Mitarbeit der Laien
Wenn im Vorausgegangenen die Verwirklichung der Sendung der Kirche in Verkündigung, Liturgie und Diakonie (Caritas) in der Geschichte unserer Ortskirche dargestellt wurde, sollte auch aufgezeigt werden, dass dieses unser Haag immer an allen geistigen Strömungen der Gesamtkirche Anteil genommen hat. Im Überblick wird deutlich: Die Priester der Pfarre wären der Größe der Aufgabe nie gerecht geworden, aber diese Priester waren nicht allein. Es gab die Mitarbeit der Laien in Bruderschaften, in Vereinen, in den Gliederungen der Naturstände, bis hin zu allen Ausformungen, wie sie heute wahrgenommen wird.
Das erste vollverantwortliche Forum in diesem Jahrhundert war der PFARRKIRCHENRAT. Er hat sich in Zeiten härtester ideologischer Auseinandersetzungen bewährt. Wenn heute die Kirchen und kirchlichen Bauten in der Heimat ein so sauberes Bild abgeben, so ist das unseren Pfarrkirchenräten zu verdanken. Unsere Mitglieder: Franz Gölzner, Obmannstellvertreter; Leopold Aichberger, Franz Fehringer, Johann Illich-Edlinger, Gottfried Kreismayr, Josef Lehner, Hermann Maiss, Willibald Michlmayr, Martin Saffertmüller, Franz Schaumberger, Stefan Schmiedinger, Johann Schreiberhuber, Franz Sturm, Karl Wagner, Karl Zeidlhofer. — Auch unsere Pfarre verdankt dieser Tatkraft Wesentliches: Renovierung der Kirche, zweimalige Anschaffung von Glocken, Turmdach und Kirchendach, Friedhofsrenovierung und Erweiterung, Kirchenplatz, und nicht zuletzt die Wehrmauer-Sanierung. Die Mitarbeit beschränkte sich nie allein auf das Beschlüsse-Fassen, sondern bedeutete jedesmal ein Mit-Hand-Anlegen im Einsatz für die Allgemeinheit.
Der Begriff, die Kirche der Leib Christi (1 Kor 12,12 ff), in der Enzyklika „Mystici corporis" (Pius XII.) und der beim Zweiten Vatikanum herausgehobene Begriff „Volk Gottes" haben wesentlich dazu beigetragen, das Bewusstsein der Laien neu zu prägen. Das Lehramt drückt damit die Wahrheit aus: Die Kirche kann ihrer Sendung in der Welt nur dann gerecht werden, wenn auch die Laien sich dieser Sendung in Verkündigung, Liturgie und Diakonie bewusst werden.
So entwickelte sich auch bei uns das Instrument dafür. Zuerst der Pfarrausschuss — am 4. Dezember 1969 wurde der Pfarrseelsorgerat konstituiert, am 5. November 1973 der erste Pfarrgemeinderat, und am 18. Mai 1978 begann ein neugewählter Pfarrgemeinderat die Verantwortung wahrzunehmen: Hannes Brunner, Alfred Elbs, Franz Fehringer, Norbert Geiblinger, Karl Gratzer, Anton Haunold, Dr. Anton Hengst, Elfriede Huter, Johann Illich-Edlinger, Gottfried Kreismayr sen., Gottfried Kreismayr jun., Rosa Leitner, Maria Lehner, Leopoldine Maiss, Willibald Michlmayr, Margarete Pfaffeneder, Johann Pieringer, Franz Schallauer, Franz Schaumberger, Anita Schöllhammer, Käthe Steindl, Erika Steinwendtner, Johann Stöckler, Maria Stöckler, Gertrude Stieböck, Maria Teichmann, Johann Wiesinger, unter Vorsitz von Dechant Leopold Etlinger. Die praktische Arbeit wird in den Gliederungen der Katholischen Aktion vollzogen. Die Aktivistenrunde setzt nach der Methode „Sehen — Urteilen — Handeln" die Grundlinien. Dem Pfarrgemeinderat stehen für spezielle Aufgaben einzelne Ausschüsse zur Seite (Jugend, Caritas, Mission, Senioren, Ehe und Familie, Liturgie).
