Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

Der Wechselseitige Brandhilfsverein in Haag

Dem Brandhilfsverein muss beim Schmökern in alten Vereinschroniken wohl der erste Platz eingeräumt wer­den, zumal sein Bestehen über zwei Jahrhunderte nach­weisbar ist. Keine Vereinsgeschichte reicht so weit zu­rück wie diese. Wie Dechant Johann Ev. Höllrigl in sei­nem Buch „Geschichte der Pfarre und Gemeinde Haag, N.Ö." (1900, Seite 100) anführt, wurde die Idee für eine gegenseitige Hilfe im Jahre 1766 durch den Pfarrer Chri­stoph Reisinger geboren.

Es war beabsichtigt, eine Brandsteuerkasse einzurichten, um im Falle einer Feuersbrunst oder eines anderen Un­glücks dem Geschädigten Hilfe und Beistand gewähren zu können.

Es brauchte vorerst einiges Überlegen, bis sich mehrere Bauern bereit erklärten, der Brandsteuerkasse beizutre­ten. Polsterhof, Stampfhof, Adlberg, Pröhof und Korn­mühle sind unter den ersten versicherten Gehöften ge­nannt. Der Pfarrer förderte den Anfang dieses Hilfsver­eins in der Art, dass er allein ebensoviel in die Kasse zahlte wie alle 33 Gründungsmitglieder (Untertanen der Pfarre Haag) mitsammen.

Die Wohltat dieser Vereinigung kam erst richtig zum Tragen, als am 21. September 1795 das Aignergut bei Salaberg abbrannte und Ernte, Vieh und Gerät vernich­tet wurden. Es war dies das erste Gehöft eines Vereins­mitgliedes, das dem Feuer zum Opfer fiel.

Dieser Brandfall trug dazu bei, dass sich die Mitglieder und damit auch die Geldeinlagen rasch vermehrten. Auch Dechant Michael Perschi förderte 1799 den Auf­schwung des Vereines mit dem erwähnenswerten Betrag von 1600 Gulden. Unter anderem geht aus einer Kir­chenrechnung des Jahres 1826 hervor, wonach Pfarrer Gottfried von Dreger zum Kauf einer neuen Feuerlöschspritze 222 Gulden, das waren 50 Prozent der Anschaf­fungskosten, beisteuerte.

Bürgermeister Ferdinand Bachmayr, der während seiner ganzen Amtszeit (1861-1892) auch Vorstand dieser Ein­richtung war, konnte seinem Nachfolger Josef Wagner eine große, gefestigte Gemeinschaft mit der beachtlichen Einlage von 54.176 Kronen übergeben. In all den folgen­den Jahren wurde immer wieder den vielen Geschädig­ten geholfen.

Nach dem Ersten Weltkrieg entstand aus der Brandsteuerkasse der Wechselseitige Brandhilfsverein. Zu dessen langjährigen Obmännern zählen vor allem Bürgermei­ster Josef Nagelstrasser und nach dem Zweiten Welt­krieg Gemeindevorstandsmitglied Franz Innerhuber. Die immer auf die neuen Gegebenheiten abgestimmten Statuten haben ihre Wirksamkeit nie verfehlt und waren auch richtungweisend für viele andere Gemeinden.

Nach Franz Innerhuber wurde 1968 Franz Sturm zum Obmann gewählt. Ihm zur Seite stehen: Franz Riener (Obmannstellvertreter), Franz Dornmayr (Schriftfüh­rer), Max Krenner (Kassier) und Stadtamtsdirektor in Ruhe Hans Wairinger (Vereinsberater).

Sofort nach jedem Schadensfall bildet sich eine Schadenskommission mit den erforderlichen Sachverständi­gen. Gleichzeitig wird der gesamte Versicherungsausschuss (43 Mitglieder per 31. 12. 1981) für die rasche Er­mittlung der auf die nahezu 400 Mitglieder entfallenden Geld-, Sach- und Robotleistungen tätig.

Der Grundsatz: „Schnelle Hilfe ist doppelte Hilfe" er­reicht in jedem Fall, dass ein Geschädigter in kürzester Zeit in den Genuss der finanziellen Mittel kommt und wenige Tage nach dem Brand die Hilfsarbeiten durch die Mitglieder der Brandhilfevereinigung an der Brand­stätte einsetzen.