Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

Der Unterricht nach der Ersten bis zur Zweiten Republik

Der Anschluss Österreichs an Deutschland brachte für die Schulen manche Zäsuren. In dieser Zeit erhielten beide Schulen eigene Schulleiter. Direktor Ludwig Achatz blieb Leiter der Hauptschule, Oberlehrer August Bäunard übernahm die Leitung der Volksschule. In vie­len Belangen musste sich das Schulwesen dem NS-Re­gime anpassen. Im Zweiten Weltkrieg, bedingt durch den Kriegsdienst vieler Lehrer, kam es zu Klassenzusam­menlegungen. Die Zuwanderung von Schülern aus kriegsgefährdeten Gebieten machte den Wechselunter­richt notwendig. Die Kriegsnot ergriff immer spürbarer den Schulbetrieb: Klassenräume mussten für Flüchtlinge abgetreten werden, die angespannte Transportlage zwang die Behörde zur Beschlagnahme des Kohlenvor­rates der Schulen für lebenswichtige Zwecke und be­wirkte, den Unterricht zeitweise einzustellen. Ein Not­unterricht wurde in privaten Räumlichkeiten eingerich­tet.

Dem Leiter der Volksschule, August Bäunard, wurden anlässlich seiner 40jährigen Dienstzeit an der Haager Volksschule am 1. Oktober 1944 viele Ehrungen zuteil. Das von ihm verfasste Werk „Die Erneuerung der Land-schulen" hat ihm in weitesten Fachkreisen große Aner­kennung eingebracht.

Hier sei auch des Lehrers Ignaz Hartmann gedacht. Er hat sich im öffentlichen Leben sehr betätigt. So stammt von ihm zum Beispiel die Karte der Gemeinde Haag vom Dezember 1908. Er war von 1885 bis 1909 Volks­schullehrer, Gemeinderat, und im Ruhestand bis 1930 Sparkassenbuchhalter.

In den letzten Wochen vor Kriegsende — die Amerikaner kamen am 8. Mai und die Russen am 9. Mai 1945 nach Haag, womit der Krieg zu Ende war — gab es keinen Un­terricht. Die Lehrkräfte, vorwiegend nur Frauen, waren in der Flüchtlingsfürsorge eingesetzt.

Mit dem Kriegsende wurde das Schulgebäude zur Ka­serne für die Besatzungstruppen. Auch andere große Ob­jekte, wie zum Beispiel das Mietwohnhaus des Altbür­germeisters Stefan Ströbitzer, ja selbst ganze Häuserzei­len mussten anfänglich für die 2000 stationierten Solda­ten plötzlich geräumt werden.

Der Landeskindergarten öffnete bereits am 15. Juni 1945 seine Pforten. Um die Schulkinder, wenigstens die näher wohnenden, einigermaßen über die lange schul­lose Zeit hinüberzubringen, hat man am 1. Juli 1945 ei­nen Kinderhort eröffnet.

Am 20. August 1945 wurde das Schulhaus von den frem­den Truppen geräumt. Der durch die Beschlagnahme entstandene Schaden an Einrichtungen, Lehrmitteln und optischen Geräten war sehr groß. Die Lehrmittel der Fortbildungsschule waren nahezu alle verschwun­den. In mehrwöchigem Einsatz wurden viele Haager zur Aufräumung der Klassen verpflichtet. Erst dann konn­ten die Handwerker ihres Amtes walten; jedoch nur in bescheidenem Rahmen, denn es fehlte an den notwen­digsten Dingen.

Mit vielen vorläufigen Behelfen begann am 10. Septem­ber 1945 das neue Schuljahr. Die Leitung der Volks- und Hauptschule erhielt der bisherige Fachlehrer Alois Prin­ner. Direktor Ludwig Achatz, der 20 Jahre in Haag tätig war, übernahm die Volks- und Hauptschule in Asch­bach; Direktor Alois Prinner folgte ihm zu Beginn des Schuljahres 1950/51 dorthin nach. An seine Stelle trat der seit 1938 in Haag wirkende Fachlehrer Karl Engel als Volks- und Hauptschuldirektor.