Gründung der Haager Kirche (Eigenkirche der Stifterfamilie)
In der zeitlichen Abfolge der Ereignisse kommt es 1032 zur Weihe der Kirche von Haag durch Bischof Berengar (Pernger) von Passau (1013-1045)32. Es gibt nun Stimmen in der Literatur, die diese Kirchweihe wohl unserem Haag zusprechen, doch mit dem leisen Zweifel vermischt, dass es sich doch kaum um das oö. Haag am Hausruck handeln könne. Doch darüber kann man beruhigt sein, denn nach Heinrich Ferihumer und Konrad Schiffmann kommt das oö. Haag für die erwähnte Kirchweihe wirklich nicht in Frage.
Wenn es sich damals bei Haag, wie die Literatur glauben machen will, schon um bambergischen Besitz gehandelt hätte, dann ist es zumindest auffällig, dass in der Weihenotiz nur von Bischof Berengar von Passau gesprochen, Bamberg aber mit keiner Silbe erwähnt wird. Der Grund dafür kann nur der sein, dass Bamberg 1032 an Haag noch keinen Anteil hatte. Zwischen jenem Pilgrim, der 1002 Winnersdorf und die 100 Huben im Haager Wald von Heinrich II. erhalten hatte, und Gunther, der 1057 Bischof von Bamberg wurde, muss es eine enge Familienbindung gegeben haben, da das Allod des ersteren auch beim zweiten als Allod aufscheint. Zwischen 1002 und 1057 war daher der Güterkomplex ein Familienbesitz und es handelt sich bei der Gründung der Haager Kirche zunächst um eine Eigenkirche der Stifterfamilie, die auch einzelne Güter zur Dotation der Stiftung aus dem genannten Güterkomplex erhielt.
Das Michaelspatrozinium der Haager Kirche hat also im Gegensatz zu verschiedenen Behauptungen in der Literatur mit Bamberg nicht direkt etwas zu tun, und zwar schon deshalb nicht, weil Bamberg damals noch gar nicht im Besitz von Haag war. St. Michael ist ja auch gar nicht der Schutzpatron der Bamberger Domkirche, und Michaelsverehrung und Heiligtümer zu seinen Ehren gibt es nicht nur im Bistum Bamberg, sondern in vielen anderen Diözesen auch, vor allem in Bergkirchen. Doch ist es immerhin möglich, dass Gunther, der 1057 Bischof von Bamberg wurde und schon vorher Domherr in Bamberg war, dort die Michaelsverehrung kennen- und schätzen gelernt hatte, und so maßgeblich dazu beigetragen haben könnte, dass die Haager Kirche diesem Erzengel geweiht wurde.