Das Leben und Wirken einer Kleinstadt
Von Josef Jochinger
Haag als Wohn- und Lebensraum
Das Leben und Wirken einer Gemeinde ist nur auf der Basis geschichtlicher und geographischer Voraussetzungen verständlich. Das Gebiet zwischen dem Enns-Donau-Winkel und der Ybbs gehört zum Alpenvorland. Es war vor mehr als tausend Jahren vom Ennswald bedeckt. Dies und das Fehlen größerer Flüsse, strategisch oder wirtschaftlich bedeutender Punkte bewirkte auch, daß sich in unserer Region kein größeres Gemeinwesen entwickelte. Erst die eingewanderten Bayern begannen das Land zu erschließen.
So entstand auf dem Hügel, der die Kirche trägt, eine größere wehrhafte Siedlung. Der fruchtbare Boden und das Klima boten die Voraussetzungen für eine gedeihliche Landwirtschaft nach Rodung der Wälder.
Haag entwickelte sich vom Bauernmarkt allmählich zu einem handwerklichen Mittelpunkt und mit Beschluß des Landtages von Niederösterreich vom 23. Juni 1932 zur Stadt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte mit der Modernisierung und Technisierung der Landwirtschaft und dem Ausbau der Industriezentren Linz und Steyr im benachbarten Oberösterreich ein spürbarer Wandel ein. Er wirkte sich auf alle Bereiche des Lebens unserer Stadt aus: Die Bevölkerungsstruktur änderte sich, Siedlungen entstanden, Straßen und Kanäle wurden gebaut, Schulen und Kindergärten erweitert.
Der gewaltige Zuwachs an unselbständig Erwerbstätigen und die Vermehrung der Freizeit forderten den Ausbau der Freizeiteinrichtungen, die Gründung von Sportvereinen, die Ausweitung des kulturellen Angebotes und der Bildungseinrichtungen. Auf diesem Wege schreiten wir auch heute, fünfzig Jahre nach der Stadterhebung, zügig voran.
Die Menschen unseres Industriezeitalters suchen in ihrer Freizeit Ruhe und Erholung. Dazu ist eine Kleinstadt, die gewisse Strukturen aufweist, der ideale Lebensraum für den gehetzten Menschen unseres Jahrhunderts.
Sie bietet ihren Bürgern Nahversorgung, gesunde Umwelt, freie Verkehrsflächen, das Grün vor der Haustür und zwischenmenschliche Beziehungen in kleineren und größeren Gruppen. Der Mensch — nicht die Masse —steht im Mittelpunkt des kommunalen Denkens und Wirkens! Der Kontakt vom Bürger zum Bürgermeister ist ein direkter, kein verbürokratisierter. Die Gemeinde ist eine „Großfamilie", in der beinahe jeder jeden mit seinen Vorzügen und Schwächen kennt. Diese Tatsache gilt besonders für Haag. Die Stadt und ihre Einrichtungen sind organisch gewachsen. Nie haben Probleme bei Gemeindezusammenlegungen Strukturen zerstört, sondern die Bewohner und jene, die es wurden, zu einer Bürgerschaft verschmolzen. Die Aufbauarbeit wurde gemeinsam gemeistert, Feste wurden gemeinsam gefeiert. Dazu kommt noch die Lage der Stadt, die sie als Lebensraum so interessant macht. Haag liegt im Herzen des Mostviertels, im Dreieck Amstetten—Steyr—Linz. Die Arbeitsplätze in den genannten Industriezentren bieten sich an. Autobahn, Westbahn sowie bestens ausgebaute Bundes- und Landesstraßen sind dem Erreichen der Arbeitsstätten dienlich, so daß die relativ kurze Pendlerzeit durch die Vorteile des Lebens in unserer Stadt sicherlich aufgehoben wird.