Die Sendung der Kirche in dreifacher Sicht
1. Verkündigung: „Der Glaube kommt vom Hören"
Röm 10,17. Alle, die noch die großen Predigten von Msgr. Pragerstorfer in Erinnerung haben, wissen aus dem eigenen Glaubenserleben, wie diese dauernde Verkündigung der Gottesbotschaft den Menschen hält und stärkt. Immer hat die Kirche über die Predigt hinaus auch außerordentliche Wege der Verkündigung beschritten.
Die Ältesten unter uns haben in ihrem Leben die Möglichkeit gehabt, sechs große Volksmissionen mitzuerleben und aus der Fülle dieser Verkündigung zu schöpfen.
- 20. Februar— 27. Februar 1904. Missionare: 4 Jesuitenpatres aus Steyr
- 6. März-16. März 1921. Missionare: P. Lazaristen aus Wien
- 17. April-24. April 1932. Missionare: P. Redemptoristen/Eggenburg
- Fastenzeit 1949. Missionare: P. Redemptoristen
- 6. April-16. April 1962. Missionare: P. Redemptoristen/Wien
- 23. Februar-13. März 1977. Missionare: P. Redemptoristen/Eggenburg
Wenn auch immer die Versuchung bestand, den Erfolg einer Volksmission in einigen statistischen Zahlen (Empfang des Bußsakramentes, Kommunionempfang in Prozentangaben) festzuhalten, so sind die wahren Auswirkungen im gesamten christlichen Leben nicht fassbar, sie sind zusammengefasst im Leitsatz der Mission 1977: „CHRISTUS, UNSER LEBEN".
Gerade diese letzte Volksmission hat aufgezeigt, dass die Verkündigung nicht nur in Kirche und Schule ihren Platz hat, sondern zu den Menschen hinausgehen muss Es wurden damals 18 Gesprächsabende an verschiedenen Punkten der Pfarre (Wohn- oder Gasthäuser) gehalten, um allen die Möglichkeit zu geben, ihre Enttäuschung und Freude im eigenen Glaubensleben mitzuteilen und zu reflektieren. Darum war das ORF-Seminar 1980 „Warum Christen glauben" eine willkommene Möglichkeit, diese Art der Verkündigung fortzusetzen. Insgesamt wurden 12 Gruppen (6 für Erwachsene und 6 für Jugendliche) gebildet. Vier Themen wurden aus dem ORF-Kolleg ausgewählt und bei den einzelnen Gruppenabenden durchgearbeitet: „Gott", „Jesus Christus", „Umkehr, Buße", „Beten". Vom 14. Jänner bis 17. April 1980 wurden in den Katastralgemeinden und in der Stadt insgesamt 48 Gruppenabende gehalten. Verantwortlich für den Ort der Zusammenkunft und die entsprechenden Einladungen waren die zuständigen Mitarbeiter. Die Gesamtzahl der Teilnehmer betrug bei den Erwachsenen 234, bei der Jugend ca. 150. Die Jugend ließ diese Einrichtung der Gruppenabende in den Katastralgemeinden zur beständigen Einrichtung werden. Ermuntert durch diese Verkündigung folgten vom 9. Februar bis 17. März 1981 die Glaubensgespräche 1981 mit dem Thema: „Kirche". Diesmal bildete sich in jeder Katastralgemeinde eine Gruppe heraus — insgesamt wiederum mit ca. 260 Teilnehmern. Besonders erfreulich war das Gesprächsklima. Die eigenen Erfahrungen im Glaubensleben — positive und negative — in der Gruppe ausgesprochen, waren in ihrer Offenheit nicht gewöhnlicher Beitrag, sondern gegenseitige Hilfe. Der Ausspruch: „Zum Glauben braucht man Freunde" wurde wahr. Wenn früher hauptsächlich die Verkündigung von den Priestern und Eltern getragen wurde, sich also in der Wortverkündigung der Liturgie und in der Familie vollzog, so wird heute auch der einzelne Laie heraus
gefordert, die Verantwortung der Verkündigung mitzutragen. Ein Anfang in dieser Richtung ist sicher der Einsatz von Religionslehrerinnen: Frau Steinwendtner seit 1971, Frau Steindl seit 1973 und Frau Mag. Teufl seit 1980. — Der Kreis der offiziellen Verkündigung erweiterte sich aber noch durch die Übernahme des Firmunterrichtes durch folgende Firmhelfer: Brunner Hannes, Buber Aloisia, Detter Ingrid, Detter Roman, Gutmann Ingrid, Haunold Hermine, Lehner Maria, Pelich Herta, Ripl Johanna, Steinwendtner Erika, Stubauer Christine, Swoboda Theres, Swoboda Karl.
Ziel ist das volle Verstehen des Konzilsdekretes über die Laienmitarbeit. Im Herzen aller sollten die Worte des Apostels ein Echo finden: „Weh mir, wenn ich die gute Botschaft nicht verkünde" (1 Kor 9,16) und „Die Liebe Christi drängt uns" (2 Kor 5,14).
