Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

Der Volksschulbetrieb in der Wiener Straße

Im Jahre 1873 wurde die dreiklassige Volksschule auf eine fünfklassige vergrößert. Die Schülerzahlen stiegen ständig an. 1876 gab es einen sechsklassigen Schulbe­trieb, wobei eigentlich schon sieben Klassen notwendig waren. So musste man nun eine größere Heimstätte für die Schüler suchen.

Die gute wirtschaftliche Situation ermöglichte es der erst einige Jahre zuvor gegründeten Sparkasse, das Schul­raumproblem durch eine Bauspende von 43.423 Gulden rasch zu lösen. Damit konnte Bürgermeister Ferdinand Bachmayr einen stattlichen Schulbau in der Wiener Straße errichten lassen, der am 8. September 1878 seiner Bestimmung übergeben wurde.

Das neue Haus war 40 Meter lang, 15 Meter breit und 19 Meter hoch; es hatte sechs Klassen, einen Kindergar­ten, einen Turnsaal, die Oberlehrerwohnung, einige Un­terrichtsräume und ein Lehrerzimmer. Im Bericht des niederösterreichischen Landesausschusses, betreffend das Schulwesen Niederösterreichs, hieß es: „Das Schul­haus in Haag ist ein ebenso schönes als zweckmäßig und äußerst solides Gebäude, welches eine wahre Zierde des Marktes bildet."

Die Schulleitung übernahm damals der dienstälteste Lehrer Johann Tippl; er übte den Posten als Oberlehrer bis zum übertritt in den Ruhestand im Jahre 1907 aus. Der verdiente Schulmann erhielt am 21. September 1897 das Ehrenbürgerrecht zuerkannt. Zu Tippls Nachfolger wurde Rudolf Beran, Lehrer aus Ulmerfeld, ernannt. Diese Entscheidung der Schulbehörde in Amstetten wurde gegen den Willen des damaligen Bürgermeisters und Obmannes des Ortsschulrates Rudolf Weiß getrof­fen. Zum Zeichen der Ablehnung gegen diese Ernen­nung legte Bürgermeister Weiß seine Ämter als Gemein­devorsteher und Ortsschulratsobmann zurück. Oberleh­rer Rudolf Beran führte die Volksschule in Haag bis zum Jahre 1916.

Im Mai 1901 erhielt das Schulgebäude die Wasserlei­tung. In den folgenden Schuljahren wurden die Klassen ständig vermehrt.

Infolge starken Lehrermangels musste der Lehrer der er­sten Volksschulklasse einige Zeit 120 Schüler (!) in einer Klasse unterrichten. Durch die Umwandlung der Oberlehrerwohnung in ein Schulzimmer gab es im Schuljahr 1910/11 bereits 12 Klassen.

Zum 60jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers wurde vor dem Schulhaus eine Eiche gepflanzt. Davor steht ein Gedenkstein mit den Jahreszahlen 1848-1908.

Seit 1916 leitete Oberlehrer August Bäunard die Schule; er trat mit 1. Mai 1920 von dieser Stelle zugunsten seines älteren Kollegen, des Oberlehrers Georg Paulmayr zurück, der die Schule bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahre 1923 führte.