Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

Kirche ist Gemeinschaft und baut Gemeinschaft

Von Leopold Etlinger

50 Jahre Stadt Haag — 950 Jahre Pfarre Haag, dieses Ju­biläum ist für mich als Pfarrer von Haag im Jahre 1982 nicht bloß Geschichte — ein Ablauf von Ursache und Wirkung — sondern ein lebendiges Zeugnis, dass das Su­chen nach den Spuren der Vergangenheit ein besseres Erkennen des eigenen Lebens bedeutet und gleichzeitig zu einem klareren Licht für die Zukunft wird.

Am Karner hinter der Kirche trägt ein roter Grabstein Zeichen frühesten Lebens: Die Versteinerung' eines Ammoniten (Schalentier) von außergewöhnlichem Durch­messer - lebendig vor Millionen Jahren. Diesem Zeit­ausmaß stehen unsere 50 Jahre einer Stadt und auch 950 Jahre einer Pfarre verschwindend klein gegenüber. Man ist versucht zu sagen: unbedeutend. Trotzdem aber lässt sich auch aus dieser Zeitspanne ein Leben, ein Lebens­strom von diesem Gotteshaus am Berghügel ausgehend, feststellen, der gewaltiger ist in seiner Dimension, als wir, oberflächlich betrachtet, wahrnehmen.

Im Laufe dieser 950 Jahre sind hier mehr als 100 Millio­nen Menschen hergekommen. Sie haben sich in unserem Gotteshaus am Berg getroffen, haben gemeinsam gebe­tet und gesungen, getrauert und sich gefreut — ist diese Zahl nicht allein schon Ausdruck strömenden Lebens? Und jene Menschen haben nicht nur für sich allein Kraft geschöpft, sondern aus ihrem erfüllten Glauben das Le­ben dieser Pfarrgemeinde geformt. Sie haben bis in unse­re Zeit herein Aufgaben für alle Bürger von Haag gelei­stet. Die Gemeinschaftsarbeit bei der Renovierung der Kirche und des Friedhofs, bei der Erweiterung des Friedhofs, bei der Pflasterung des Kirchenplatzes und beim Wiederaufbau und der Sanierung der Wehrmauer sind die letzten Beispiele dafür, von denen wir selber Zeugen sind.