Haager Kirchenchor
Aus dem Leben einer Pfarre ist ein die Feste und Feiern im Jahreskreis begleitender Kirchenchor einfach nicht wegzudenken. Wir wissen, dass die Anfänge der chorgesanglichen Messgestaltung weit zurückreichen, doch können wir mangels betreffender Aufzeichnungen nicht sagen, wann in Haag ein Kirchenchor in der heutigen Art entstanden ist.
Mündlicher Überlieferung zufolge waren es in den früheren Zeiten sehr oft die Organisten, die sich auch um den Bestand eines Chores bemühten. Jedenfalls wissen wir, dass während des Ersten Weltkrieges der Organist Limbrunner auf diesem Gebiet erfolgreich tätig war. Ihm folgte als Organist und Regenschori Olga Gergl, die in zahlreichen Privatstunden die Chorsänger schulte und den Kirchenchor zu einer wahren Blütezeit empor-führte.
Der Festgottesdienst anlässlich des Pfarrjubiläums und der Stadterhebung vor 50 Jahren mit Mozarts Krönungsmesse in voller Besetzung ist als einer der Höhepunkte in dieser Zeit anzusehen.
Nach dem Jahre 1938 beeinflusste Oberlehrer Leopold Hengl, selbst Komponist und perfekter „Lateiner", wesentlich die Kirchenmusik. Als Organist und Chorleiter vermittelte er damals vielen jungen Sängern das erforderliche Rüstzeug. Diese Mühe erbrachte bald sehr gute Leistungen, die besonders bei den großen Festlichkeiten, wie Glockenweihe und Primizen, für einen feierlichen Verlauf sorgten.
Ab 1948 übernahm der langjährige Chorist Franz Innerhuber den Klangkörper. In den Nachkriegsjahren fanden zahlreiche Aufführungen mit großer Besetzung statt. Die Mitwirkung der Sänger bei der unvergessenen Aufführung des Chorwerkes „Das Lied von der Glocke" von Andreas Romberg, die feierlichen Gestaltungen bei den Firmungen durch Bischof Koadjutor Dr. Franz König im Jahre 1955 und die Festmesse anlässlich der 25-Jahr-Feier der Stadt im Jahre 1957, zählen im wahrsten Sinne des Wortes als Marksteine des Haager Kirchenchores.
Nach dem Ableben von Chormeister Franz Innerhuber im Jahre 1968 wurde diese Entwicklung auf mehrere Jahre unterbrochen, bis sein Schwiegersohn Karl Gratzer den erneuerten Kirchenchor übernahm und ihn seit dieser Zeit mit viel Umsicht leitet. Noch im selben Jahr bewährte sich der Chor bei der Festmesse anlässlich der Konsekrierung des neuen Altars hervorragend. Auch bei der späteren Visitation und Firmung trat er wieder meisterhaft vor die Öffentlichkeit. Die Muttersprache, die durch das Konzil in der Liturgie anzuwenden ist, brachte auch dem Chor neue Impulse. Heute zählt er etwa 40 Mitglieder und neuerdings nimmt auch das Lateinische Amt an Festtagen seinen angestammten Platz wieder ein, obwohl kein begleitendes Orchester zur Verfügung steht.
Es verdient noch festzuhalten, dass sich mit den Organisten Friedrich Geyer, Maria Burgert, Margarete Gahleitner, Gertrude Stieböck, Käthe Staindl und Peter Michlmayr ein Organisten-Ensemble gebildet hat, um die vielfältigen gottesdienstlichen Aufgaben einer Pfarre miterfüllen zu helfen.
Die Aufführung der Deutschen Messe von Franz Schubert am 16. Mai 1982, die vom Rundfunk live übertragen wurde, gestaltete sich zu einem passenden Auftakt für das Jubiläumsjahr.