2. Liturgie: „Ein Lebensstrom vom Berghügel"
Die Sorge um den Menschen, um den Aufbau der lebendigen Kirche des Herrn, wird immer Vorrang haben. Weil wir als seine Gemeinde in der Messfeier täglich auf-erbaut werden zur Wohnung Gottes' im Geiste, wird die Mühe um das Gotteshaus immer auch ein dringliches Anliegen der Gläubigen bleiben. So sehr jede private Bindung an Gott notwendig und auch zu schätzen ist, zum Bau einer Gemeinschaft ist auch der gemeinschaftliche Vollzug in der Liturgie unerlässlich Das Ziel aller Getauften ist und bleibt die volle, bewusste und tätige Teilnahme', ein Eingehen auf das Geheimnis der Eucharistie (Dankfeier) und ein Sich-Selbst-Mitdarbringen. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass im Gotteshaus zu jeder Zeit das Denken und Empfinden der Menschen zum Ausdruck kommt. Darum gibt es von der altchristlichen Basilika bis zum Gotteshaus von heute eine Vielzahl von Stilrichtungen, die vom Glaubensausdruck ihrer Zeit geformt wurden.
Bevor unsere Kirchenrenovierung 1969 begonnen wurde, waren eine Unzahl von Beratungen mit Liturgie- und Kunstverständigen, Theologieprofessoren, das Studium einschlägiger Literatur und vor allem der Liturgischen Konstitution des Zweiten Vatikanums vorausgegangen'. In Zusammenarbeit mit dem gebürtigen Haager Baumeister Josef Weidinger sind zwei entscheidende Grundsätze endgültig festgelegt worden:
Das anerkannt Schöne an und in unserer Kirche soll zum Tragen kommen. Und zwar ist und bleibt das Schönste in der dreischiffigen Hallenkirche der gotische Raum in seiner harmonischen Architektur mit den wenigen Resten aus der Kirche vor der Regotisierung, das sind die beiden Barockbilder von Altomonte und einige Statuen.
Die Anordnung der liturgischen Orte' (Altar, Ambo, Tabernakel) soll nach dem Verständnis des Zweiten Vatikanums erfolgen, besonders diesen Begriffen entsprechend: „Der Altar als dauernd gesetztes Gedächtnis des Opfers und Mahles Christi zum Bundesschluss des himmlischen Vaters mit seinem Volk."
Der weite Raum sollte ein Ort der Sammlung zur Einheit werden und zugleich ein Raum der Aktion, wie er vom Mittätig-Sein gefordert ist.
Die ganze feiernde Gemeinde hat ein Zentrum, eben diesen Altar, und sie muss sich um diesen scharen können. War das nicht in vielen Stiftskirchen durch das Chorgestühl unmittelbar um den Altar genauso ausgedrückt? Was damals den Mönchen vorbehalten war — die Nähe des Altares — sollte dem ganzen Volk bewusst werden: Das ganze Volk ist zum „Chor" um den Altar aufgerufen. Gerade weil dieses Bewusstsein des Dazugehörend durch viele Jahrhunderte nicht oder in anderen Formen ausdrückt war, wird dieses große Anliegen noch lange Ziel bleiben müssen. Msgr. Pragerstorfer klagt einmal in der Pfarrchronik: „Es wird Jahre dauern, den Großteil des Gottesvolkes zum lebendigen Mitfeiern zu erziehen. Was kostet es dauerndes Bitten, dass sich an Wochentagen die Messbesucher in den vorderen Stühlen zur Gemeinschaftsmesse am Hochaltar versammeln."
Selbstverständlich ist eine Neuordnung alter Kirchen nicht problemlos. Meist geht es darum, den Idealvorstellungen annähernd zu entsprechen. Der einzelne hat auch in einer vollbesetzten Kirche sein Recht — gerade darum wurde das Ausfüllen der ganzen Kirche, nur mit Stühlen, verhindert. Jeder soll auch beim Gottesdienst wahrgenommen werden können. Wenn ich sonntags hinein blicke in die Gottesdienstversammlung, streife ich als Priester unwillkürlich alle Mitfeiernden — so fällt die Anwesenheit, aber auch die Abwesenheit sofort auf. Wie sehr gemeinschaftsbezogen dadurch die hl. Messe wird —allein die Gedanken: Ist der oder die krank, was kann mit ihm sein? verweisen darauf.
Jeder, ganz gleich, ob er ganz vorne sitzt oder von hinten unter dem Spitzbogen nur einen Raumausschnitt sieht, kann das Gefühl haben, Christus ist mein Gegenüber, die Einheit mit IHM kann Wirklichkeit werden. Der freie Raum um den Altar lädt geradezu ein zum Mitvollzug in der entfalteten Feier, wie er bei einem hohen Fest von der Ministrantenschar dargestellt wird.
Wenn ein deutliches Kennzeichen des ganzen, weiten Raumes seine Einfachheit ist, so ist darin ausgedrückt, dass liturgisches Geschehen Vorrang hat. Es ist ein Raum, in dem die Verbindung mit Christus vor allem im sakramentalen Tun erreicht wird. Die entscheidende Kraft der Aussage wurde in die Gestaltung oder reine Linienführung des Raumes selbst verlegt.
Kommen Sie einmal als stiller, nicht gehetzter Mensch außerhalb der hl. Messe in unser Gotteshaus, lassen Sie den Raum auf sich wirken und beginnen Sie erst dann zu beten. Etwas von der Wirkung des großartigen Raumes wird in Sie und auch in Ihr Gebet einfließen.
In der frühchristlichen Basilika stand die Gemeinde der Gläubigen im Raum. Sie erlebte das Innere — das Hineingenommen-Sein in den Lebensraum Gottes — als Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen (Eph 2,19), mit eingebaut in die Wohnung Gottes.