Die Einrichtung des Pfarrgemeinderates hat nicht nur das demokratische Element mehr in das Leben der Kirche hereingeholt, sondern auch eine innere Entwicklung durchgemacht. Zuerst war es mehr ein freudiges Aufatmen über die „Aufwertung der Laien", litt dann unter der Meinung, mit Kritik wäre alles getan, versuchte sich bisweilen als Organ, um für die Priester einen Aufgabenkatalog zusammenzustellen, bis durch die reelle Mitarbeit das Übernehmen der Verantwortung im Reden und Tun immer mehr zum Durchbruch kam, Jahrhundertelange Auffassungen, die wesentlich innere Struktur einer Pfarre, das heißt, die Seelsorge allein dem Klerus zuzuweisen, erwiesen sich als Hemmschuh. Im Gegensatz dazu zeigten sich die jungen Kirchen Afrikas und Süd-Amerikas oft viel beweglicher (s. Katechistenarbeit, Basisgruppen u. ä.), und wir haben von ihnen lernen können.
Unsere vielen Mitarbeiter sind ein Zeichen dafür, dass wir zwar den Kinderschuhen dieser Entwicklung entwachsen sind, aber vor neuen Aufgaben stehen.
Hilfe dazu waren sicher unsere alljährlich abgehaltenen Mitarbeitertage" (miterlebt und abgeschaut in einer italienischen Pfarre 1971) mit ihren Themen:
1971 in Euratsfeld „Neue Verwirklichungsformen von Gemeinde", Pfarrer Etlinger.
1972 in Amstetten, Herz-Jesu-Pfarrheim, „Gespräch mit Gott — Gespräch miteinander", Pfarrer Etlinger.
1973 in Böhlerwerk „Das persönliche Beten in der Familie, in Gruppen — Beten in der Kirche", P. Heinrich OSB.
1974 in Münichholz „Katholikentag 1974 — Versöhnung, Pfarrer Etlinger.
1975 in Enns-Lorch „Kirche ist Einheit und Gemeinschaft", Pfarrer Johann Hechtl.
1976 in Stift Seitenstetten „Volksmission ja, aber wie?", P. Kendöl, Eggenburg.
1977 in Amstetten - St. Marien „Mission - was dann?", P. Hütter.
1978 in Haag „Die lebendige Gemeinde braucht viele Kleingemeinden. Nachbarschaft ist eine Kleingemeinde", P. Heiß.
1979 in Weistrach „Die Kirche, in ihrer Sorge um die Berufung des Menschen in Christus", Weihbischof Dr. Alois Stöger.
1980 in Seitenstetten-Marianum „Gebetsrunden in der Pfarre", Pfarrer Oisser, Gallneukirchen.
1981 in Haag „Zum 950-Jahr-Jubiläum — Haag in seiner Geschichte", Ausschnitte aus der Pfarrchronik, Dechant Etlinger.
Die Teilnahme von 150-200 Mitarbeitern mit ihren Familien im Jahre 1981 als Einführung in unser Jubiläumsjahr will auch ausdrücken, wie sehr uns die Mitarbeitertage zum Gerüst unseres Wollens geworden sind.
Es darf uns alle freuen, dass neben den schriftlichen Dank- und Anerkennungsschreiben unseres Bischofs eine Reihe Mitarbeiter besondere Auszeichnungen erhalten haben.
Frau Gertrude Stieböck, Herr Johann Hintermayr, der verstorbene Mesner, Herr Josef Jochinger, Herr Franz Gölzner, Herr Josef Lehner den Hippolytorden III. Klasse; ebenso Frau Franziska Geiblinger und Frau Anna Raidl für 50 Jahre Kirchenchor; Herr Gottfried Kreismayr erhielt den Hippolytorden II. Klasse. Die Elisabethplakette der Caritas für Familie Lehner für besonderes karitatives Wirken sei noch hervorgehoben. Staatliche Anerkennung fanden der Einsatz für die kambodschanische Flüchtlingsfamilie: Frau Magda Weißengruber und Herr Gottfried Kreismayr erhielten vom Bundespräsidenten das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich.
In allen Würdigungen darf sich aber auch jeder einzelne, der an diesem umfassenden Werk, dem Leben der Pfarre, Anteil genommen hat, freuen — es ist ein Anteil an der Berufung:
KIRCHE IST GEMEINSCHAFT UND BAUT GEMEINSCHAFT!