage, die Notwendigkeit ei­ner Buchführung und der Zusammenschluss sämtlicher Bäcker zu einer großen Einkaufsgenossenschaft.

Im Musikpavillon auf dem Ausstellungsplatz konzer­tierten die Violinschüler der Haager Hauptschule unter Leitung ihres Musikschullehrers Hermann Schöberl. Mit Begeisterung verfolgten besonders die auswärtigen Schüler die musikalischen Darbietungen ihrer Alters­genossen.

In der Gewerbeschau waren sämtliche Haager Gewerbe­treibenden vertreten. Ministerielle Anerkennung erhiel­ten: Schlossermeister Josef Kaiserreiner für kunstvoll geschmiedete Grabkreuze und Blumenkörbe, Schneider­meister Edmund Kneidinger für einen Smoking, Kondi­tor Ludwig Traunsteiner für eine Miniaturdarstellung der Stadtpfarrkirche aus Marzipan, weiters Tischlermei­ster Karl Zdenek für ein modernes Speisezimmer mit Einlegearbeiten und der Fabrikant Michael Gruber für die getreue Nachbildung seines Ziegelofens.

In all diesen Tagen gab es Rundflüge mit Grabners ein­motorigem Sportflugzeug. Franz Grabner, ein passio­nierter Sportler und Bastler, machte schon in den zwan­ziger Jahren von sich reden. Er baute insgesamt fünf Flugzeuge, die er als „Pionier" der österreichischen Sportfliegerei begeistert flog. Während der vier Festtage diente die „Schafelner-Wiese", Parzellen vor der jetzi­gen Sportartikelfabrikation der Firma Wolfgang Grab­ner, als Startbahn.

Neben dieser erlebnisreichen Attraktion war auch der Vergnügungspark, in dem es die üblichen pratermäßigen Belustigungen gab, ein begehrter Anziehungspunkt für viele Festtagsbesucher. Die kunstvollen Handwerksar­beiten unserer Vorfahren, die im Bereich „Heimatkun­de" ausgestellt waren, zogen viele Interessenten an. Ein Schlafgemach einer Haager Bürgersfamilie aus dem 17. Jahrhundert, Webearbeiten, die berühmten Spitzenwinkler Uhren und prachtvolle Hafnerarbeiten legten Zeug­nis ab vom Kunstsinn und dem guten Geschmack der Bewohner dieses Ortes in alter Zeit.