Von der Bürgerschule zur Hauptschule
In der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Errichtung einer Bürgerschule zu einem kommunalpolitischen Thema ersten Ranges. Man wetteiferte, um Einnahmen durch Theateraufführungen, Bausteine, Notgeld u. ä. m. für das Bürgerschulprojekt zu sichern. Am 17. Jänner 1920 hat der Gemeinderat beschlossen, „das Versorgungshaus behufs besserer Ausnützung der Errichtung einer Bürgerschule zu widmen." Die immer stärker werdende Inflation machte dieses Bemühen vorläufig zunichte. Erst am 23. Oktober 1924 konnte mit der ersten Bürgerschulklasse begonnen werden, jedoch nicht im Versorgungshaus, sondern im Volksschulgebäude. Sie wurde von 22 Knaben und 16 Mädchen besucht. Mit der Leitung der neuen Schulform wurde vorerst Oberlehrer Ferdinand Schlager (Volksschulleiter seit 1923) betraut; mit 22. Jänner 1926 erfolgte seine Ernennung zum pädagogischen Leiter des Landeskindergartens. Ab dem Schuljahr 1920/21 wurde erstmals der Schuljahrbeginn vom 1. April auf Mitte September verlegt.
Mit dem Schuljahr 1925/26 bewilligte der Landesschulrat die Errichtung einer provisorischen Abschlussklasse, und der Fachlehrer Ludwig Achatz erhielt ab diesem Schuljahr die Leitung der dreiklassigen Bürgerschule (sie war bereits seit 1869 gesetzlich verankert) übertragen. Zwei Schuljahre später (1927) kam das Hauptschulgesetz, wodurch die fünfte Volksschulklasse aufgelassen wurde, weil die Hauptschule auf das vierte Schuljahr aufbaute. Somit dauerte in Haag der Betrieb der Bürgerschule nur drei Jahre.
Die 50jährige Schulhaus-Bestandsfeier gestaltete sich am 10. Juni 1928 zu einem Festtag für alle Haager. Die Seele der Vorbereitungen für dieses großangelegte Fest war Oberlehrer Ferdinand Schlager, der auch die Festrede hielt.
Mit 1. September 1930 trat Oberlehrer Ferdinand Schlager in den Ruhestand. Er erhielt auf Grund seiner Verdienste den Titel „Direktor" zuerkannt. Ab dieser Zeit gab es für mehrere Jahre nur eine Direktion für die Volks- und Hauptschule.
Besuchten um die Jahrhundertwende 478 Kinder die Haager Schule, so waren zur Stadterhebung 572 Kinder schulpflichtig, die sich auf 308 Volks- und 264 Hauptschüler aufteilten. Im Jahre 1933/34 steigerte sich der Schülerstand auf 618, so dass weitere Klassen extern im Postgebäude und eine Klasse im Versorgungshaus geführt werden musste. Die damaligen wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse waren für den notwendigen Erweiterungsbau leider sehr hinderlich.