Niederösterreichischer Blasmusikverband
Drei Jahrzehnte liegen nun zurück, seit sich am 22. Oktober 1952 13 Musikkapellen unter der Leitung des damaligen Kapellmeisters der Ortskapelle St. Pantaleon, Josef Leeb, bemühten, den NÖ Blasmusikverband ins Leben zu rufen.
Der gewählte Vorstand setzte sich zum Ziel, alle in Niederösterreich bestehenden Musikkapellen für den gegründeten Verband zu werben, um in gemeinsamer Arbeit die Kriegseinwirkungen zu beseitigen und das im Schwinden begriffene Volkskulturgut in der Blasmusik neu aufzubauen.
Mit der gleichzeitigen Bildung einer Arbeitsgemeinschaft für den politischen Bezirk Amstetten wurde eine breitere Basis zur beabsichtigten Vereinsarbeit geschaffen.
Die Spitzenfunktionäre setzten all ihre Freizeit ein, um möglichst rasch mit allen bestehenden Kapellen persönlichen Kontakt aufzunehmen. Diese Kleinarbeit war erfolgreich, denn bei der zweiten Generalversammlung im März 1954 gehörten dem Verband schon 196 Musikkapellen an. Neben den zunehmenden organisatorischen Vereinsarbeiten musste aber die Hebung des musikalischen Niveaus vorrangig gesehen werden.
Mit Beihilfen der NÖ Landesregierung konnten die Schulungskurse, die anfänglich in Eigenregie durchgeführt wurden, weiter ausgebaut werden. So war es möglich, Seminare für Kapellmeister, Stabführer, Bläser und Schlagzeuger durchzuführen.
Im Jahre 1958 trat der Verband mit seinem ersten Landesmusikfest in Krems vor die Öffentlichkeit. Daran beteiligten sich 86 Musikkapellen. Es war dies eine Großveranstaltung, die rund 50.000 Personen anzog und begeisterte.
Besorgt um den jugendlichen Nachwuchs wandte sich Verbandsobmann Josef Leeb, der inzwischen zum ersten Präsidenten des Österreichischen Blasmusikverbandes gewählt wurde, an die Schuljugend. Im Verband wurde ein eigenes Jugendreferat eingerichtet. Mit dem im August 1960 abgehaltenen Jungbläserseminar — es war das erste in Österreich — ging es auch mit dem Nachwuchs rasch aufwärts.
Das Jahr 1964 war wieder ein Meilenstein in der Geschichte des Verbandes. Vom 16. bis 18. Mai fand näm
lich zusammen mit dem Wiener Verband das zweite niederösterreichische Landesmusikfest anlässlich der WIG 1964 auf dem Donauparkgelände statt. Es nahmen insgesamt 109 Musikkapellen teil, davon 95 aus Niederösterreich.
Das immer größer werdende Interesse von Kindern und Jugendlichen, in der Blasmusik mitzuwirken, verlangte nach geeigneteren Probelokalen, denn noch vor zwei Jahrzehnten mussten die Musikproben überwiegend in Gasthäusern abgehalten werden. Die Verbandsleitung strebte deshalb die Schaffung vereinseigener Domizile an.
Dank der Einführung des Fernsehschillings konnte nunmehr die NÖ Landesregierung für den Bau von Musikheimen entsprechende Beihilfen gewähren. Wenn heute von den 411 Musikkapellen unseres Landes nur mehr 70 ihre Proben in Gasthauslokalitäten abhalten müssen, so darf dies als die beste Zusammenarbeit zwischen Land, Gemeinden und den Musikvereinen in den letzten 30 Jahren bezeichnet werden.
Die Übersiedlung der Verbandsleitung ins Rathaus der Stadtgemeinde Haag mit Beginn des Jahres 1966 bewirkte eine bedeutende Verbesserung gegenüber dem früheren Standort. Das geräumige Büro, das die Stadtgemeinde Haag in dankenswerter Weise dem Verbandsobmann im Bereich der Musikschule zur Verfügung gestellt hat, war in jeder Hinsicht vorteilhaft. Im speziellen konnte sich das Schulungswesen durch die zentralere Lage der Verbandsleitung weiter entfalten. 21 Kapellmeisterkurse mit 45 bis 50 Teilnehmern und 14 Jungbläser-Spezialseminare für Flöte und Waldhorn zu je 40 bis 45 Teilnehmern sind das erfreuliche Resultat einer 15jährigen Ausbildungstätigkeit.
Das Jahr 1972 stand im Zeichen der 20-Jahr-Feier des Verbandes. Den Auftakt gab die 20. Generalversammlung am 2. April in Haag. Sie war mit der Anwesenheit fast aller Mitglieder der NÖ Landesregierung, zahlreicher Abgeordneter zum Nationalrat und zum NÖ Landtag sowie namhafter Ehrengäste aus dem Ausland, aber nicht zuletzt mit den rund 1000 Delegierten unserer Musikkapellen, die repräsentativste Tagung seit dem Gründungsjahr. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete schließlich das dritte NÖ Landesmusikfest zu Pfingsten 1972 in St. Pölten. Insgesamt 280 Musikkapellen, davon 271 aus Niederösterreich, nahmen am Festaufmarsch teil. Das Gemeinschaftskonzert mit mehr als 10.000 Musikern bei der Abschlusskundgebung auf dem Hauptplatz war ein beeindruckendes Erlebnis. Fünf Jahre später, als der Verband sein 25. Bestandsjubiläum mit dem vierten Landesmusikfest wieder zu Pfingsten in St. Pölten feierte, nahmen 388 Musikkapellen, davon 372 aus Niederösterreich teil. Wie eine Riesenorgel hörte sich das Gemeinschaftskonzert mit 12.500 Musikern an. Durch die zielbewusste Verbandsarbeit, die in allen Phasen dieser dreißig Jahre die unauslöschliche Handschrift ihres Präsidenten Professor Josef Leeb trägt, wurde der Stellenwert der Blasmusik als wichtiger Kulturträger bedeutend gehoben.