Musik- und Gesangverein Haag
Neben dem seit 8. September 1860 bestehenden Männergesangverein (Obmann Peter Rösner, Notar in Haag) wurde im Jänner 1875 durch den Notariatsbeamten Hieronymus Hofman auch ein Streich- und Blasorchester ins Leben gerufen. Doch noch in diesem Jahre trat eine Spaltung unter den Mitgliedern ein, die schließlich zu einer Teilung in zwei Vereine führte.
Ein Erlass vom 23. Dezember 1875, Zahl 36900, bewilligt die Satzungsänderungen. Die bäuerlichen Mitglieder
vereinigen sich im Verein „Blasmusik", der schließlich auch den Gesang pflegt, und die Marktbewohner schließen sich zusammen im Männergesangverein „Liedertafel" (1886), dem auch das Streichorchester angehört (1889). In späterer Folge entsteht der jetzige Vereinsname „Musik- und Gesangverein".
Die Aufzeichnungen des Vereines haben eine stattliche Reihe von bedeutenden Veranstaltungen nachzuweisen. Aus dem Reigen der vielen Darbietungen und erwähnenswerten Aktivitäten sollen die folgenden nicht unerwähnt bleiben: das erste öffentliche Konzert der Blasmusikkapelle am 26. Juni 1900 im Gastgarten des Gasthauses Schlöglhofer in Hochwall; das 50jährige Bestandsjubiläum im Jahre 1911 und das 65jährige Gründungsfest des Vereins im Jahre 1925 waren schon musikalische und gesangliche Ereignisse, die Menschen aus nah und fern begeisterten. Besonders das reichhaltige Programm anlässlich der Stadterhebung und des 900jährigen Pfarrjubiläums bot allen Haagern und den zahllosen auswärtigen Festtagsbesuchern unvergessliche Höhepunkte.
In bester Erinnerung ist noch heute die Mitwirkung bei dem volkstümlichen Chorwerk „Das Lied von der Glocke" von Andreas Romberg. Zu einem Großereignis der Nachkriegszeit zählt das 90jährige Jubiläum am 2. und 3. Juni 1951, wobei der Verein, unter dem Kapellmeister Johann Geiblinger, mit seinem festlichen Wagen — eine riesengroß mit Blumen gestaltete Lyra — allgemeine Beachtung fand. Wie gewünscht, wurde diese Veranstaltung zu einem Festtag für die Verherrlichung des guten Gesanges und der Volksmusik. Ähnlich festlich konnte auch der 100. Geburtstag im Jahre 1962 gefeiert werden. Leider befand sich im Becher der Festtagsfreude ein Wermutstropfen hinsichtlich des Nachwuchses für die Blasmusikkapelle.
Erst mit der Heranbildung des Jugendblasorchesters konnte diese Sorge überwunden werden, und die Stadtkapelle stieg unter der Leitung ihres neuen Kapellmeisters Musikschulleiter Professor Josef Leeb zu neuen Höhen. Die Einkleidung der Musiker und der Sänger in eine bodenständige Tracht und die Fertigstellung eines eigenen Musikerheimes im Rathaus waren sichtbare Zeichen des Aufwärtsstrebens. Weitere Gradmesser für die umsichtige Pflege des traditionsreichen Volksgutes bieten die jährlichen Familienkonzerte.
Die zielstrebige Aufbauarbeit des Kapellmeisters Professor Josef Leeb und dessen Nachfolgers Gerhard Leeb sowie des Chorleiters Karl Gratzer spornten den Verein zu hervorragenden Leistungen an, die sich auch bei Rundfunk- und Fernsehaufnahmen, Kreissängertreffen, ausländischen Konzertreisen und internationalen Bewerben bestens bewährten.
So konnte der weit über unsere Gemeinde hinaus bekannte Musik- und Gesangverein anlässlich seines 120jährigen Bestandsjubiläums im Jahre 1980 neben vielen Persönlichkeiten des öffentlichen und kulturellen Lebens auch rund 30 Musikkapellen als Gratulanten empfangen.
Seit 1980 leitet Obmann Ernst Forstmayr, Fleischermeister, diesen aktiven Verein.