Die mittelalterliche Bausubstanz und das Renaissanceschloss
Das architektonische Bild des Schlosses (Abb. I) wird durch drei aneinandergereihte Hofanlagen, die Silhouette des Baues durch die beiden Türme des mittleren Hofes und den Uhrturm des Arkadenhofes bestimmt. Dieser im Westen gelegene Arkadenhof, den der Besucher beim Durchschreiten des Gebäudes zuletzt erreicht und dessen jetziges Erscheinungsbild aus dem 16. Jh. stammt, birgt im Südtrakt die ältesten Bauteile des Schlosses. Aufgrund der hier besonderen Mauerstärken schließt Univ.-Prof. Dr. Adalbert Klaar auf mittelalterliche Bausubstanz nahezu im gesamten Erdgeschoß und im ersten Stockwerk. Weitere mittelalterliche Mauerreste (Textfig-1, 2, 3) sind noch im Ost- und, wie sich bei den Restaurierungsarbeiten 1972 gezeigt hat, auch im Westflügel enthalten, die vermutlich ins 15. Jh. zu datieren sind. Es ist anzunehmen, dass sich in der Südwest-Ecke des heutigen Arkadenhof-Südtraktes der Bergfried befand, an welchen gegen Osten hin der Wohntrakt, der sogenannte Palas der mittelalterlichen Burg angeschlossen war. Der dem Palas und Bergfried im Süden vorgelagerte Halsgraben ist heute noch vorhanden.
Die mittelalterliche Burg, deren älteste bekannte Erwähnung - kürzlich von OSR Franz Steinkellner aufgefunden - aus dem Jahre 1282 stammt, hat im 16. Jh. eine erste bedeutende Erweiterung erfahren.
Nachdem die Burg in rascher Folge die Besitzer gewechselt hatte, erwarb sie 1530 der Handelsherr Niklas Kölnpeck aus Steyr. Von der Familie Kölnpeck wurde sie zu einem Renaissanceschloss ausgebaut. Der mittelalterliche Kern wurde zu einer dreigeschossigen, nunmehr vier Trakte umfassenden Anlage erweitert und der so entstandene Hof an allen vier Seiten mit Arkadengängen (Abb. 2) versehen. Der Grundriss des unregelmäßigen Vierkanters lässt vermuten, dass bei der Errichtung dieses Schlossbaues nicht nur die mittelalterliche Burg, sondern auch deren Befestigungsanlagen im Norden und Osten einbezogen wurden, die sich nach der Beschaffenheit des Terrains richteten und so die Situierung des neuen Schlosses vorgaben.
Die Bogengänge des Arkadenhofes sind allen drei Geschossen vorgelegt. Im Erdgeschoß tragen gedrungene Rundpfeiler breite Bögen. Dabei fallen die im Rhythmus gestörte Anordnung der Pfeiler und die an drei Seiten halbierten Bögen auf, eine Unregelmäßigkeit, die sich aus der Form des Hofes erklärt. Ein geschlossener Rhythmus wird jedoch in den Arkaden der beiden oberen Geschosse, die ja das Erscheinungsbild des Hofes
dominieren, gefunden. Hier tragen zarte toskanische Säulen nur halb so große Bögen wie im Erdgeschoß. Diese sind zugleich auch das Maß für die Kreuzgratgewölbe der Arkadengänge. Die Gliederung der Parapetmauer durch die beiden umlaufenden Steingesimse sowie die vertikalen, mit Rhomben dekorierten Steinteile unterhalb der Säulchen geben dem Hof Struktur und fördern den Eindruck der Geschlossenheit. Wenn auch die Arkadengänge der Kommunikation zwischen den Räumen sehr dienlich waren, so gab zweifellos der Wunsch nach Repräsentation den Ausschlag für diese architektonische Lösung. Die Mitte des Hofes nimmt ein Brunnen ein, dessen mächtiges, reich profiliertes Becken aus der Zeit um 1700 stammt.
Salaberg war durch drei Generationen im Besitz der protestantischen Familie Kölnpeck. Nimrod Kölnpeck war durch seine schlechte finanzielle Lage gezwungen, 1618 das Schloss zu verkaufen. Die Herrschaft Salaberg gelangte nun an die katholische Familie Salburg. Der erste Salburger auf Salaberg war Heinrich, Reichsfreiherr auf Falkenstein. Dieser oberösterreichische Ritter war schon zwei Jahre vor dem Erwerb Salabergs in den landständischen Adel Niederösterreichs aufgenommen worden. Nach dem Tode Heinrichs von Salburg im Jahre 1629 erbte dessen Sohn Georg Siegmund neben zahlreichen Besitzungen in Oberösterreich die Herrschaft Salaberg. Die rechtmäßige Übernahme erfolgte —wohl wegen eines Erbschaftsstreites — erst 1635.9 Der neue Besitzer wurde 1665 von Kaiser Leopold I. in den Reichsgrafenstand erhoben.°
Georg Siegmund und sein jüngster Sohn Franz Ferdinand waren die bedeutendsten Bauherrn von Salaberg. Durch sie wurde dem Schloss das Aussehen gegeben, das es noch heute zeigt. Der Ausbau erfolgte in zwei getrennten Phasen. Diese Schlosserweiterungen des 17. und frühen 18. Jh.s sind deshalb kunsthistorisch so interessant, weil sich im Gegensatz zum Renaissanceteil des Schlosses nicht nur Architektur, sondern auch künstlerisch wertvolle Innenausstattungen und die Gartenanlagen erhalten haben.


