Haus-Chroniken von Haag

Nach Katastralgemeinden - von damals bis heute

Die Art der Aufzeichnungen

Umschlag eines 350 Jahre alten Buches.
Umschlag eines 350 Jahre alten Buches.

Papier war in früheren Zeiten ein kostbares Hilfsmittel, um schriftliche Aufzeichnungen zu ermöglichen. Für die Aufzeichnungen der kirchlichen und weltlichen Herrschaften wurden Bücher mit leeren Seiten gebunden - meistens mit Ledereinband und oftmals sogar mit metallenen Eckbeschlägen und Verschlußklammern. Diese leeren Seiten in den Bücher wurden erst durch die vom Schreiber niedergeschriebenen Inhalte zu einem lesbaren Buch.

Es passierte aber auch, dass das notwendige Papier nicht ganz die gewünschte Größe für das Buch erreichte, die Seiten nicht regelmääßig waren oder das Papier unterschiedlich stark ausfiel. Dieses Papier war zu wertvoll, um ausgeschieden zu werden. Aus diesen Bögen band man ebenfalls Bücher - allerdings dünner und nicht hochwertig. Das waren die so genannten "Fetzenbücher" - also in unsere Zeit übertragen waren es einfache Notizhefte. Bei diversen Amtshandlungen vor Ort wurde in diesen Büchern der entsprechende Vorgang (Inventarium, Sterbeabhandlungen, Hausübergaben, Kauf- oder Verkaufsvorgänge) festgehalten. Erst in der Kanzlei der entsprechenden Herrschaft wurde vom zuständigen Schreiber der provisorisch festgehaltene Inhalt in das "schöne" Buch übertragen. Ein gutes Beispiel für diese Vorgänge bietet der Eintrag vom 22. 5. 1662. Links das "Fetzenbuch" mit dem Vorgang auf der linken Seite. Rechts das "Reinbuch" mit dem gleichen Eintrag auf der rechten Seite - allerdings "schön" und ausführlicher geschrieben:

An den linken und rechten Kanten des Papieres erkennt man schon den Qualitätsunterschied der Bücher.

Transcript des Eintrages:

Inventarium
Auf zeitliches ableiben Hanßen Staindl seelig: am Grillenberger Guet, ist dessen hinterlassenes Vermögen, von Grundt: undt Voggtobrigkeit wegen durch Wolfen Rapolzperger Pfarrischer Ambtmann, und Michael Edhofer Sallabergischer Viertlmeister deß Steyr Viertl, auf Seithen der Wittib Wolf Plaumauer am Knillhof Ennseggerischer Underthan, und auf Seithen der Kinder durch Andreas Staindl, am Grabenlehen, Erla Closterischer Unterthan treulich geschätzt, beschrieben: und nachfolgendt verhandelt worden ...

Erben zum Verlaß.
1. Obgemelte Wittib Katharina

Khinder
2. Maria ihres Alters 17. Jahr ledigen Standts.
3. Magdalena ihres Alters 10. Jahr ledigen Standts.

Vermögen
Das obgemelte Grillenperger Gueth, sambt den darzue gehörigen Gründten; ist geschätzt worden P. 350fl.

Auf der nächsten Seite geht es mit der Aufzählung der Wertsachen weiter:

2 Roß mit samt daran Gschier ... P. 30fl
1 Khur mit samt daran Gschier ... P. 8fl
2 Alte Schwein und 4 heurige Schweindl ... P. 4fl
5 Scheffel ... P. 3fl
1 Gantzer: undt ein Halbwagen mit aller Zuegehör ... P. 18fl
1 Egen und ein Pflug: ... P. 2fl 30x
1 Schäbstokh, ein Geßotstokh sambt völligen Stadlzeug ... P. 2fl 30x
1 Stoßstekhen ... P. 45x
Haun, Schaufel und 1 Saag ... P. 2fl
Deß Erblassers Truhe sambt dem Leib Gewandt ... P. 2fl
...

fl = Gulden, x = Kreuzer